Nachruf

Infobanner

06. Juni 2015

Guido Holzmann-Marti

Guido Holzmann-Marti
Grosswangen

Guido Holzmann wurde am 15. April 1926 in Grosswangen geboren. Das «Innerdorf» war sein Platz auf dieser Welt. Hier verbrachte er sein ganzes Leben. Am 8. März 2015, an einem strahlenden Frühlingssonntag, ist er in seinem Zuhause gestorben.

Er war Bauer mit seinem ganzen Wesen. Er liebte die Erde, die Menschen, seine Äcker, die Obstbäume, die Tiere, den Wald. 

1956 heiratete er Marlis Marti von Wüschiswil. Gemeinsam gingen sie einen langen Weg. Sie unterstützten sich bei allen Aufgaben und führten Haus und Hof. Eine grosse Familie wuchs her­an. Papa liebte Mueti und seine acht Kinder und war dankbar und stolz, dass alle ihr Leben meistern. Die Grosskinder und Urgrosskinder, die im Laufe der Jahre zur Welt kamen, schloss er in sein Herz. Es brauchte immer ein bisschen Zeit, bis die Kleinsten zutraulich wurden. Ihre kleinen Hände verschwanden in seinen grossen Arbeitshänden. In den letzten 30 Jahren wussten alle Kinder im «Innerdorf», dass es bei Grossvater einen unerschöpflichen Kaugummivorrat gab, im Stall, im Haus, im Hosensack. «Grossvater, döfid mer e Chätschi?»

Leben und Arbeit waren für Papa untrennbar verbunden. Er wusste immer, zu jeder Zeit, was ansteht. Im Frühling die Äcker bereitmachen, setzen und säen, im Sommer heuen, Kirschen pflücken, Getreide ernten, im Herbst Kartoffeln und Rüben ernten, Obst auf- und ablesen, mosten, Korn säen, im Winter Holz schlagen im Wald, Bäume schneiden, Reparaturarbeiten machen. Und jeden Tag die Kühe melken und die Tiere versorgen. Nichts verkommen lassen, das war Papa wichtig, schätzen, was die Natur schenkt. Nicht nur auf dem Hof, auch im Haus hat er mitgeholfen. So war das Abwaschen für ihn eine Selbstverständlichkeit. Die vielen Lehrlinge, die er ausbildete, haben von seiner Haltung viel für ihr Leben gelernt. Er hat sie gefördert und gefordert und ihnen immer viel zugetraut.

Bauer sein war für Papa Freude und Glück. Er wusste aber um die Abhängigkeit von Naturereignissen. Darum war es ihm wichtig, immer verschiedene Betriebszweige zu pflegen. Wenn etwas misslingt, so gedeiht etwas anderes. Er baute auch auf verschiedenste Nischenprodukte auf: Mutterkorn, Dresch­erbsen, Rüebli, Zwiebeln, Bohnen, Erdbeeren, Himbeeren. Papa war überzeugt, dass nur gelingt, was mit Liebe getan wird, und dass es dazu auch Gott und seinen Segen braucht. Und um diesen Segen hat er gebetet. Er konnte aber auch staunend und dankbar vor einem reifen Kornfeld stehen, vor den blühenden Obstbäumen, vor den voll behangenen Apfelbäumen. Am Sonntagnachmittag hat er uns auf den Familienspaziergängen an seiner Freude und Dankbarkeit teilhaben lassen. 

Wir alle haben ein Schicksal, das wir nicht beeinflussen können. Aber wir haben auch die Freiheit, die Herausforderungen anzunehmen und den verbleibenden Freiraum zu gestalten. So konnte Papa schwierige Zeiten und Schicksalsschläge meistern: seine schwierige Jugend, geprägt vom Zweiten Weltkrieg, Unfälle und Krankheiten in der Familie, die pubertären Eskapaden seiner Kinder, den Brand von Haus und Hof, die lebensbedrohliche Krankheit eines Grosskindes. Er vertraute in diesen schwierigen Zeiten auf die Fürsprache von Maria und von Vater Wolf, dem Bauern und Heiler von Neuenkirch. 

Für Papa war die Dorfgemeinschaft wichtig. So kannte er früher alle Leute im Dorf und er wusste, wer Not litt. Oft hat er in aller Stille geholfen. Papa hat aktiv in den Vereinen mitgemacht, mit der Jungmannschaft Theater gespielt, Musik gespielt, als Turner und Oberturner gewirkt. Sein Leben lang hat er die Vereine unterstützt, Konzerte und Veranstaltungen besucht. In den landwirtschaftlichen Organisationen hat er verschiedene Ämter übernommen. Er war auch in der politischen Gemeinde aktiv als Vizekommandant der Feuerwehr, als Friedensrichter und Gemeinderat. 

In seinem Leben hat Papa viel und hart gearbeitet. Er ist an all den Aufgaben gewachsen und gereift. Im Alter musste er eines nach dem andern loslassen, in jüngere Hände übergeben. Alles brauchte mehr Zeit, das Gehen fiel schwer, die Kraft liess nach. Er verlor darüber nie viele Worte, er machte das mit sich selber aus. Dabei war er dankbar für alles, was noch möglich war – und er fand immer wieder Lösungen, um die körperlichen Einschränkungen zu kompensieren. Als der Tritt zum Besteigen des Traktors zu hoch wurde, legte er einen Balken auf den Boden und kletterte so auf den Traktor. 

Er war glücklich, dass er bis am Schluss seine so geliebten Arbeiten machten konnte: Holz fräsen, Baumnüsse entkernen, Zwetschgen auflesen, Mäuse fangen, Dornen schneiden im Wald. Mühsam, mit Stöcken und Rollator, war er unterwegs. Aber er war unterwegs und strahlte ein grosse Zufriedenheit aus. Das Arbeiten war wie ein Gebet, eine Meditation – hingebungsvoll, Schritt für Schritt. Und so konnte Papa in Frieden sterben. Seine Lebensaufgaben waren erfüllt, es war Zeit zu gehen. 

Wir sind traurig und glücklich. Danke für deine Liebe, deine Geradlinigkeit, deine Grosszügigkeit – Guido, Papa, Grossvater.

Deine Familie