Nachruf

25. November 2021

Fanny Lingg-Eilmsteiner

Fanny Lingg-Eilmsteiner
Zell

Unsere Mutter Franziska Lingg-Eilmsteiner, genannt Fanny, wurde als zweites Kind von Ludwig und Franziska Eilmsteiner-Fleischanderl in Linz, Österreich, geboren. Sie wuchs mit ihrem Bruder Ludwig bei den Eltern auf einem Bauernhof in Laabach auf, wo auch noch ihre Grosseltern wohnten. Unsere Mutter Fanny besuchte die Schulen in Rainbach, welches zu Fuss eine Stunde von zu Hause entfernt war. Der Bauernhof befand sich nahe der tschechischen Grenze, wo auch der Zweite Weltkrieg nicht halt machte. Zuerst kamen die russischen Soldaten, die auf den Höfen plünderten. Das Blatt wendete sich zum Guten, als die amerikanischen Soldaten kamen, welche auf dem Hof die Elektrizität einrichteten.

Im Alter von 14 Jahren war die obligatorische Schulzeit beendet und unsere Mutter begann im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz zu arbeiten. Da sie vor dem 18. Lebensjahr keine Lehre beginnen konnte und die Zeiten in Österreich schwierig waren, beschloss sie mit 16 Jahren ihr Glück in der Schweiz zu versuchen. Das Arbeitsamt in Österreich vermittelte ihr eine Stelle auf einem Bauernhof in Zell, wo sie ca. ein Jahr blieb. Anschlies­s­end wechselte sie zur Familie Knupp, Schlössli, Grossdietwil, wo sie im Haushalt und bei der Kinderbetreuung mithalf. Für unsere Mutter war es eine lehrreiche Zeit, sie konnte viele Erfahrungen sammeln und berichtete später immer wieder gerne vom herzlichen Verhältnis zur Familie Knupp. Anfang der 1950er-Jahre lernte unsere Mutter in Grossdietwil an der Fasnacht unseren Vater Anton Lingg von der Weiermatt kennen. Im Winter 1956 schlossen sie in der Kapelle Gormund den Bund der Ehe. Das Hochzeitskleid war ein Geschenk ihrer ehemaligen Arbeitgeberin Mareili Knupp, das diese selbst genäht hatte.

1959 kam Sohn Toni zur Welt, ein Jahr später zog die Familie vom Oberdorf Grossdietwil zu den Schwiegereltern in die Weiermatt. Im Laufe der Jahre kamen weitere vier Kinder zur Welt, 1962 Hans, 1964 Thomas, 1966 Al­bin und 1973 Beatrice. Während unser Vater als Förster im Wald arbeitete, verrichtete unsere Mutter neben der Kindererziehung zusammen mit den Schwiegereltern alle auf dem Hof anfallenden Arbeiten.

Gross war die Trauer, als unser Vater 1985 viel zu früh an Krebs verstarb. Auch der frühe Tod ihres Bruders Ludwig im Jahr 1992 traf unsere Mutter sehr.

Nach und nach zogen die Kinder aus dem Haus und gründeten eigene Familien. Die Freude war gross, als die Grosskinder Andreas, Marc sowie Sabrina, Corinne, Nadine und Lukas zur Welt kamen. Anfang der 1990er-Jahre zog unsere Mutter zu ihrem Sohn Toni nach Zell. Als es etwas ruhiger wurde und unsere Mutter mehr Zeit für sich hatte, unternahm sie oft Ausflüge und Städtereisen mit der Schwägerin Erna und dem Schwager Josef Bühler. Dies bereitete ihr viel Freude und sie erzählte uns gerne davon. In späteren Jahren war sie auch in der Wandergruppe viel unterwegs, bis sich die ersten Altersbeschwerden bemerkbar machten. Trotzdem ihr die Makuladegeneration sehr zu schaffen machte und im Laufe der Zeit das Augenlicht mehr und mehr schwand, beklagte sie sich nie.

Unsere Mutter war eine fleissige, arbeitsame und bescheidene Frau. Sie hatte auch für alle ein offenes Ohr. Wurde sie um Hilfe gebeten, sprang sie ohne zu fragen ein. Trotz den nicht immer leichten Zeiten, die Fanny erlebt hatte, blieb sie mutig, humorvoll und positiv.

Nach und nach haben die Kräfte nachgelassen und nach einem kurzen Spitalaufenthalt durfte sie am frühen Freitagmorgen, 15. Oktober 2021, friedlich einschlafen. Wir werden die fürsorgliche, umgängliche und fröhliche Art unserer Mutter und unserem Omi sehr vermissen.

Ruhe in Frieden