Kanton Luzern bricht Schulsoftware-Projekt ab

Wegen unterschiedlicher Auffassung über den bisherigen inhaltlichen und zeitlichen Projekterfolg stoppt der Kanton Luzern die Einführung der neuen Schuladministrationssoftware Educase für die Volksschule. Er will "so rasch wie möglich" ein neues Projekt aufgleisen.

Nach dem Abbruch des Schulsoftware-Projekts will der Luzerner Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann weitere Planungsschritte "rasch einleiten". Foto Keystone
Stephan Weber

Details zur Projektbeendigung würden nicht weiter kommentiert, teilte das Bildungs- und Kulturdepartement (BKD) des Kantons Luzern am Montag mit.

Als Besteller der Software beschloss das BKD das Ende der Einführung von Educase an den Luzerner Volksschulen im Einvernehmen mit dem Verband Luzerner Gemeinden (VLG), heisst es weiter. Die Regierung stimmte diesem Vorgehen ebenfalls zu.

Für jene Gemeinden, deren Schulen bereits mit der Software Educase arbeiten, werde für die Sicherstellung des Weiterbetriebes eine Lösung angestrebt, heisst es weiter. Wie das BKD auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte, stehe die Software bereits in 64 Gemeinden zur Verfügung.

Gleichzeitig beauftragte die Regierung das BKD, zusammen mit dem VLG die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um baldmöglichst eine neue Schuladministrationssoftware zu beschaffen und an den Schulen zu implementieren. Bislang kostete das Projekt laut BKD rund 950'000 Franken. Die Kosten für das neue Projekt, das nun aufgegleist wird, könnten noch nicht abgeschätzt werden. Es werde eine öffentliche Ausschreibung durchgeführt.

Es sei ihm ein grosses Anliegen, dass die Schulen innert nützlicher Frist über eine zeitgemässe und funktionierende Administrationssoftware verfügen können, wird Luzerns Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann (parteilos) zitiert.

Software aus Sursee
Das Software-Projekt stand bereits seit längerer Zeit unter Beschuss. Die neue Softwarelösung hätte den Volksschulen als einheitliche Plattform für alle schüler- und schulbezogenen Bereiche und Prozesse dienen und zu Vereinfachungen führen sollen.

Der Kanton Luzern hatte 2014 im Rahmen einer Ausschreibung der Surseer Firma Base-Net Informatik AG den Zuschlag für die Standardsoftware erteilt. Diese aber konnte keine Standardapplikation anbieten, sondern der Kanton und die Gemeinden gerieten in ein eigentliches Entwicklungsprojekt, schrieb die Regierung im vergangenen Dezember in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von GLP-Kantonsrat Urs Brücker.

Darin hielt sie auch fest, dass ein Projektabbruch dann in Erwägung gezogen werde, wenn der Lieferant nicht in der Lage sei, das vertraglich zugesicherte Produkt hinsichtlich Güte und Termintreue zu liefern.

Ursprünglich sah der Zeitplan nämlich vor, dass die Software bis im Sommer 2019 eingeführt sei. Dieser Zeitplan erwies sich bald als überholt. Auch wegen der Coronapandemie und des mangelnden Reifegrads der Standardsoftware musste die Projektplanung angepasst werden, ein Abschluss wurde auf August 2023 anvisiert.

2016 verabschiedete der Kantonsrat die entsprechende Botschaft. Das Projekt sollte - aufgerechnet auf zehn Jahre - total rund 7,7 Millionen Franken kosten. Der Kanton hätte die Kosten für die Anschaffung und Wartung der Software übernehmen solle, die Gemeinden Unterhalt, Support und Hosting. (sda)

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Whistleblower

Sa 12.02.2022 - 11:04

In der Botschaft vom 11. März 2015 (https://www.lu.ch/downloads/lu/kr/botschaften/2015-2019/B_034.pdf) auf Seite 15 unten ist ein Zeitplan zu sehen. Im März 2017 ist der Meilenstein "Programmierung abgeschlossen" angegeben. Man kann also nicht behaupten, dass man in ein Entwicklungsprojekt "geraten" sei. Vielmehr offerierte der Anbieter eine veraltete Lösung, die zunächst neu entwickelt werden musste (https://www.youtube.com/watch?v=Qqd3VylJFEQ&t=433s). Die sog. "Zielarchitektur" hat sich dabei überall untauglich erwiesen.

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