Ein paar wenige sorgen für sehr viel Ertrag

Wie haben sich die Steuererträge der natürlichen Personen im Kanton Luzern entwickelt? Welcher Wirtschaftszweig füllt die Steuerkasse am stärksten? Und in welchem Alter zahlte man am meisten? Lustat Statistik Luzern hat Steuerdaten von 2009 bis 2019 ausgewertet und am Montag den Medien vorgestellt.

 

Der Luzerner Finanzdirektor Reto Wyss (Mitte) sieht den Staatshaushalt auf gutem Weg. Foto Keystone
Stephan Weber

Alle sechs bis acht Jahre veröffentlicht die Luzerner Statistikbehörde Lustat den Sozialbericht des Kantons Luzern und zeigt damit auf, wie es um die soziale Lage der Bevölkerung steht. Häufiger erscheinen andere Berichte, etwa über den Wohlstand und die Armut im Kanton Luzern. Und nun hat sich die Statistikstelle zum ersten Mal umfassend mit dem Thema Steuern im Kanton Luzern befasst. Am Montagmorgen hat Lustat-Direktor Norbert Riesen zig Zahlen aus statistischer Sicht beleuchtet. Der Luzerner Finanzdirektor Reto Wyss hat anschliessend die Resultate aus politischer Sicht kommentiert.

54-jährige zahlen am meisten
Lustat hat sich bei der Auswertung der Steuerdaten auf die Jahre von 2009 bis 2019 konzentriert. Dabei zeigte sich, dass der Steuerertrag der natürlichen Personen in dieser Zeitspanne um 38 Prozent gewachsen ist. Betrug der Steuerertrag 2009 noch 435 Millionen Franken, stieg er zehn Jahre später auf rund 602 Millionen Franken. Die Gründe für diese Entwicklung sind mannigfaltig. Einerseits war es die demografische Entwicklung, die ganz simpel ist: Die Bevölkerungszahl hat zugenommen, ergo zahlen mehr Menschen Steuern. Laut Norbert Riesen sind die Zahl der Steuerhaushaltungen zwischen 2009 und 2019 um zwölf Prozent gestiegen. Hauptursache des höheren Steuerertrags sind aber die höheren Einkommen, die erzielt wurden. Dieser Umstand macht 63 Millionen des insgesamt 166 Millionen höheren Steuerertrags aus. Besonders markant war die Zunahme bei den Renteneinkommen. Bei den 70-Jährigen und Älteren betrug der Anstieg 20 Prozent und mehr.

Alleinstehende und Familien zahlen bis ins frühe Erwachsenenalter plusminus ähnlich hohe Steuern. Ab Mitte 30 bis Mitte 50 ändert sich das markant. Und: Während das Mittel der Alleinstehenden laut Lustat ziemlich konstant bleibt, steigt die Steuerlast der Familien an. Grund: Die Erwerbseinkünfte von Familien ist in dieser Zeit deutlich höher, wozu sowohl die Erst- als auch Zweitverdiener im Haushalt beitragen. Interessant: Am meisten Steuern zahlen 54-Jährige. In diesem Alter liegt die durchschnittliche Steuerschuld bei 7800 Franken. Ende 2019 wurden im Kanton Luzern rund 248 000 steuerpflichtige natürliche Personen, respektive Steuerhaushalte, gezählt. Diese lieferten Kanton und Gemeinden, umgerechnet auf eine Steuereinheit, 615 Millionen Franken ab. Den Grossteil des Steuerertrags stammt von den natürlichen Personen: 87 Prozent.

Neuen Höchstwert erreicht
Nicht nur der Steuerertrag bei den natürlichen Personen ist im selben Zeitraum stark gestiegen. Auch die juristischen Personen – dazu zählen etwa die Aktiengesellschaften, GmbH, Genossenschaften, Vereine oder Stiftungen – zahlten kräftig in die Steuerkasse. Nicht überraschend, wenn man die Zahlen sieht: Zwischen 2009 und 2019 kletterte die Zahl der juristischen Personen von 14 433 auf 24 448 Personen. Diese sorgten für 94 Millionen Franken Steuereinnahmen. Den grössten Anteil am Steuerertrag stammt von Firmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche, gefolgt von Unternehmen aus der Warenherstellung und dem Sektor «Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen». 304 Grossunternehmen – dazu zählen Firmen mit mehr als 250 Beschäftigte – brachten annähernd den gleichen Steuerertrag je Einheit wie 11 345 Mikrounternehmen. Das sind Firmen mit weniger als zehn Vollzeitbeschäftigte.

Die Abhängigkeit  
Eine Zahl die aufhorchen lässt: Bei den juristischen Personen wird die Hälfte des Steuerertrags von 0,3 Prozent der Steuerpflichtigen aufgebracht. Heisst: Sehr wenige Firmen zahlen einen sehr grossen Anteil. Auf diese Abhängigkeit angesprochen, sagte Finanzdirektor Reto Wyss: «Luzern muss zu diesen wenigen Unternehmen Sorge tragen.» Luzern brauche diese tiefen Steuern, weil der Kanton sonst bei Unternehmen, die in einem ertragsreichen Sektor tätig seien, für eine Ansiedlung gar nicht auf den Radar komme. Nicht ganz so stark ist die Abhängigkeit bei den natürlichen Personen. Aber auch dort sorgen elf Prozent der Steuerpflichtigen für die Hälfte des Steuerertrages.

«Es hat sich gelohnt»
Finanzdirektor blickte an der Medienkonferenz auf die zwei Steuergesetzrevisionen 2008 und 2011 zurück. Stand bei Ersterer die Entlastung der mittleren Einkommen und die Erhöhung der Kinderabzüge und Fremdbetreuung im Fokus, wurden bei der Steuergesetzrevision 2011 die Gewinnsteuern der Unternehmen halbiert. Für einige Jahre war der Kanton Luzern der steuergünstige in der ganzen Schweiz. Obwohl die Durststrecke etwas länger dauerte als ursprünglich geplant, habe sich die Steuerstrategie gelohnt, sagte Regierungsrat Wyss. «Sie war ambitioniert und mutig. Letztlich aber hat es sich ausbezahlt, der Durchhaltewille hat sich gelohnt.» Der Kanton Luzern, so der Rothenburger, wolle auch weiterhin ein attraktiver Wirtschafts- und Wohnkanton bleiben.

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