Bahntrasse wird zur Ausflugsmeile

Kurz vor Weihnachten wurden nun die Geleise entfernt. Was bleibt, sind die Schottersteine. Unbequem zu begehen, nicht befahrbar. «Dennoch haben wir in den letzten Tagen immer wieder Leute gesehen, die den Weg zu Fuss begangen oder gar mit dem Bike befahren haben», sagt Werner Stirnimann von der «IG Bahntrassee». Dies habe ihn im Glauben daran gestärkt, das Trassee nicht der Natur zu überlassen.

Die Idee eines Weges für Velofahrer, Inlineskater und Wanderer kreierte er zusammen mit Kurt Schär, Thomas Grüter, und Mario Fracheboud. Sie sind momentan mit der Gründung des Vereins «Rottaler BahnTrail» beschäftigt. «Wenn eine solche Chance besteht, sollte man diese auch nutzen», sagt Werner Stirnimann mit Blick auf die Bahnstrecke. Der Weg soll auf der einen Seite für Inlineskater und Velofahrer asphaltiert werden, auf der anderen Seite soll mit einem Naturbelag ein Wanderweg entstehen. «Das Projekt steht noch in den Startlöchern, doch wir haben mit den verschiedenen Gemeinden, Anwohnern und Tourismusregionen bereits gute Gespräche geführt», so Werner Stirnimann. Thomas Grüter, Gemeindepräsident von Pfaffnau, stellte denn auch gleich klar, wieso das Projekt Sinn macht: «Als Naherholungsgebiet ist das Rottal ideal und idyllisch gelegen. Aus­serdem liegt dieses Gebiet nicht auf der Entwicklungsachse. Wir müssen also Selbstinitiative ergreifen, um etwas bewegen zu können.» Der geplante «BahnTrail» würde laut Grüter eine Wertschöpfung für die Region bedeuten.

Streckenrekorde werden angepeilt
Ins gleiche Horn bläst Mitinitiant Kurt Schär: «Bis heute sind die Verbindungen der Fahrradwege im Rottal ausbaufähig. Wenn man die Hauptstrasse sieht, die sehr stark frequentiert ist und wo relativ schnell gefahren wird, gibt es sicher Angenehmeres, als dort mit dem Velo aufzukreuzen.» Falls der «BahnTrail» zustande kommt, würde er gerne Events auf der 5,5 Kilometer langen Strecke austragen. «Von einem Rennen, bei dem um den Streckenrekord gefeilt wird, träume ich schon lange», so der Berner. Risiken sieht er derweil keine: Die Steigungen respektive das Gefälle seien ebenso angenehm wie die Länge der Strecke. «Ideal zur Gestaltung der Freizeit.»
Mario Fracheboud will mit dem geplanten Projekt neue Dynamik ins Rottal bringen. «Wir wollen die Leute, die in diesem Gebiet wohnen und Ware produzieren, mit ins Boot holen.» Bis jetzt sei der Weg ausschliesslich der Bahn vorenthalten gewesen. Nach Erstellung des «BahnTrail» aber könne die Strecke überall und zu jeder Zeit betreten respektive befahren werden. «Die Leute sollen sehen, wie schön es im Rottal ist. Und wie ginge das besser, als bei einem ausgedehnten Spaziergang, fernab von jeglichem Strassenlärm?»

Die Neueröffnung nach 100 Jahren?
Wie viel das Projekt schlussendlich kosten würde, ist noch nicht klar. «Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Einerseits, wie weit wir in den Rückbau des Trassees mit in die Verantwortung mit einbezogen werden, andererseits, ob wir am Untergrund noch etwas machen müssten», so Stirnimann. Abklärungen bezüglich der Kosten seien im Gange. Unter anderem wurde beim Kanton Bern ein Gesuch für Gelder aus dem Topf der Neuen Regionalpolitik (NRP) nachgesucht. So oder so ist klar: Die Gemeinden müssten sich am Projekt beteiligen. Denn der Verein selbst kann nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.

Einen genauen Terminplan konnten die Initianten an der Medienorientierung vom letzten Mittwoch nicht vorlegen. «Wichtig ist nicht wann, sondern dass das Projekt realisiert werden kann», sagte Thomas Grüter und fügte an: «Schön wäre es natürlich, wenn wir genau 100 Jahre nach der Bahnstrecken­eröffnung das neue Projekt realisiert hätten.» Dies wäre im Jahr 2017 der Fall. Bis dahin müssen aber noch einige Hürden gemeistert werden. Doch der Verein «Rottaler BahnTrail» hat den Stein ins Rollen gebracht.