SVP will ihren vierten Sitz zurückgewinnen

Die SVP steigt im Wahlkreis Willis­au zum ersten Mal in ihrer Geschichte mit einer vollen Liste ins Kantonsrats-Rennen. Elf Männer und fünf Frauen sollen für ihre Partei den vor vier Jahren verlorenen vierten Sitz zurückerobern.

Die SVP-Kandidierenden (von links): Willi Knecht, Kilian Kunz, Werner Held, Judith Felber-Emmenegger, Ramona Krummenacher-Furrer, Sandro Pfister, Marlen Vogel-Kuoni, Andy Wandeler, Lucian Schneider, Gisela Müller-Frischknecht, Thomas Hodel, Monika Müller, Robi Arnold, Marcel Beutler, Martin Amhof und Quentin Zweili. Foto swe
Stephan Weber

Der SVP des Wahlkreises Willisau war nach den Wahlen 2019 nicht zum Feiern zumute. Angetreten war die Partei um Wahlkreispräsident Willi Knecht, um ein fünftes Mandat im 120-starken Kantonsrat zu ergattern. Statt einem zusätzlichen Sitz kam es jedoch zu einem Sitzverlust: Die regionale SVP war fortan nur noch mit drei Personen im Luzerner Parlament vertreten: mit Willi Knecht (Menznau), Robi Arnold (Mehlsecken) und dem Schötzer Toni Graber, der nun nicht mehr zur Wiederwahl antritt. Corinna Klein aus Wauwil wurde abgewählt. «Diesen Sitz wollen wir uns zurückholen», sagte Wahlkreispräsident Willi Knecht am Freitagabendabend in der Willisauer Schlossschüür. «Die Chancen stehen gut. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Wahlkreispartei können wir eine volle Liste präsentieren.»

Trychlerklänge und der «Willy-Song»

Bevor sich die fünf Frauen und elf Männer dem Publikum präsentierten, wurde es laut. Zuerst zogen die Vertreter der Volkspartei mit den Napftrychlern durchs Städtli in die Schlossschür, um «die bösen Geister zu vertreiben». Später wähnte man sich in einem Festzelt, als die Partei in voller Lautstärke ihren Schenkelklopfer-Parteisong «Wo e Willy esch, esch ou e Wäg» dröhnen liess. Nach dem «Freiheitssong» folgte die Vorstellungsrunde der Kandidierenden. Den Auftakt machte Martin Amhof aus Altishofen. Der 35-Jährige will sich für die Region Wiggertal und Hinterland einsetzen und dafür sorgen, weniger von der Stadt Luzern regiert zu werden. Zudem würde er sich im Kantonsrat dafür starkmachen, dass die ehrenamtliche Arbeit mehr wertgeschätzt wird. Marcel Beutler, Roggliswil, und ebenfalls 35 Jahre alt, sagte, ihm sei eine solide Berufsbildung und familienfreundliche Rahmenbedingungen in der Geschäftswelt wichtig. Weiter hielt er fest: «Das Leben sollte wieder einfacher und unkomplizierter werden.» Für die Schötzerin Judith Felber-Emmenegger, die mit ihrem Mann und ihren vier Kindern einen Landwirtschafsbetrieb führt, braucht es «mehr gesunden Menschenverstand in der Politik.» Werner Held, angekündigt als «die Eiche von Bayern» und heute in Nebikon wohnhaft, will sich einsetzen, dass die «Schweizer Werte erhalten bleiben». Der 25-Jährige Thomas Hodel aus Schötz kämpft gegen «linksgrüne landwirtschaftsfeindliche Ideen, die auf keine Kuh-Haut gehen». Und: «Wir können auf kantonaler Ebene das Weltklima schlicht nicht beeinflussen.» Ramona Krummenacher-Furrer aus
Ettiswil, «will die Traditionen und Bräuche ausleben dürfen, ohne auf die Befindlichkeiten anderer Kulturen Rücksicht nehmen zu müssen.» Auch Robi Arnold und Willi Knecht stellten sich dem Publikum vor. Beide politisieren seit 2011 im Kantonsrat. Der Mehlsecker ist motiviert für eine weitere Legislatur und will sich dabei vor allem gegen die Bürokratie in der Landwirtschaft und im Gewerbe wehren. Der Bürger werde mehr und mehr geplagt. Da gelte es Gegensteuer zu geben. Für Willi Knecht ist ein schlanker Staat, viel Eigenverantwortung, bezahlbare Energieversorgung und eine produzierende Landwirtschaft wesentlich.

Nach der Hälfte der Vorstellungsrunde sprach Regierungskandidat und Fraktionschef Armin Hartmann zu den Kandidierenden. Er wünschte ihnen Mut, Durchsetzungswillen, Gelassenheit, einen langen Schnauf, Feuer, Leidenschaft und Humor. «Einfach wird es nicht. Aber es lohnt sich», hielt der Schlierbacher fest.

Von «Traditionen» und «Werten»

Weiter gings: Für den Dagmerseller Kilian Kunz, 23 Jahre alt und im Treuhandsektor tätig, sind die Finanzen zentral. Der Kanton Luzern soll nie mehr in einen budgetlosen Zustand kommen. Monika Müller aus Altbüron will alles daran setzen, dass in der Landwirtschaft und in der Unterschicht weniger Steuern und Abgaben zu entrichten sind. Auch soll die Politik «ehrlicher» werden. Es müsse für verschiedene Meinungen Platz haben. Gisela Müller-Frischknecht, ebenfalls aus Altbüron, «graut vor einer 10-Millionen-Schweiz». Die Zuwanderungspolitik müsse besser kontrolliert werden, ist die 44-Jährige überzeugt. Sandro Pfister aus Wikon hat als Disponent in der Transportbranche gearbeitet. Nun ist er Primarlehrer. «Neben den vielen linken Lehrern, braucht es auch rechte Lehrer», sagte er. Ihm ist es wichtig, dass Schweizer Traditionen und Werte wieder wertgeschätzt werden. Er fragt sich, ob die Kohäsionsmilliarde für die EU-Mitgliedstaaten wirklich nötig seien. «Wir haben selber viel Armut in der Schweiz», sagte er. Der Willisauer Lucian Schneider will die «ruinöse Politik von Linksgrün stoppen». Der Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Luzern will «eine massvolle Zuwanderung statt eine Massenzuwanderung.» Marlen Vogel-Kuoni, auch aus Willis­au, sagte, sie kenne die Sorgen und Anliegen der Bevölkerung und stehe gerne in Kontakt mit der jüngeren Generation. Sie würde mit gesundem, ehrlichen Menschenverstand im Parlament politisieren. Andy Wandeler aus Zell, der als Moderator durch den Abend führte, setzt sich ein für starke KMU. Die Bürokratie sei ihm als Unternehmer ein Dorn im Auge. Er wolle alles daran setzen, dass die SVP ihren vierten Sitz zurückholt, so der Wahlkampfleiter des Wahlkreises Willis-
au. Zum Schluss folgte der jüngste Kandidat: Quentin Zweili aus Altishofen. Er wird erst im Februar 18-jährig. Der lernende  Kaufmann will seinen Beitrag dazu leisten, die Zuwanderungsprobleme zu lösen und den «Woke-Wahnsinn stoppen».

Stolze Parteipräsidentin

Die kantonale Parteipräsidentin Angela Lüthold-Sidler war voll des Lobes über die 16 Kandidierenden. Viele wichtige Themen seien bei der Vorstellung angesprochen worden. Es mache Freude, dass die Kandidierenden aus allen Berufsgattungen und aus allen Schichten stammten, so die Unternehmerin aus Nottwil. «Ich finde fast keine Worte, was ihr präsentiert habt. So bin ich sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ziele schaffen.»

"Wir müssen Lärm machen"

Vor vier Jahren gab alt SVP-Nationalrat Adrian Amstutz an der Nominationsversammlung der Wahlkreispartei Willisau ordentlich Gas in seiner Rede. Heuer war der Schwyzer Marcel Dettling Gastredner. Der SVP-Wahlkampfleiter und Vizepräsident seiner Partei war nicht zurückhaltender als der Berner Oberländer. Er sprach von «Asylschlendrian», von der «Integrationsunfähigkeit», vom «radikalen Islam» und von «35 Prozent Afrikanern, die Sozialhilfe beziehen, obwohl sie arbeiten könnten". «Überlassen wir unser Land nicht den Nichtintegrierbaren», so der Landwirt aus Oberiberg. Für ihn seien die Trychler vom Napf symbolhaft gewesen. Auch die SVP müsse Lärm machen, «damit man uns hört». Zudem seien die Trychler als Team aufgetreten. Keiner sei aus der Reihe getanzt. Den Kandidierenden wünschte er Fleiss, Mut und Glück. «Steht zu euer Meinung und habt keine Angst.» swe

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