Via Schlösslifunkern auf Sendung

Im Rahmen der Sommerserie eine Botschaft absetzen: Diese Aufgabe konnte der WB-Reporter dank des Funkclubs Schlössli und Borky 73-3  erfüllen. 780 Meter über Meer ging er im Vereinslokal auf dem Bodenberg auf Sendung. Sprichwörtlich die Antennen richtete der WB-Reporter aber auch auf die Funker vor Ort.

 

Stefan Bossart

Es funkt von Beginn an. Kaum auf Platz, reicht mir «Sangria 73» Malz und Hopfen, «Fleuri 71» bietet mir ein Rädli von seiner Bratwurst an und «Geissebode 71» rückt mir den Stuhl zurecht. Dani Kohler, Sepp Häfliger und Beat Brunner heissen die drei mit bürgerlichen Namen. Zusammen mit rund einem Dutzend Mitglieder des Funkclubs Schlössli haben sie es sich vor dem Vereinslokal auf dem Bodenberg gemütlich gemacht. Auf 780 Meter über Meer, mit freier Sicht auf die Berner Alpen, die Jurakette, den Schwarzwald oder das Säntisgebiet, steht der Spycher der Familie Häfliger, in dem der Club seit 1999 Gastrecht geniesst. Unübersehbar. Eine zehn und eine sieben Meter hohe Richtantenne ragen neben der ehemaligen Lagerstätte von Korn und Getreide in die Höhe, von dessen oberen Stock aus mit Megahertz gesendet wird.

Die Wurst verdrückt, wird einer in der Runde langsam ungeduldig: der 12-jährige Jungfunker Raphael Schärli alias «Borki 73-3». Er will loslegen. Schliesslich hat er vom Clubpräsidenten Dani Kohler höchstpersönlich die Order erhalten, meinen Wunsch nach einer Verbindung über die Region hinaus zu erfüllen. Gemeinsam gehts auf Sendung. Wer sich wohl auf die Botschaft des «Böttu» melden wird? Das Geheimnis lüftet sich, via Tastendruck auf das mit der Funkstation verbundene Mikrofon.

«CQ hier Borky 73-3 Raphael ist jemand auf QRV?» Ich verstehe an diesem Abend zum ersten und nicht letzten Mal Bahnhof, was Raphael sofort bemerkt. «Ich suche dir gerade einen Gesprächspartner», sagt der Blondschopf und liefert die Erklärung nach. CQ bedeutet im Funkerjargon «Allgemeiner Aufruf», QRV «ist jemand Empfangsbereit». Es rauscht und «chroset» auf der QRG (Frequenz). Nicht lange. «Hier Karat 73, Charles», tönt es aus dem Lautsprecher. «QRX, also bitte warten, ich suche einen freien Kanal», lässt ihn Raphael wissen und wird auf der Zehn fündig. Der «QSY» (Kanalwechsel) kann vollzogen werden, die Verbindung ins 33 Kilometer entfernte Olten steht. «Ich geniesse von meinem Stubentisch aus gerade den Sonnenuntergang über dem Jura», sagt Charles Moll (unser Bild). Knopfdruck um Knopfdruck erfahre ich mehr von ihm. Schriftsetzer hat er einst gelernt, den Wechsel vom Bleisatz ins Computerzeitalter mitgemacht. Dem Funk ist er trotz Handynetz treu geblieben. Was den Reiz ausmacht? «Neue Leute kennenlernen, mit ihnen fachsimpeln und dabei alle Verbindungen selbst herstellen, ohne auf andere Infrastruktur angewiesen zu sein», sagt Charles. An Ansprechpersonen fehlt es ihm nicht. Gerade in der Pandemiezeit hätten viele ihre Gurke (Funkgerät) wieder vom Estrich geholt. «Natürlich ist die Hochblüte vorbei, als es in jeder Gemeinde mindestens drei, vier CB-Funker gab», sagt Charles. Damals in den 70er-Jahren hätte ihm sein Hobby den Horizont erweitert. Via Funkgerät habe er sich mit andern Jugendlichen verabredet, sei man nicht nur gemeinsam an Funkertreffen, sondern auch an Kilbis, Tanzanlässe oder an irgendeine «Hundsverlochete» gegangen. «Per Sammeltransport. Dies, weil noch nicht alle einen Führerausweis besassen», sagt er und fügt mit einem Augenzwinkern an: «Wer das Permis einmal im Sack hatte, wurde es in der Regel nicht mehr so schnell los.» Denn der «Buschfunk» habe funktioniert. «Wir waren stets im Bild, wo sich weisse Mäuse in Stellung brachten oder sich ein Trockengewitter im Aufbau befand.» So nannten sie die Polizisten, respektive deren Radargeräte.

«Cheerio, bye bye!» Mit diesen Worten und den beiden Zahlen 77 (viele Grüsse) und 55 (weiterhin viel Erfolg) endet das Gespräch mit Karat 73. Geschichten rund ums Funken gibt es an diesem Abend aber noch zuhauf.  «Bei mir hat es einst beim Funken wortwörtlich gefunkt», sagt beispielsweise Sepp Häfliger. Vor 36 Jahren hatte er bei einem seiner Funksprüche von der Ebersecker «Sonne» geschwärmt. Sein Gesprächspartner wollte sich selbst überzeugen, reiste aus dem Bezirk Gäu (Solothurn) an und nahm in Begleitung seiner Tochter am Wirtshaustisch Platz. Mit Folgen. Ein Jahr und viele per Funk versendete 88 (liebe Grüsse und Küsse) später stand Gibelhof-Bauer Sepp Häfliger vor dem Traualtar. 

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