Regierung definiert das neue Angebot

2028 soll das neue Spital Wolhusen mit 80 Betten in Betrieb genommen werden. Gegenüber den ursprünglichen Plänen gibt es künftig doppelt so viele Betten in der stationären Grundversorgung, dafür nur noch halb so viele in der Rehabilitation.  

Das einst 1972 eröffnete Spital Wolhusen wird durch einen Neubau ersetzt. 2028 soll es in Betrieb gehen. Foto zvg
Stephan Weber

Vage, unverbindlich oder enttäuscht: Das waren Adjektive, die im Nachgang zur Medienkonferenz im April 2022 zu hören waren, als die Regierung das Leistungsangebot des neuen Spitals Wolhusen präsentierte. Was folgte, waren Leserbriefe, lange Kantonsratsdebatten und politische Vorstösse. Vorab im Entlebuch und im Hinterland gab es Befürchtungen, dass Leistungen abgebaut werden könnten.

Nun, rund 21 Monate später, hat Gesundheitsdirektorin Michaela Tschuor an einer Medienkonferenz gestern Donnerstagmorgen skizziert, was künftig im neuen Spital Wolhusen angeboten werden soll. Das Gebäude, dessen Eröffnung 2028 geplant ist, bietet Platz für 80 Betten. Eine spätere Erweiterung um rund 20 Plätze sei möglich, sagte die Gesundheitsdirektorin. Das aktuelle Spital verfügt über rund 100 Betten. Zur künftigen Verteilung der Betten: Wie schon 2022 vorgesehen, sind 20 Betten für orthopädische Eingriffe reserviert. Neu sollen 40 Betten für Behandlungen und Eingriffe bei der stationären Grundversorgung sowie für die Geburtshilfe und Gynäkologie angeboten werden. Noch 2022 waren dafür nur 20 Betten geplant. Dafür entfallen auf die Rehabilitation nur noch 20 statt wie einst vorgesehen 40 Betten.

Keine Intensivpflegestation

«Wir erhöhen die Bettenzahl bei der stationären Grundversorgung, um ein gutes Grundangebot für die Region anzubieten», sagte Michaela Tschuor. «Mit nur 20 Betten in diesem Bereich könnten wir das nicht sicherstellen.» Dafür benötige es in der Rehabilitation weniger Betten. Das könnten andere, spezialisierte private Anbieter anbieten, so Tschuor. «Wir bauen keine Betten auf Vorrat». Schwere Fälle und komplizierte Eingriffe würden auch künftig am Zentrumsspital in Luzern gemacht. Das Spital Wolhusen könne so helfen, Spitzen zu brechen, damit es in Luzern ausreichende Kapazitäten dafür gebe, so die Wikonerin. So ist in Wolhusen auch im neuen Spital keine Intensivpflegestation (IPS), sondern lediglich eine Intensivüberwachungsstation (IMC) vorgesehen. Müssen Patienten etwa künstlich beatmet werden, gelangen sie direkt ins Kantonsspital Luzern. In die IMC werden derweil beispielsweise Patientinnen mit schwerer Lungenentzündung eingeliefert.

«Ich freue mich, dass wir mit dem aktualisierten Leistungsangebot einen wichtigen Schritt vorwärtsgemacht haben, um auch künftig eine gute und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung im Einzugsgebiet von Wolhusen sicherstellen zu können», wird Michaela Tschuor in der Medienmitteilung zitiert. An der Medienorientierung sagte sie, der Standort Wolhusen sei «versorgungsrelevant». Zudem wies sie darauf hin, dass der Kanton Luzern über «schlanke Spitalstrukturen» verfüge und eine der «tiefsten Spitaldichten in der Schweiz» aufweise. Die Kosten, so die Regierungsrätin, seien «vergleichsweise gering».

«Planungssicherheit geschaffen»

Die Regierung, sagte Tschuor, habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten eingehend mit der Spitalplanung auseinandergesetzt. Es wurde evaluiert, nachjustiert, konkretisiert. «Wir haben Fakten und damit Planungssicherheit geschaffen, so dass das LUKS nun zügig weiterplanen und weiterbauen kann.» Verschiedenste Akteure, so unter anderem Vertreter des LUKS, zuweisende Ärztinnen und Ärzte aus der Region, Vertreter von Pro Spital Wolhusen oder Fraktionsvorsitzende, hätten in einer Arbeitsgruppe über den angepassten Leistungskatalog gebrütet, hiess es an der Medienorientierung.

Drei Modelle standen letztlich für das neue Spital zur Auswahl, die Kosten dafür wurden durch ein externes Beratungsbüro berechnet. Von den drei geprüften Optionen weise das nun ausgewählte Pflichtenheft das «beste Kosten-Nutzen-Verhältnis» auf, sagte Tschuor. Bei dieser Option betragen die ungedeckten Kosten zwischen 8,2 und 14 Millionen Franken. Die anderen beiden Optionen kosten laut Schätzungen entweder zwischen 8,4 und 14.5 Millionen Franken oder zwischen 12,5 und 17,9 Millionen Franken. Die Kosten seien im Verhältnis zum Nutzen des neuen, rund 172 Millionen Franken teuren Spitals vertretbar, so die Regierungsrätin. Bereits heute verursacht der Spitalstandort Wolhusen Jahr für Jahr ungedeckte Kosten von rund 8 Millionen Franken. Die inskünftig höheren Kosten werden in der Medienmitteilung mit den höheren Abschreibungen für den Spitalneubau erklärt.

Bereits einen Tag vor der Medienorientierung hatte die Kommission für Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit (GASK) eine Änderung des Spitalgesetzes vorgelegt (siehe Artikel unten). Das revidierte Leistungsangebot sei mit den fünf Einzelinitiativen und deren Umsetzungsvorschlag kompatibel, war an der Medienkonferenz gestern zu vernehmen.

"80 Betten sind das Minimum"

Der Entlebucher Kinderarzt und SVP-Kantonsrat Bernhard Steiner gehörte zu den grössten Kritikern, als die Regierung 2022 die Spitalpläne in Wolhusen kommunizierte. Was hält er nun von den angepassten Plänen? «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt er auf WB-Anfrage. 80 Betten für das Spital Wolhusen seien aber das Minimum. «120 Betten wären ideal, um das Spital lukrativ betreiben zu können.» Skeptisch sieht er die Ankündigung, die Notfallpraxis rund um die Uhr nur mit einem Facharzt sicher zu stellen. Passiere um 2 Uhr morgens ein Notfall-Kaiserschnitt, benötige es neben dem Facharzt «zwingend zusätzlich einen Gynäkologen, einen Chirurgen und einen Narkosearzt.» An der Lancierung der SVP-Volksinitiative, die unter anderem eine Intensivpflegestation an allen drei Spitalstandorten vorsieht, will der Entlebucher festhalten. «Zuerst gilt es, die entsprechenden Diskussionen im Kantonsrat abzuwarten.» (swe)

 

Das wird im neuen Spital angeboten

> 24 Stunden Notfalldienst, inklusive Notfall-Bettenstation

> Notfallpraxis ist rund um die Uhr mit einem Facharzt oder einer Fachärztin besetzt

> Vier Operationssäle (zwei stationär, zwei ambulant)

> Umfangreiches Sprechstundenangebot in verschiedenen Fachgebieten mit entsprechenden Einrichtungen, etwa Röntgen oder MRI

> Intensivüberwachung (IMC) zur Patientenüberwachung

> Rettungsdienst-Angebot

> Weiterhin Aus- und Weiterbildungsstellen, Praxisassistenzprogramm sowie Luzerner Curriculum Hausarztmedizin.

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