Arrivederci, Francesco!

Nach sechs Jahren kam es zu einem unerwarteten Wiedersehen mit einem Fussballtrikot von sentimentalem Wert...

Teil der Sommerserie "De Böttu brengt's!" ist auch die Kolumne "Dicke Post".
Ramon Juchli

Lange trauerte ich ihm nach. Dem blauen T-Shirt mit Rückennummer 10 und dem Aufdruck: «TOTTI». Mein erstes Fussballtrikot. Das italienische Wappen prangt in der Mitte. Darüber glänzen drei goldene Sterne. Einen Sommer lang trug ich es zur Schau, fühlte mich wie «Il Re di Roma», Francesco Totti, der König von Rom.

Mehr als zehn Jahre später, an der Euro 2016, holte ich es wieder aus dem Schrank. Nur damit es für längere Zeit von der Bildfläche verschwinden sollte. Am damaligen Jubiläumsanlass der JuBla Grosswangen hing das Totti-Trikot im «EM-Zelt» von der Decke – zweckentfremdet. Als Dekoration. Vereinsmitglieder wie ich waren dazu aufgerufen worden, mit einem alten Fussballshirt das Zelt zu schmücken. Ich brachte das azurblaue Edelstück mit. Betonte dabei stets, dass es gerne im Zelt hängen darf, aber unbedingt zurückgegeben werden soll. Nur schon aus sentimentalen Gründen. Doch es kam, wie es kommen musste. Beim verschlafenen Aufräumen am folgenden Morgen verlor ich das Trikot aus den Augen. Es landete wohl auf irgendeinem Haufen, den ich nie zu Gesicht bekam, da ich gerade irgendwo Scherben zusammenwischte. Wohl oder übel nahm ich Abschied. Arrivederci, Francesco. Auf Wiedersehen.

Diese Woche erreichte mich ein Päckli. Absender: ein alter Primarschulfreund und langjähriger Vereinskollege. Die Episode mit dem Trikot schon lange vergessen, öffnete ich den Karton ahnungslos. Und staunte nicht schlecht. Da lag es. In seiner ganzen Pracht. Mein Totti-Trikot, Jahrgang 2005. Längst hatte ich meinen Frieden damit gemacht, das T-Shirt nie wieder zu sehen. Nun war es wieder da. Und damit nicht genug. Daneben lag auch ein Trikot von Shaqiri – und damit eine Verwechslung vor. Denn dieses gehörte mir nie. Doch als Entschädigung für die gar späte Rückgabe meines stolzen Besitzes nehme ich dieses «Geschenk» gerne an.

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