SVP und SP regieren wieder gemeinsam

Die SP ist zurück in der Luzerner Regierung: Ylfete Fanaj distanziert die GLP-Kandidatin Claudia Huser im zweiten Wahlgang um 6000 Stimmen. Mit bestem Resultat komplettiert Armin Hartmann den fünfköpfigen Regierungsrat.

Sie haben Grund zum Strahlen: die neu gewählten Regierungsmitglieder Armin Hartmann und Ylfete Fanaj. Foto: Staatskanzlei
Stephan Weber

Laute Jubelschreie branden auf, es wird geklatscht, Fahnen geschwenkt und ein paar Kinder tragen SP-Ballone, als Ylfete Fanaj am Wahlsonntag um 13.15 Uhr den Lichthof im Ritterschen Palast betritt. Seit ein paar Minuten ist klar, dass mit der Wahl der gebürtigen Surseerin die SP künftig wieder in der Kantonsregierung vertreten ist – nach acht Jahren Abstinenz. Sichtlich emotional und freudestrahlend erklärte die 40-Jährige gegenüber dem WB: «Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl – für die Partei und für mich.» Aufgeregt sei sie gewesen, als sie am Morgen aufgestanden sei. Nun, ein paar Stunden später, fühlt sie sich «erleichtert». Was gab den Ausschlag für die Wahl? «Acht Jahre lang war die Luzerner Regierung ein reines Männergremium, zusammengesetzt aus lauter Bürgerlichen. Das Stimmvolk hat sich offensichtlich eine Veränderung gewünscht.» Nun sei die Regierung «so vielfältig wie noch nie» und bilde damit ab, was auch die Luzerner Bevölkerung auszeichne: «Unser Kanton ist modern und bunt.»

Bester Laune war am Sonntagnachmittag auch SP-Parteipräsident David Roth. Zusammen mit seinen Parteikolleginnen und -kollegen verfolgte er die Wahl in einer Beiz. Spätestens als Ylfete Fanaj sich in Willisau vor Claudia Huser klassierte, habe er gewusst: Es reicht. Der riesige Einsatz habe sich gelohnt. Mit der Wahl von Fanaj seien alle relevanten Kräfte wieder in der Regierung vertreten. Das, so Roth mit einem Lächeln, führe dazu, «dass alle zufriedener sind». Nun dürften ausgewogenere Vorlagen ins Parlament kommen. Gleichwohl werde die SP auch künftig der Regierung «kritisch auf die Finger schauen», so der Stadtluzerner.

Erfolglose Aufholjagd von Claudia Huser
Mit zeitlichem Abstand betrat Claudia Huser das Regierungsgebäude. Sie sei enttäuscht über das Schlussergebnis, aber stolz auf ihr Resultat, sagte die 41-jährige Stadtluzernerin. Das durfte sie auch sein. Die GLP-Kandidatin konnte sich gegenüber dem ersten Wahlgang steigern. So war sie am 2. April noch in sämtlichen sechs Wahlkreisen hinter Ylfete Fanaj klassiert. Dieses Mal erhielt die Grünliberale ausser in der Stadt Luzern und im Wahlkreis Luzern-Land mehr Stimmen als die SP-Frau. Woran hat es gelegen, dass es trotz Aufholjagd nicht zur Wahl in die Regierung gereicht hat? Für eine genaue Analyse sei es zu früh, sagte die gebürtige Ennetbürgerin gegenüber dem «Böttu». Offensichtlich sei es der Bevölkerung ein Anliegen, «dass die SP in die Regierung zurückkehrt und die SVP vertreten bleibt.» Trotz Nichtwahl sei in Zukunft mit der GLP zu rechnen. Angesprochen auf ihre politische Zukunft, antwortete die stellvertretende Geschäftsführerin einer Immobilienfirma: «Ich bin gewählte Kantonsrätin und aktuelle Fraktionspräsidentin. Was in Zukunft folgt, ist offen.»

Lob für ihre Kandidatin gab es von Riccarda Schaller, Co-Präsidentin der GLP und Kantonsrätin. «Claudia Huser hat gegenüber dem ersten Wahlgang massiv zugelegt und mit fast 40 000 Stimmen ein sehr tolles Wahlergebnis erzielt.» Und das als Mitglied einer kleinen Partei und ohne Unterstützung anderer Parteien. Die Wahlempfehlung der Mitte für Ylfete Fanaj habe ihnen «sicher nicht geholfen», bilanzierte Schaller. Gleichwohl gibt sie sich kämpferisch. «Die GLP hat viele gute Köpfe, von denen noch viel zu hören sein wird.»

«Gut, dass Konkordanz wieder hergestellt ist»
Bestens gelaunt war SVP-Kandidat Armin Hartmann. Seine Wahl war erwartet worden, im ersten Durchgang fehlten dem Schlierbacher nur knapp 4000 Stimmen für den direkten Einzug in die Regierung. «Trotz der guten Ausgangslage spürte ich eine Anspannung», so Hartmann. «Zweite Wahlgänge haben immer eigene Gesetze.» Das Stimmvolk habe ein klares Verdikt gesprochen. «Das Ergebnis macht mich sehr stolz.» Sein Wunschdepartement? Die Departemente werden nach dem Anciennitätsprinzip verteilt, so Hartmann diplomatisch. Er könne keine Ansprüche stellen. «Aber klar: Das Justiz- und Sicherheitsdepartement steht mir am nächsten. Unter anderem mit der Fangewalt und der Aufstockung des Polizeikorps gibt es wichtige und interessante Projekte.»

Sehr zufrieden war auch SVP-Parteipräsidentin Angela Lüthold-Sidler. Von einem ruhigen, gelassenen Wahlsonntag wollte sie nichts wissen. «Ich war sehr angespannt. Alle redeten davon, dass Armin Hartmann bereits gewählt sei. Aber es muss immer zuerst abgestimmt werden.» Vor allem sei es wichtig gewesen, zu mobilisieren, so die Nottwilerin. Dass mit der Wahl von Hartmann die Konkordanz in der Regierung wieder hergestellt sei, wertet die Unternehmerin als «richtig und gut».

Peyer mit einem Achtungserfolg, Peter unter 4000 Stimmen
Nicht gewählt, und trotzdem freudestrahlend war Chiara Peyer, die Kandidatin der Jungen Grünen, die aus taktischen Gründen unter anderem auf der SP-Liste aufgeführt war und so der Linken zum Sitzgewinn verhelfen sollte. Die 22-Jährige zeigte sich hocherfreut über ihr Ergebnis – vor allem auch in der Stadt Luzern, wo sie hinter Ylfete Fanaj als Zweitbeste rangierte. «Die Kandidatur hat gezeigt, dass das Stimmvolk auch junge Kandidaturen ernst nimmt», so die Co-Präsidentin der Jungen Grünen. Die Wahl von Fanaj bringe die Linken «endlich wieder in die Regierung.»

Chancenlos und nicht gesichtet im Regierungsgebäude wurde der Parteilose Juergen Peter. Er erzielte lediglich 3900 Stimmen und belegte in allen 80 Luzerner Gemeinden den letzten Rang. 

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.