Delegierte sagen Ja zu ARA-Grossprojekt

In der ARA Oberes Wiggertal stehen grosse Investitionen an. Am vergangenen Freitag sagten die Delegierten Ja zu einem Sonderkredit von 14,5 Millionen Franken. Mit diesem soll die bestehende Anlage saniert und deren Kapazität erhöht werden.

Die ARA Oberes Wiggertal stösst langsam aber sicher an ihre Kapazitätsgrenze. Auf Klärmeister Hans Peter Schrag (links) und Verbandspräsident Wendelin Hodel wartet in den kommenden Jahren viel Arbeit. Foto Pascal Vogel
Pascal Vogel

Ob in Luthern die Toilettenspülung betätigt wird, in Willisau die Waschmaschine läuft oder in Wauwil jemand unter der Dusche steht: Sämtliches Abwasser aus den 17 angeschlossenen Verbandsgemeinden gelangt via Kanalisation in die ARA Oberes Wiggertal. Hier, an der Grenze zwischen den Gemeinden Dagmersellen und Reiden, werden Tag für Tag Millionen Liter Abwasser gereinigt. Nun soll die Anlage einem grossen Facelifting unterzogen werden. Einerseits steht eine Kapazitätserweiterung an, andererseits muss ein Grossteil der mechanischen Ausrüstung erneuert werden. Kostenpunkt: rund 14,5 Millionen Franken. Die Delegierten der Verbandsgemeinden sagten am vergangenen Freitag nicht nur einstimmig Ja zum Sonderkredit, sondern auch zum  Voranschlag 2022, zur Investitionsrechnung und zum Finanz- und Aufgabenplan 2022 bis 2026.

Neues Verfahren statt Beckenerhöhung
Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Wasser. Durchschnittlich 55 Badewannen Schmutzwasser pro Minute gelangen heute in die ARA Oberes Wiggertal. Die vor gut 20 Jahren zum letzten Mal im grossen Stil erneuerte Anlage stösst damit an ihre Kapazitätsgrenze. Aufgrund des erwarteten Bevölkerungswachstums bis zum Jahr 2040 muss die ARA in den kommenden Jahren erweitert und die Reinigungskapazität um rund 15 Prozent erhöht werden. «Damit können wir die ARA für die nächsten 15 bis 20 Jahre auf Vordermann bringen», sagte Verbands­präsident Wendelin Hodel.

In der 2018 durchgeführten Machbarkeitsstudie gingen die Verantwortlichen von einer Erhöhung der bestehenden Biologiebecken um vier bis fünf Meter als Bestvariante aus. Gleichzeitig hätte dies den Bau eines Pumpwerks zur Folge gehabt. Summa summarum hätten sich die Kosten auf knapp 20 Millionen Franken belaufen.

Parallel zur Beckenerhöhung wurde eine Kapazitätserweiterung mit dem neuartigen S-Select-Verfahren geprüft. Dabei kann mehr Biomasse in den Biologiebecken gehalten und so die Abbaukapazität gesteigert werden: Durch einen mechanischen Vorgang wird die Qualität der für den Abbau der Schmutzstoffe benötigten Bakterien erhöht, was den Reinigungsprozess beschleunigt. «Da das System neu ist und einige Unsicherheiten mit sich bringt, haben wir uns für eine Pilotierung entschieden», sagte Martin Anderson von der projektbegleitenden Holinger AG. Von September 2020 bis Mai 2021 wurde das Verfahren auf einer Reinigungsstrasse in der ARA Oberes Wiggertal pilotiert. Dabei bewährte sich das System, weshalb sich die Verantwortlichen im Rahmen der Erweiterung der Reinigungskapazität für das S-Select-Verfahren und gegen eine Beckenerhöhung ausgesprochen haben. Das spart nicht nur Platz, sondern mit rund sechs Millionen Franken auch jede Menge Geld. Der für die Pilotierungsphase gesprochene Sonderkredit über 1,1 Millionen Franken macht sich also bezahlt, zumal die in die Anlage getätigten Investitionen weiterhin Gebrauch finden. 

«In der Pilotierungsphase kristallisierte sich jedoch heraus, dass beim S-Select-Verfahren die bestehende Zentrifuge zur Überschussschlammvorentwässerung nicht optimal ist», so Anderson. Mit dem sogenannten Seihtisch werde deshalb ein neues System eingeführt, das die Schlammeindichtung verbessern soll. Dies hat Mehrkosten von rund 600 000 Franken zur Folge.

Vorerst keine PV-Anlage
Weiter muss ein Grossteil der mechanischen Ausrüstung aufgrund des über 20-jährigen Dauerbetriebs erneuert werden. So sind bauliche Massnahmen bei den Einlaufkanälen vorgesehen sowie eine Verbreiterung der Rechenkanäle. Pumpen, Rührwerke, Gebläse und Räumer müssen ersetzt, Investitionen in die bestehenden Gebäude getätigt werden. Es stehen umfassende Werterhaltungsmassnahmen an der baulichen Substanz, den Elektroinstallationen und der maschinellen Installationen an.

Ebenfalls in die Planungen mit einbezogen wurde der Umweltaspekt. Trat bei den Faulschlammstapeln bisher Methan in die Atmosphäre aus, wird dieses künftig auf das Blockheizkraftwerk umgeleitet und in Energie umgewandelt. Eine Win-win-Situation also. Zudem stand der Bau einer Photovoltaikanlage im Raum. Diese hätte als Solarfaltdach über den Klärbecken für Energie sorgen können. Aufgrund der hohen Investitionskosten von rund 1,57 Millionen Franken habe man davon abgesehen, die PV-Anlage in den Sonderkredit mit einzubeziehen, so Wendelin Hodel. «Ein weiterer Punkt, der gegen die PV-Anlage gesprochen hat: Durch unser Blockheizkraftwerk haben wir bereits einen hohen Eigendeckungsgrad von 80 bis 85 Prozent, der durch das Methan gar noch gesteigert wird.» Nichtsdestotrotz behalte man eine allfällige Nachrüstung der PV-Anlage im Auge.

Die Investitionskosten über rund 14,5 Millionen Franken werden auf die kommenden vier Jahre aufgeteilt. Anfang 2022 soll das Baugesuch ausgearbeitet werden, der Grossteil der Arbeiten ist in den Jahren 2023 und 2024 vorgesehen. Der Zeitplan sieht vor, die Arbeiten Anfang 2025 abzuschliessen.

Pascal Vogel

Erich Leuenberger hängt ein Jahr an

Verbandsleitung Erich Leuenberger trat per Ende Oktober als Nebiker Gemeinderat zurück (der WB berichtete). Gleichzeitig wollte der 63-Jährige sein Amt in der Verbandsleitung der Abwasserreinigungsanlage Oberes Wiggertal zur Verfügung stellen. «Kurzfristig konnten wir leider keinen Kandidaten für seine Nachfolge finden, weshalb sich Erich Leuenberger verdankenswerterweise bereit erklärte, noch ein Jahr in der Verbandsleitung anzuhängen», sagte Verbandspräsident Wendelin Hodel am vergangenen Freitag anlässlich der Delegiertenversammlung der ARA Oberes Wiggertal. Die Gemeinde Nebikon habe sich bereit erklärt, auf nächstes Jahr eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den frei werdenden Posten in der Verbandsleitung zu stellen. pv

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