Das dicke «Polster» und der Mahnfinger

Erneut darf die Santenberggemeinde auf einen sehr guten Rechnungsabschluss zurückblicken. Obwohl sämtliche Kennzahlen im tiefgrünen Bereich liegen, blieb der Mahnfinger an der Gemeindeversammlung vom Dienstagabend nicht aus. Grund: Die Gemeinde stehen enorme Investitionen bevor.

In Wauwil stehen in den nächsten Jahren grosse Infrastruktur-Projekte an.
Foto Stefan Bossart
Stefan Bossart

Die Jahresrechnung 2023 der Gemeinde Wauwil schliesst mit einem Ertragsüberschuss von rund 869 000 Franken ab. Budgetiert wurde ein Mehraufwand von rund 347 000 Franken. Dazu beigetragen haben unterschrittene Globalbudgets in sämtlichen sechs Ausgabenbereichen. Das deutlich bessere Ergebnis ist aber in erster Linie  auf höhere Steuereinnahmen zurückzuführen. Der Gemeindesteuerertrag ist mit 7,89 Millionen Franken 2023 um rund 468 000 Franken höher ausgefallen als im Vorjahr. Die Einnahmen der Sondersteuern fielen mit 333 000 Franken rund doppelt so hoch aus als erwartet. «Dies zeugt vom anhaltenden Interesse an Liegenschaften in unserer Gemeinde», sagte Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl an der von 80 Stimmberechtigten besuchten Gemeindeversammlung am Dienstagabend. Worte, denen im Laufe der Versammlung Daniel Keusch Nachdruck verlieh. Alleine mit den Projekten auf dem Glasiareal, an der Surseestrasse, im Heuacher und der Sternenmatt entstehen in den  nächsten Jahren etappenweise rund 210 neue Wohnungen.

Das Wachstum und seine Kehrseite

Wauwil wuchs in den letzten zehn Jahren um 37.6 Prozent auf derzeit rund 2650 Einwohnerinnen und Einwohner. Mit ihnen erhöhte sich der Steuerertrag und konnte sich die Gemeinde  in den letzten Jahren ein Eigenkapital (inkl. Spezialfinanzierungen) von rund 19,73 Millionen Franken aufbauen. Wauwil erfüllt damit sämtliche vom Kanton geforderten Kennzahlen. So wird beispielsweise mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 500 Franken eine deutlich bessere Bilanz ausgewiesen, als dies viele umliegende Gemeinden tun können. Doch das rasante Bevölkerungswachstum hat auch seine Schattenseiten. Wurden heuer rund 1,266 Millionen Franken in die Infrastruktur investiert, wird dieser Betrag in Zukunft bei Weitem nicht mehr genügen. Wauwil braucht dringend neuen Schulraum, muss mittelfristig den Bau einer Turnhalle angehen und sucht derzeit gemeinsam mit der Gemeinde Egolzwil nach einem neuen Standort für das Feuerwehrlokal inklusive Werkhof und Entsorgungsstelle. Inklusive den bewilligten 5,28 Millionen Franken für den geplanten Ausbau der Bergstrasse sind für all die erwähnten Projekte im Finanz- und Aufgabenplan rund 27 bis 29 Millionen Franken eingeplant. 

SVP fordert erneute Fusionsverhandlungen mit Egolzwil

«Der Kanton hat aufgrund dieser Investitionen den Mahnfinger erhoben. Wir sind gebeten, die Kennzahlen im Auge zu behalten», sagte Kreienbühl. «Wauwil und Egolzwil befinden sich in vielen Bereichen im gleichen Boot», sagte derweil SVP-Präsident Simon Siegrist. Im Namen seiner Partei forderte er den Gemeinderat auf, die 2015 abgebrochenen Fusionsverhandlungen wieder aufzunehmen. Zudem setze sich die bei den Wahlen «in die Oppositionsrolle» buxierte SVP für eine Steuersenkung ein und werde der Exekutive unter anderem beim weiteren Vorgehen betreffend Ortsplanungsrevision «genau auf die Finger schauen.» Letztere ist laut Gemeinderat Daniel Keusch auf Kurs. Bis Legislaturende will die Ortsplanungskommission die eingegangenen Bemerkungen aus dem Mitwirkungsverfahren beantwortet haben. «Wir schieben die Fragen nicht auf die lange Bank. Alleine in den letzten Monaten hat die Ortsplanungskommission über 500 Stunden für deren Beantwortung investiert.» 

Ein kleines Intermezzo

Mit einer Gegenstimme genehmigte die Versammlung die Jahresrechnung 2023. Ein kleines Intermezzo gab es derweil bei der Wahl der Revisionsstelle für die Rechnungsjahre 2024/25. Der Gemeinderat hatte das Mandat ausgeschrieben, die Offerten von vier Unternehmen eingeholt und sich für die Truvag Revisions AG entschieden. «Interessenskonflikte» witterte eine Votantin, weil sowohl bei der Truvag Revisions AG als auch der Truvag AG je ein Wauwiler Bürger die Geschäftsleitung inne hat. «Dieser Punkt wurde genau abgeklärt und stellt kein Problem dar», sagte Ivo Kreienbühl. Problemlos ging letztlich auch die Wahl vonstatten, in der die Stimmberechtigten grossmehrheitlich der Truvag Revisons AG ihr Vertrauen aussprachen. 

Ein vorgezogener Abschied

Die Beine hochlagern? Die Zeit dafür ist noch nicht reif. «Wir werden bis Ende August Vollgas geben», sagte der Ende Legislatur abtretende Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl. Im Rahmen der von ihm letztmals geleiteten Versammlung wurde er gemeinsam mit seiner Ratskollegin Sladjana Lecic und Ratskollege Daniel Keusch offiziell verabschiedet.

René Schönauer und Alwin Roos blickten dabei auf das Wirken der drei Exekutivmitglieder zurück. «Wir wurden von den beiden  ganz schön schamponiert», fasste Daniel Keusch die lobenden Worte und den dreimal im Saal ertönten Applaus mit einem Augenzwinkern zusammen. «In den letzten acht Jahren als Finanz- und Bauvorsteher habe ich viel, sehr viel gelernt», fuhr er weiter. Etwa, dass Qualquappen nicht einfach in einen anderen Teich umgesiedelt werden dürften oder die Mittagsruhe in Zusammenhang mit Bauarbeiten für rege Diskussionen sorgt. Sladjana Lecic wiederum rief die Bürgerinnen und Bürger auf, sich weiterhin gemeinsam auf den Weg zu begehen, sowohl bezüglich Energiestadtlabel  am Ball zu bleiben als auch mit der Organisation von  Dorffesten den Zusammenhalt in der Gemeinde zu fördern. Sie dankte wie Daniel Keusch und Ivo Kreienbühl den Bürgerinnen und Bürger für das entgegengebrachte Vertrauen und den Gemeinderatskollegen, Verwaltungs- und Gemeindeangestellten für die gute Zusammenarbeit. 

Wie gesagt: Etwas ruhiger angehen und sich vor allem auf seine beruflichen Verpflichtungen fokussieren will sich Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl ab Ende August. Sowohl er als auch sein Laudator René Schönauer blickten auf eine Amtszeit zurück, die mitten in der Coronazeit begann. «Generell war das Amt nicht immer einfach», sagte Kreienbühl und erwähnte die heftig geführten Diskussionen in der Schulraumfrage oder der Ortsplanung. «In vielen Bereichen konnte aber der Konsens und damit eine Lösung gefunden werden.» Generell sei ihm die Partizipation der Bevölkerung und kritische Diskussionen im Rat immer wichtig gewesen. Obwohl seine Amtszeit sich dem Ende zubewege – die Gemeinde Wauwil werde ihm auch künftig am Herzen liegen. Ivo Kreienbühl:«Lasst uns am gleichen Strick ziehen und die angehenden Herausforderungen gemeinsam angehen.»  bo.

Nahmen an der Gemeindeversammlung vom Dienstag zum letzten Mal  am Ratstisch Platz (v.l.): Daniel Keusch, Sladjana Lecic und Ivo Kreienbühl.
Foto Stefan Bossart

Notizen am Rande

KITA «Wir lassen nicht locker», sagte Gemeinderat René Schönauer. Bereits seit 2021 bemüht sich die Gemeinde um die Ansiedelung einer Kindertagesstätte auf dem Glasiareal. Im dritten Anlauf soll es nun klappen. Eine interessierte Betreiberschaft ist vorhanden und das Baugesuch liegt vor. Zudem sicherten die Stimmberechtigten  an der Budgetversammlung im November dem Projekt eine grosszügige Starthilfe zu. Nach wie vor als Knackpunkt erweisen sich die mit 450 000 Franken hohen Ausbaukosten für den heutigen Gewerberaum. «Diesbezüglich laufen erneut Gespräche zwischen Vermieter und Betreiber, um eine tragfähige Lösung zu finden», sagte Schönauer. Verlaufen diese erfolgreich, soll die Kita ihren Betrieb per 1. September 2024 aufnehmen. 

Spielplatz Moos Ein Balancier-Parccours, eine Vogelnestschaukel oder eine Rutschbahn: Der Spielplatz bei der Sport- und Freizeitanlage Moos erhält mehr als nur ein Facelifting und wird fast gänzlich erneuert. Den von einer eingesetzten Kommission erarbeiteten Plänen hat der Gemeinderat vergangene Woche grünes Licht erteilt. Die Bauauflage erfolgt demnächst, der  Baustart soll im September erfolgen.

Gemeindeduell Das Schweiz-bewegt-App «abelade» und Bewegungsminuten für die Gemeinde Wauwil sammeln –  dazu forderte Gemeinderat René Schönauer die 80 im Saal sitzenden Stimmberechtigten auf. Er machte gleichzeitig auf die über 60 Angebote aufmerksam, die im Rahmen des Gemeindeduells bis Ende Mai im Dorf stattfinden. Momentan hat «Sparringpartner» Menznau klar die Nase vorn. «Sich per Velo oder zu Fuss auf die Socken zu machen» war denn auch René Schönauers Rezept, um den Spiess umzudrehen. Schritt für Schritt zur Aufholjagd trugen an diesem Abend all jene bei, die nach dem von der Gemeinde offerierten Apéro mit installierter App den Nachhauseweg antraten. bo.

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