Nachruf

15. Mai 2017

Alois Bühlmann-Joller

Willisau

Alois Bühlmann wurde am 17. April 1933 geboren und wuchs mit sechs Geschwistern auf einem schönen Bauernhof im Hirzel in einfachen Verhältnissen auf. Bereits in der Kindheit half er viel auf dem elterlichen Betrieb mit, um die Existenz zu sichern. Nach der obligatorischen Schule arbeitete er auf verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben und in den Wintermonaten auf Baustellen in Zürich und Horgen. Zwei Jahre arbeitete er als landwirtschaftlicher Angestellter auf dem Huobhof in Hünenberg ZG. Diese Zeit war für ihn sehr wichtig und prägend. Er erzählte uns Kindern immer wieder von diesem Betrieb. Da sein älterer Bruder gelernter Landwirt war und den elterlichen Betrieb übernahm und die Aussicht auf einen eigenen Hof in dieser Zeit sehr klein war, entschloss er sich 1956, Maurer zu lernen. In der Firma Pfister in Horgen konnte er diese Lehre 1959 erfolgreich abschliessen. Als Vorarbeiter entdeckte er schon bald seine Interessen und Fähigkeiten als Maurer-Polier. 

Dank seinem Bruder Fridolin lernte er die fleissigen Joller-Mädchen aus der Kniri in Stans kennen und es entstand eine schöne Beziehung mit seiner zukünftigen Frau Berta Joller. 

1960 heirateten die beiden im Hirzel und wohnten in Horgen. Dem Glück folgten in kurzen Abständen die fünf Kinder Antonia, Martin, Mona, Peter und Andreas. Die jüngste Tochter Lisa kam als Nachzüglerin in Willisau auf die Welt. Er war ein strenger, aber liebevoller Vater. Er lehrte und lebte uns vor, dass man mit Fleiss und Einsatz etwas erreichen kann. Es war ihm wichtig, dass wir alle einen Beruf lernen konnten.

1971 nahm er die interessante Stelle bei der Firma Stutz in Willisau mit dazugehörender Wohnung in der Stegenhalde an. Er durfte anspruchsvolle und interessante Bauten realisieren, so auch die Wohnblöcke in der Geissburg in Willisau. Dort entstand die Idee, für die grosse Familie ein eigenes Haus zu bauen. Dank vielen Eigenleistungen konnten sie dieses finanzielle Grossprojekt verwirklichen. Alois war immer sehr dankbar über dieses Eigenheim und stolz auf sein Werk.

1976 wechselte er zur Firma Bay AG in Sursee. Diverse Bauten in und um Sursee entstanden unter seiner Führung, so zum Beispiel das Zeughaus, das Salzlager und die Stadthalle Sursee. Innerhalb der Firma Bay wurde er schnell zum Brückenbau-Polier. Sein grosser Stolz war die 200 Meter lange zweispurige Triechtermoosbrücke in Schenkon vor dem Mariazell-Tunnel aus Vorspannbeton. Er scheute keine Herausforderung. Seine Baustellen waren gut organisiert. Er hatte stets ein klares Ziel vor Augen und führte seine Mannschaft dort- hin. Er pflegte ein menschliches Verhältnis zu seinen multikulturellen Bauarbeitern. Nicht immer lief alles rund und er trug eine grosse Verantwortung. Manchmal raubte ihm dies seinen Schlaf, bis er eine Lösung fand. Mit den wohltuenden Worten von Berta und dem beruhigenden Goldmelissentee aus dem Garten bewältigte er auch diese Hürden.

Die Familie war ihm immer sehr wichtig und sein grosser Stolz. So war es klar, dass Familienferien im Sommer wie auch im Winter auf dem Programm standen. Alle waren begeisterte Skifahrer und Wanderer. 

Ihm waren soziale Fairness und Gerechtigkeit sehr wichtig. Deshalb engagierte er sich viele Jahre bei der Katholischen Arbeiterbewegung und der christlichen Gewerkschaft Holz und Bau. Daraus entstanden wichtige, lang anhaltende Bekanntschaften. Wie oft organisierte er doch das obligate und schöne Familienpicknick in der Wiggernhütte. Ebenso war ihm das Hilfswerk «Brücke – Le pont» sehr wichtig. 

Der Garten bedeutete ihm schon immer viel. War es anfänglich vielleicht noch die Idee der Selbstversorgung, entstand je länger je mehr eine Faszination für das Ziehen von eigenen Pflanzen, im Speziellen von Tomaten und Zitronenbäumen. Es kam auch schon mal vor, dass er mit anderen wetteiferte, welche Tomaten zuerst Ertrag gaben. Er erfreute sich aber auch sehr an den eigenen Spargeln und Trauben. Um den Speiseplan noch etwas aufzuwerten, ging er regelmässig im Wald und in den nahen Bergen Pilze sammeln. Wenn er dann abends ein Pilzragout geniessen konnte, war er sehr zufrieden. Am liebsten suchte er Eierschwämme, Morcheln und Steinpilze.

Das Reisen begleitete ihn das ganze Leben und war ihm bis zum Schluss wichtig. Speziell waren sicher die zwei langen Kanada-Reisen zu seinem Bruder Toni, die Neuseeland-Reise mit Berta und Martin, die Hurtigruten oder auch Madeira, Sardinien und Elba. Er genoss es aber auch, einfach mal einen ganzen Tag mit dem GA durch die Schweiz zu fahren. Das letzte Mal erst noch am Gründonnerstag Ende März 2016. Da reiste er über das Wallis ins Tessin. Dort kaufte er feinen Panettone für die Familie.

Speziell war sicher auch die Reise 1986 nach Rom, als unterdessen sein erstes Grosskind Barbara auf die Welt kam. Mittlerweile sind es 12 Grosskinder. Er hat sich immer sehr erfreut, sie zu sehen, mit ihnen zu jassen oder als er noch jünger war, mit ihnen im Wald eine Cervelat zu bräteln. Stolz war er auch, wenn sie jeweils an den runden Geburtstagsfeiern musikalische oder theatralische Darbietungen zeigten. Bei diesen Festen spürten wir immer auch seine Grosszügigkeit. Ein feines Essen an einem schönen Ort war ihm wichtig.

Speziell war auch seine Offenheit gegenüber den neuen Medien. Mit einem kurzen Kurs und vielem Ausprobieren, Fragen und Üben konnte er mailen und sich im Internet viele Informationen holen.

Ein grosser und gut geplanter Schritt war der Verkauf seines Hauses, gab doch das Haus mit der grossen Umgebung viel zu tun. Er und Berta waren glücklich, dass Freunde einer Tochter das Haus übernahmen. Berta und Alois fühlen sich in der Terrassenwohnung im Gütschrain sehr wohl und entlastet. Es ging nicht lange, da war ein Wintergarten gebaut. Auch die grossen Pflanztöpfe auf der Terrasse veränderten sie in kleine Hochbeete, wo nun wieder Karotten, Lauch und Randen wachsen. Auch eigene Trauben waren ihnen wieder wichtig.

Schicksalsschläge wie der frühe Tod seiner Mutter und Schwester konnte er annehmen und vorwärtsschauen. Auch Schwierigkeiten von uns Kindern konnte er immer mit einem guten Wort zum optimistischen Blick wenden. Er glaubte an uns und unterstützte uns so. 

So konnte er auch gut mit seiner Krankheit vor 3 1/2 Jahren umgehen. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs konnte früh entdeckt und operativ entfernt werden. Er war froh, dass er keine Chemotherapie brauchte. So durfte er noch drei schöne Jahre erleben, in denen er nochmals das Velofahren, Gärtnern, Jassen, Reisen und seine Familie richtig geniessen konnte.

Im Februar waren seine Blutwerte schlecht und die Behandlung sprach nicht an. Er verlor an Gewicht und Kraft, aber nicht an Lebensfreude. Dass wieder der Krebs in ihm schlummerte, ahnte er vielleicht auch, ohne es gross anzusprechen. Als dann am Montag vor Pfingsten die Diagnose feststand, war für ihn klar, dass er den Krebs nicht mehr behandeln wollte. Er war bereit, sein reich erfülltes Leben seinem treuen Begleiter, dem lieben Gott, zu übergeben. Er meisterte tapfer, mit viel Geduld und auch Schalk die letzten Hürden des Lebens, im Vertrauen auf das, was nachher kommt. 

Lieber Alois, lieber Papi, wir sind dir für alles, was du uns so grosszügig gegeben hast, sehr dankbar. Es war für uns alle sehr berührend, dich so intensiv und persönlich in den Tod begleiten zu dürfen. Du wirst für immer in unseren Herzen sein.

Deine Familie