Jubiläum mit Pauken und Trompeten gefeiert

Am Samstagabend und Sonntagnachmittag bot die Seniorenmusik Reiden zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum ein bunt gemischtes Konzertprogramm, das freudig und anerkennend beklatscht wurde – besonders die Uraufführung der «Kommende Polka».

Seit 25 Jahren ein Garant für unterhaltsame Töne: Die Seniorenmusik unter der Leitung von Urs Meier wartete an ihrem Jubiläumskonzert mit der Uraufführung der «Kommende Polka» auf. Foto Adelheid Aregger

von Adelheid Aregger

Ein Paukenschlag kündigte den Einmarsch der Seniorenmusikanten an. Zackig ehrte sie mit der Hymne «Alter Berner Marsch» die Stadt, wo die Regierung sitzt, gefolgt von der «Kommende Polka». Das von Hans Kuert geschriebene Stück erlebte an diesem Abend seine Uraufführung und kam einer Würdigung des Reider Wahrzeichens hinter dem Konzertsaal gleich (siehe Kasten). Mit flottem präzisem Spiel folgten die Musikanten dem Dirigat von Urs Meier, der energisch Takt und Rhythmus diktierte. Es war eine Freude, den Musikanten zuzuhören, welche heuer ihr 25-Jahr-Jubiläum feiern dürfen.

Senioren, die voller jugendlicher Frische aufspielten

«Obwohl das Durchschnittsalter meiner Kameraden immer höher wird, machen sie freudig und motiviert mit», sagte mit Hans Luternauer der administrative Leiter der Seniorenmusik bei der Begrüssung im voll besetzten Pfarreiheim. Seine Worte widerspiegelten sich in den Interpretationen der Musikstücke vieler Gattungen, seien es nun Märsche oder Polkas. Jung und frisch kamen die Melodien daher. So legten die Senioren beispielsweise mit dem Stück «Melina» mit tiefen Instrumenten den wiegenden Grund des Walzers, die hohen Töne hüpften darüber, sodass man sich tanzende Paare vorstellen konnte und bedauerte, nicht selber mitmachen zu können. «Auf der Vogelwiese» gelang es wohl nur den wenigsten, aus den Melodien der Polka einzelne Vogelstimmen herauszufinden. Oder wollten die schön getragenen Melodien der Kornette als Antwort auf die Posaunen und Hörnerals flötende Amseln erkannt werden …

Wäre der Pfarrsaal von weiter östlich beheimateten Konzertbesuchern bevölkert gewesen, sie hätten wohl sehnsuchtsvoll nach Hause geblickt, als die Schweizer Senioren mit «Wir Musikanten» gefühlvoll eine böhmische Polka interpretierten: sehnsuchtsvolle, weil es das Land nicht mehr gibt, das einst zur Böhmischen Krone mit der Hauptstadt Prag zugeteilt war. Zwei brutale Paukenschläge markierten das politische Ende dieses Vielvölkerstaates.

Hans Lutrnauer ehrte langjährige Kollegen (von links): Heinz Thöni, Ruedi Burgherr und Sepp Huber. Foto Adelheid Aregger

Zusammenzucken liessen die Senioren ihre Gäste auch mit dem einleitenden Fortissimo beim «Marsch der Grenadiere» von Hans Honegger. Gemütlich wiederum wurde es bei der «Ellwangen Polka» von Ladislav Kubes, in der die tiefen Instrumente markante Rhythmen setzten und sich die Kornette in feinen, schönen Melodien darüber in die Höhe schwangen, bis die Hörner und Posaunen ihre rassige Antwort gaben und ein Paukenschlag das abrupte Ende setzte. Mit dem Stück «Merci – Grazie – Engraziel Fitg – Danke» ging der Abend weiter. Die Komposition von Roger Ender für Blasorchester in allen vier Landessprachen, zeichnet sich durch eine schön getragene Melodie aus, in die sich plötzlich harte Töne mischen, die sich wieder vereinigten und verhalten ausklingen. Die oft gespielte Ballade ist ein Ohrwurm und hat einen Platz in der Top-10-Liste der Schweizer Blasmusik-Kompositionen erreicht.

Ein Fest der Melodien und der Freundschaft

Der offizielle Schlusspunkt des Konzertes war dem Marsch «Froh und Heiter» von Max Leemann vorbehalten, aber nur als Ende des gedruckten Programms. Denn das Publikum genoss das Fest der Melodien und Freundschaft bis weit nach Mitternacht: Mit Zugaben, Reden, Ehrungen, mit Speis und Trank sowie vielen lobenden Worten an die  Adresse der Seniorenmusik Reiden.

Ein Hoch auf die Kommende

Die Strecke von Oberbuchsiten zurück in seine alte Heimat findet der Ur-Langnauer Walter Keist ohne Navigationsgerät. Mitunter ist er fast ausnahmslos zugegen, wenn die Seniorenmusik aufspielt. Es ist eine «lange und wertschätzende Freundschaft», die den einstigen Reider Briefträger und die aufspielenden Musikanten verbinden. Mit der von ihm gestifteten und von Hans Kurth komponierten «Kommende Polka» verhalf er den Senioren an ihrem Jahreskonzert bereits zur dritten Uraufführung in den letzten sieben Jahren. «Es hat zwar schon früher einen Kommende-Marsch gegeben, er wurde aber kaum gespielt», sagte Walter Keist. Dass dieses Schicksal auch der «Kommende Polka» ereilt, ist nicht anzunehmen. Der grosse Applaus an der Uraufführung macht Lust auf baldiges Wiederhören. aa.

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