Einst spinnefeind, heute wieder vereint

Die FDP kann im Kanton Luzern bei den Wahlen vom 20. Oktober erneut eine Listenverbindung mit der CVP eingehen. Die Delegierten haben am Donnerstagabend einen entsprechenden Antrag der Parteileitung abgesegnet.

Die FDP-Delegierten sprechen sich deutlich für eine Listenverbindung mit der CVP aus. Foto swe
Stephan Weber

Einst waren sich die FDP und die CVP im Kanton Luzern bitterbös gesinnt.  Man ging nicht in dieselbe Beiz, es gab getrennte Musikgesellschaften oder Chöre. Die zwei Parteien konnten einander nicht leiden. Als «historisch» galt darum der Schulterschluss der beiden Mitteparteien, als sie vor vier Jahren erstmals im Kanton Luzern ein Bündnis für die National- und Ständeratswahlen eingingen. Vier Jahre später wiederholt sich das Geschehen. Die FDP-Delegierten segneten am Donnerstagabend in der Pfaffnauer Mülimatthalle einen Antrag der Parteileitung ab. Der Entscheid fiel deutlich aus: Mit 144 Ja- zu 28-Nein-Stimmen, bei null Enthaltungen. Die CVP-Parteileitung hatte bereits im Juli grünes Licht für eine Listenverbindung gegeben.

Im Gegensatz zu 2015, als keine einzige Wortmeldung zum Wahlbündnis einging, gab es diesmal kritische Bemerkungen und das eine oder andere Kopfschütteln war bei den Delegierten zu bemerken, als für die Listenverbindung geworben wurde. Kritik an der Kooperation mit der CVP äusserte der Delegierte Christian Schär aus Neuenkirch. Er sprach sich gegen eine Listenverbindung aus. «Wir brauchen keinen unzuverlässigen Partner wie die CVP», sagte Schär. «Auf diese Partei konnte man sich in der Vergangenheit nie verlassen. Sie hat uns immer wieder im Regen stehen gelassen.» Angela Pfäffli,  alt Kantonsrätin aus Grosswangen konterte. «Was ist uns mehr wert? Unsere Sitze mit Hilfe der CVP zu verteidigen oder allenfalls Steigbügelhalter zu sein für die SVP? Eine Partei, die uns verunglimpft und mit einem wurmverfressenen Apfel wirbt?» Parteipräsident und Wahlkampfleiter Markus Zenklusen sagte: «Obwohl wir gute Kandidatinnen und Kandidaten haben, wird das Halten unserer beiden Nationalratssitze keine einfache Aufgabe. Mit der Listenverbindung können wir das Risiko eines Sitzverlustes mindern. Mir ist es lieber, wenn die CVP drei Sitze holt, als wenn dieser Sitz zu den Linken geht.» Zur Erinnerung: Der Kanton Luzern hat künftig in der Grossen Kammer nur noch neun statt zehn Mandate. Aktuell haben die CVP und die SVP drei Sitze, die FDP zwei und die SP und die Grünen je einen Sitz.

Es braucht mehr Wähleranteil
Während die CVP mit acht (!) Listen zu den Herbstwahlen antreten wird, sind es bei der FDP drei: neben der Hauptliste gibt es eine Frauenliste und eine Liste der Jungfreisinnigen. Zu den Zielen für die nationalen Wahlen äusserten sich Parteipräsident Markus Zenklusen und FDP-Geschäftsführer Benjamin Häfliger. «Wir wollen unsere zwei Nationalratssitze verteidigen und Damian Müller im Ständerat im ersten Wahlgang durchbringen», sagte Letzterer. «Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir den Wähleranteil gegenüber 2015 von 19,6 Prozent auf rund 22,3 Prozent steigern und unser Potenzial besser ausschöpfen.»

Neben den bevorstehenden Wahlen war an der Delegiertenversammlung die Verabschiedung vom ehemaligen Regierungsrat Robert Küng traktandiert. Dieser habe ihn gebeten, keine Lobhudelei über ihn vorzutragen und keine «Riesensache» zu organisieren, sagte Markus Zenklusen. Daran habe er sich gehalten. Er überlasse das Würdigen anderen. Vorbehalten war es den Zellern Rätschwybern, welche den «Chrampfer», «Fasnachtsliebhaber» und «Geselligen» mit launigen Worten liebevoll die Ehre erwiesen. Dem Willisauer gefiel die Darbietung. Bevor er sich mit Dankesworten bei den Delegierten verabschiedete, gab er «seiner» Partei ein paar Wünsche mit: «Bleibt eurer Linie treu, politisiert auch künftig verlässlich und pragmatisch und macht nicht jeden Hype mit.» Seine Worte wurden mit lang anhaltendem Applaus quittiert.

Stephan Weber

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