Bundesrat erklärt Notstand - Weitgehende Abriegelung

Der Bundesrat erklärt den Notstand für die Schweiz. Ab Mitternacht müssen alle Geschäfte und Lokale geschlossen werden. Nur Lebensmittelläden und Gesundheitseinrichtungen bleiben offen.

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Stefan Calivers

Der Bundesrat hat am Montag die "ausserordentliche Lage" ausgerufen. Er kann nun per Notverordnung ohne Zustimmung des Parlaments für das ganze Land alle notwendigen Massnahmen anordnen. Grund für die Verschärfung ist, dass die am Freitag verhängten Massnahmen zu wenig eingehalten wurden.

 

"Keine Alternative"

"Wir müssen feststellen, dass die Massnahmen nicht einheitlich umgesetzt und nicht genügend eingehalten werden", sagte Gesundheitsminister Alain Berset vor den Bundeshausmedien. Er appellierte an alle Bevölkerungsgruppen und Generationen, sich nun daran zu halten. "Es gibt keine Alternative."

"Wir müssen jetzt sofort handeln", sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Es müsse ein Ruck durch das Land gehen, sonst könne die Ausbreitung des Virus nicht verlangsamt werden. Die drastischen Massnahmen seien "im Interesse von uns allen", sagte Sommaruga. Jede und jeder Einzelne müsse sich daran halten. Wenn es keine Reaktion gebe, wenn zu viele Menschen erkrankten, komme es in den Spitälern zu einem Engpass.

 

Lockdown in der Schweiz

Um dieses Ziel zu erreichen, bringt der Bundesrat das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. Ab Mitternacht sind öffentliche und private Veranstaltungen verboten. Alle Läden, Märkte, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden geschlossen.

Dazu gehören auch Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzert- und Theaterhäuser, Sportzentren, Schwimmbäder und Skigebiete. Ebenso werden Betriebe geschlossen, in denen das Abstandhalten nicht eingehalten werden kann, etwa Coiffeursalons oder Kosmetikstudios.

Lebensmittelläden, Take-aways, Betriebskantinen, Lieferdienste für Mahlzeiten und Apotheken blieben geöffnet, ebenso Tankstellen, Bahnhöfe, Banken, Poststellen, Hotels, die öffentliche Verwaltung und soziale Einrichtungen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waren des täglichen Gebrauchs sei sichergestellt, es seien genügend Vorräte angelegt, versichert der Bundesrat. Berset rief die Bevölkerung auf, keine Hamsterkäufe zu tätigen.

 

Mobilmachung von Truppen

Zur Unterstützung ziviler Behörden bietet der Bundesrat auch die Armee auf. Neu können bis zu 8000 Armeeangehörige für den Assistenzdienst eingesetzt werden. Es sei die grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd.

Die Armeeangehörigen werden in der Pflege, Patientenüberwachung, bei Sanitätstransporten oder der Spitallogistik eingesetzt. Zudem wird die Armee bei Bedarf logistische Aufgaben wie Transporte und Mithilfe beim Aufbau von improvisierter Infrastruktur übernehmen. Schliesslich sollen die Armeeangehörigen die kantonalen Polizeikorps unterstützen, zum Beispiel beim Botschaftsschutz. Das Grenzwachtkorps soll an den Landesgrenzen und Flughäfen Hilfe erhalten.

Für die sanitätsdienstliche Unterstützung stehen sofort rund 3000 Armeeangehörige zur Verfügung. Ob weitere Truppen zum Einsatz kommen, hängt vom Bedarf der Kantone ab. Zuerst kommen Verbände zum Einsatz, die schon im Dienst sind. Rekrutenschulen, Durchdiener und Wiederholungskurse werden wenn nötig verlängert.

In gewissen Bereichen hat der Bundesrat zusätzliche Truppen mobilisiert, darunter die vier Spitalbataillone sowie fünf Sanitätskompanien. Sie können innerhalb von vier Tagen eingesetzt werden. Gegen 300 Angehörige des Spitalbataillons 5 sind schon am Montag eingerückt. sda

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