"Politik soll sich in die Bildung einmischen"

Armin Hartmann steht seit dem 1. Juli dem Bildungs- und Kulturdepartement (BKD) vor. Der SVP-Politiker will unter anderem den Lehrermangel bekämpfen und die regionale Kulturförderung neu ausrichten. Erste Massnahmen hat er für Anfang 2024 angekündigt.

Regierungsrat Armin Hartmann präsentiert vor den Medien seine Bilanz nach rund 100 Tagen im Amt. Foto swe
Stephan Weber

An einem Hang, ganz in der Nähe der katholischen Pfarrkirche, liegt das Luzerner St. Karli-Schulhaus. Ein über 110-jähriges, markantes, als «schützenswert» eingestuftes Gebäude. Seit 2021 wurde es saniert und erweitert. Weitere Bauarbeiten stehen noch an, im Sommer 2024 ist eine grosse Eröffnungsfeier geplant. Im Primarschulhaus gehen pro Tag 250 Lernende aus 27 Nationen ein und aus.

Im 4. Stock, im Klassenzimmer 42, brüten am Donnerstagmorgen um 9 Uhr für einmal nicht Schülerinnen und Schüler über ihren Tests. Im Raum sitzen die Medienschaffenden an höhenverstellbaren Schülerpulten. Bildungs- und Kulturdirektor Armin Hartmann hat zur 100-Tages-Bilanz geladen. Wie bereits seine Regierungsratskolleginnen Tschuor und Fanaj hat der Schlierbacher diesen Ort bewusst ausgewählt. Diese Schule stehe mit seiner vielfältigen Verankerung im Quartier exemplarisch für aktuelle Themen aus dem BKD. «Zudem ist das Gebäude denkmalgeschützt und die Denkmalpflege ist Teil des BKD», sagt Hartmann.

«Hohe gesellschaftliche und politische Relevanz»
Am 1. Juli hat der Schlierbacher seine Regierungstätigkeit übernommen. Keine 50 Tage nach dem zweiten Wahlgang der Kantonsratswahlen. Normalerweise, so Hartmann, sei die Zeit zwischen der Wahl und dem Amtsbeginn die schönste. Bei ihm sei das nicht so gewesen. «Es war eine sehr strenge Zeit.» Trotzdem sei er gut gestartet. Er spüre Vertrauen, sei offen empfangen worden und er habe gute Gespräche geführt. «Ich bin am richtigen Ort. Das BKD ist nicht nur das grösste Departement, sondern auch eines der vielfältigsten und eines mit hoher gesellschaftlicher und politischer Relevanz.»

Zusammen mit seinem «Team BKD» wolle er die Bereiche Bildung und Kultur zurück ins Zentrum der politischen Diskussion führen. Das sei einer seiner zehn persönlichen Leitsätze, die ihm als Richtschnur für seine Arbeit im Departement und in der Regierung dienten, sagt Hartmann. In der Vergangenheit sei zu wenig über die Bildung geredet worden. Teilweise habe man diese politischen Diskussionen aus Angst gar nicht geführt. Für ihn ist allerdings klar: «Die Politik soll sich in die Bildung einmischen». Fachleute und Politikerinnen und Politiker müssten zusammenkommen. «Sonst weiss die Politik nicht, was an der Front, in den Schulzimmern passiert.» Zudem wolle er dafür sorgen, dass sich Luzern vermehrt bei nationalen Themen einbringe und in Gremien über die Kantonsgrenze hinaus Einsitz nehme.

Vier Themen will er anpacken
Vier Handlungsfelder hat der Vorsteher des BKD für seine politische Arbeit definiert. Dazu gehört die Bekämpfung des Lehrpersonenmangels. Erste Massnahmen hat er für 2024 angekündigt. Angehen will der Regierungsrat auch die Themen digitales Lernen und Sonderschulung. Zu Letzterem: Die Integration sei ein Gewinn für alle. Das werde noch immer verkannt. «Aber die Integration hat ihre Grenze. Es gibt Schüler, die in einer separaten Schule besser aufgehoben sind.» Als vierten Punkt will Hartmann die Neukonzeption der regionalen Kulturförderung anpacken. Hierzu will er im ersten Quartal des nächsten Jahres Vorschläge präsentieren. WB-Leser wissen: Im Winter 2023 hat der Luzerner Kantonsrat die regierungsrätliche Vorlage zur Kulturförderung nach längeren Diskussionen zurückgewiesen.

Zurück in die «geliebte Exekutive»
15 Jahre lang führte Armin Hartmann die Geschicke von Schlierbach als Gemeindeammann. Als Regierungsrat ist er in die «geliebte Exekutive» zurückgekehrt. Das habe er gesucht, es entspreche eher seinem Naturell, hielt er am Mediengespräch fest. Er wolle Verantwortung tragen und an den Ergebnissen gemessen werden. Bei den diversen Begegnungen und Kontakten zu den Menschen habe er einen guten Rückhalt in der Bevölkerung gespürt. «Wer Menschen gern hat und das setze ich als Politiker voraus, hat als Vorsteher des Bildungs- und Kulturdepartements die schönste Aufgabe der Welt.»

Reich befrachtet ist seine Agenda. Ob Schulbesuche, Diplomfeiern oder Kulturanlässe wie das Jazz-Festival Willisau oder das Kulturabenteuer Mus­egg: Armin Hartmann war viel unterwegs und wird es weiterhin oft tun. Sei es, um Menschen zu treffen oder um Institutionen zu besuchen. «So kann ich die Visionen, die Freuden und Sorgen der Menschen im Bildungs- und Kulturbereich kennenlernen.»
Nach seinem Ausblick auf die kommenden Geschäfte im BKD gibt er das Wort an die Schulleiterin Wendela Martens, welche das Schulhaus St. Karli mit ein paar Worten und Zahlen vorstellt, die Medienschaffenden ihre Schulpulte räumen und die Lernenden das Zimmer wieder in Beschlag nehmen.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.