Die Kostenexplosion und der Appell

Ende Juli wurde publik: Das neue Spital Wolhusen kostet viel mehr als ursprünglich geplant. Konkret: 172 statt 125 Millionen Franken. Gesundheitsdirektorin Michaela Tschuor (Mitte) äusserte sich im Kantonsrat ausführlich zur Spitalplanung und warb um Vertrauen.

Das Spital in Wolhusen soll bis 2028 durch einen Neubau ersetzt werden. Foto: Keystone
Stephan Weber
In der Vergangenheit gab es im Luzerner Kantonsparlament kaum eine Wortmeldung des früheren Regierungsrates Guido Graf, die nicht mit einer Vorbemerkung begann. Und seit einiger Zeit gibt es auch kaum eine Traktandenliste, bei der das Spital Wolhusen nicht aufgeführt ist. Auch nicht am letzten Montag. Dieses Mal war eine Anfrage von Marcel Budmiger (SP, Luzern) traktandiert, in welchem der Stadtluzerner von der Regierung genauere Auskunft über die Mehrkosten des Spitalneubaus Wolhusen verlangte. Sein Vorstoss mit insgesamt sieben Fragen wurde überparteilich mitunterschrieben. Mit der Antwort der Regierung war Budmiger nicht zufrieden. Vor allem auch darum nicht, weil er detaillierte Auskünfte erst eine Viertelstunde vor der Behandlung im Ratssaal erhalten hatte – per Mail. «Das ist schlecht, um das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen», so Budmiger. Unzufrieden war auch Monika Schnydrig (SVP, Hochdorf), welche die Kommunikation und die Transparenz in der Causa Neubau Spital Wolhusen bemängelte.

Darum stiegen die Kosten
Das angesprochene Mail, welches kurz vor der Ratsdebatte im Postfach aller Kantonsrätinnen und Kantonsräte landete, listet auf einer Seite die Kostenveränderungen von 2019 bis 2023 auf. Es ist datiert vom 4. Oktober. Das Schreiben zeigt, dass im Oktober 2015 von Spitalkosten von 125 Millionen Franken ausgegangen wurde. Ende 2019 stiegen die Kosten auf 138 Millionen Franken. Mit ein Grund sei der schlechte Baugrund, nicht ausgewiesene Kosten für Provisorien oder höhere Kosten für den Rückbau. Die nochmals um 34 Millionen Franken gestiegenen Kosten auf aktuell 172 Millionen Franken begründet das LUKS vor allem mit drei Hauptfaktoren. Erstens: Die Teuerung schlägt mit rund 19 Millionen Franken zu Buche. Zweitens: Zehn Millionen Franken machen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Neubauten, zusätzliche Bodenstabilisierungen beim Parkplatz und Werkhofgebäude, zusätzliche Flächen für Reha- und Physiotherapie, energetische Optimierungen und Optimierungen der Gebäudetechnik aus. Auch hätten zusätzliche Honorare für die Überarbeitung des Projekts das Bauvorhaben verteuert. Und: Fünf Millionen Franken Mehrkosten seien aus «Projektentwicklungen» entstanden – unter anderem wegen Anpassungen im Brandschutz und den Liftanlagen, der Konstruktion des Helikopterlandeplatzes oder im Tief- und Innenausbau.

«Vertrauen noch nicht hergestellt»
Bevor Michaela Tschuor sich zum Geschäft äusserte, sagte sie: «Ich habe gemerkt: Das Vertrauen ist noch nicht wieder hergestellt». Die Wikonerin sprach anschliessend mehr als 20 Minuten lang zu den Politikerinnen und Politikern. In ihrem Votum blickte sie auf 18 Jahre Spitalplanung Wolhusen zurück. Die Chronologie der Ereignisse zeige auf tragische Art und Weise auf, wie lange über das Spital Wolhusen debattiert werde. «Nach 18 Jahren sind wir keinen Schritt weiter.» Tschuor appellierte ans Parlament, von gemeinsamen Zielen zu sprechen statt von Differenzen. Jetzt gehe es darum, eine flächendeckende Grundversorgung für alle Luzernerinnen und Luzerner sicherzustellen. «Eine, die erreichbar und finanzierbar ist», so die Mitte-Regierungsrätin. «Und zwar unabhängig, in welchem Kantonsteil sie leben.»

Die Baukosten seien nun bekannt, das Leistungsangebot klar, so Tschuor. «Sie als Kantonsräte und wir als Regierung definieren die Gesundheitsstrategie für den ganzen Kanton. Nicht der Verwaltungsrat oder die Geschäftsleitung des LUKS. «Also nehmen wir sie gemeinsam wahr und lassen Sie uns das Vertrauen wieder aufbauen.»
 

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