Wenn die Maske ein Muss ist

Personenbegrenzung, Abstandsregeln, Maskenpflicht: Mit immer neuen Massnahmen müssen Ladenverantwortliche auf das Coronavirus reagieren. Was ist ihre Meinung dazu? Der WB hat nachgefragt.

Seit knapp zwei Wochen gilt in allen Verkaufsgeschäften im Kanton Maskenpflicht. Foto Chantal Bossard
Chantal  Bossard

«Dankbar für Kundentreue»
Urs Stöckli, Geschäftsinhaber, Metzgerei Stöckli, Zell:
«Wir waren schneller als die Regierung: Als die Zahlen immer mehr in die Höhe schossen, haben wir bei uns in der Fleischproduktion freiwillig die Maskenpflicht eingeführt – zwei Wochen vor dem eigentlichen Obligatorium. Dies, um ältere Mitarbeiter zu schützen. Ein Coronafall in unserem kleinen Familienbetrieb wäre tragisch – wir müssten sogleich alle Mitarbeiter in Quarantäne schicken. Das versuchen wir mit allen Kräften zu verhindern. Dabei kommt es uns sicher zugute, dass nun auch die Kunden Masken tragen müssen. In Gesprächen über die Theke hinweg zeigt sich zudem: Viele begrüssen den Entscheid. Klar kommt hie und da ein Spruch, dass es «ringer» ginge ohne das Stück Stoff vor dem Mund. Doch man ist sich einig: Das ist besser als ein zweiter Lockdown. Bereits jetzt erleiden viele Gewerbler massive Einbussen. Zahlreiche Anlässe müssen abgesagt werden. Das bekommen auch wir zu spüren: Der Umsatz bei Gastro- oder Festbelieferungen ist massiv zurückgegangen. Doch ich will nicht jammern. Ich bin glücklich, konnten wir bis jetzt – und hoffentlich noch lange – unseren Laden offen halten.  Wir sind unglaublich dankbar für unsere treuen Kundinnen und Kunden. Es ist schön und nicht selbstverständlich, dürfen wir auf eine solche Unterstützung zählen.»

«Virus macht dem Fachhandel das Leben schwer»
Edgar Imhof, Geschäftsinhaber, Papeterie Imhof, Willisau:
«Ob Maskenpflicht oder Mindestabstand: Die Corona-Massnahmen lassen sich bei uns problemlos umsetzen. Unsere Mitarbeiter sind sehr engagiert, der Kundschaft weiterhin ein sicheres und angenehmes Einkaufserlebnis anzubieten. Trotzdem bemerken wir einen Kunden-Rückgang. Es ist eine schwierige Situation für alle. Wir geben unser Bestes, doch die Wirtschaft verändert sich rasant. Der Online-Handel bekommt in diesen Zeiten nochmals einen zusätzlichen Schub − währenddessen der Fachhandel um jeden Kunden kämpft. Diese Verlagerung ist sehr gefährlich für jede Region und dessen Branchenmix! Einher geht damit die Gefährdung von Arbeitsplätzen, Lehrstellen und dem bunten Gesellschaftsleben vor Ort. Wir müssen auch an die Zukunft der nächsten Generationen denken und für die regionale Attraktivität sorgen. Sonst geht Stück für Stück ein wenig vom Gesellschaftsleben und Fachhandel verloren. Ich appelliere deshalb an die regionale Bevölkerung: Kauft lokal ein. Ihr als Kunden entscheidet über unsere Zukunft. Abgesehen davon wünsche ich mir, dass möglichst bald wieder Normalität einkehrt und das Leben in gewohnten Bahnen weitergehen kann. In diesem Sinne: Bleibt gesund..»

«Zum Wirtschaftsstandort Schweiz Sorge tragen»
Patrick Schuler, Geschäftsinhaber, Drogerie Schuler, Schötz
«Je besser die Leute die Corona-Massnahmen befolgen, desto weniger hart muss von Kanton und Bund durchgegriffen werden. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Hygieneregeln bei mir im Geschäft eingehalten werden. Schon vor dem eigentlichen Obligatorium haben meine Angestellten und ich Masken getragen, um uns und die Kunden zu schützen. Natürlich wird auch der Mindestabstand eingehalten, Plexiglaswände sind aufgestellt, Desinfektionsmittel steht bereit, Info-Plakate des BAG hängen vor dem Geschäft und so weiter. Viele dieser Massnahmen haben wir bereits im Frühling getroffen. In dieser Phase durften wir auch Desinfektionsmittel selber produzieren. Dieses war damals Mangelware. Doch nicht alles konnten wir selbst in die Hand nehmen. So gab es auch bei Medikamenten wie etwa dem Paracetamol Lieferengpässe. Eine Auswirkung davon, dass wir heutzutage alles billig im fernen Ausland produzieren lassen. Die Krise zeigt einmal mehr: Wir müssen zum Wirtschaftsstandort Schweiz Sorge tragen. In dieser schwierigen Zeit zeigt sich auch eine gute Zusammenarbeit mit Berufskollegen wie Andy Jost und Kurt Schlüssel. Ich bin dankbar, durften wir auch während des Lockdowns im Frühling stets arbeiten und musste die Drogerie nie schliessen. Denn Arbeit gibt es genug. Fachwissen ist gefragt. Viele Leute – besonders die älteren Semester – sind verunsichert, wissen nicht, was sie noch dürfen und was nicht. Ich ermuntere alle immer dazu, rauszugehen, sich zu bewegen. Wer nur noch zuhause sitzt, läuft in Gefahr, zu vereinsamen. Das ist nicht zu unterschätzen – schliesslich haben im Winter schon ohne Pandemie viele Menschen mit psychischen Beschwerden zu kämpfen.»

«Jetzt erst recht»
Anita Steiner, Geschäftsfrau, Bäckerei Steiner, Menznau
«Unsere Bäckerei ist klein und somit überschaubar. Das ist in der jetzigen Situation ein Pluspunkt, denn so wird der Abstand automatisch eingehalten. Es stehen Desinfektionsmittel,  Masken und ein Kontaktdaten-Formular bereit. Unsere Kundinnen und Kunden halten sich gut an die Regeln, bleiben unaufgefordert vor der Tür stehen, wenn bereits viele Leute im Laden sind. Es ist auffällig, wie viel Rücksicht aufeinander genommen wird. Natürlich gibt es auch da Ausnahmen. Doch trägt jemand mal keine Maske, so machen wir deshalb keinen Aufruhr. Stattdessen appellieren wir an die Eigenverantwortung und den gesunden Menschenverstand. Angst ist kein guter Ratgeber. Es bringt meiner Meinung nach nichts, ständig härtere Regeln zu machen. Die Leute müssen selbst begreifen, dass das Ganze schneller ein Ende hat, wenn sie sich an die Massnahmen halten. Es braucht ein Miteinander, nur so können wir das Virus bekämpfen. Ich finde es schön, dass sich nun mit der Maske auch wieder die älteren Leute vor die Haustür getrauen. Viele treffen sich bei uns im Café für einen Schwatz. Allgemein ist die Solidarität der Seniorinnen und Senioren gegenüber den Dorfläden gross. Sie wissen: Unterstützt man uns nicht, fällt ein wichtiger sozialer Bestandteil einer Gemeinde weg. Ich glaube, die Coronazeit hat diesbezüglich zum Teil auch der jüngeren Generation die Augen geöffnet. Es ist wieder lokales statt globales Denken angesagt. So hoffe ich zumindest. Die Dorfläden brauchen nämlich den Rückhalt der Bevölkerung. Jetzt erst recht.»

«Deutlich mehr Grosseinkäufe während des Lockdowns»
Nadine Hafner, Ladenleiterin, Volg Ettiswil:
«WC-Papier, Mehl, Reis und Teigwaren: Solche Vorratsartikel waren während des Lockdowns im vergangenen Frühling sehr gefragt. Die Kunden machten deutlich mehr Grosseinkäufe. Entsprechend herausfordernd war diese Zeit für uns als Mitarbeitende des Volgs Ettiswil. Jedoch haben wir viele positive Reaktionen von Kunden bekommen. Das hat uns immer sehr gefreut und ist ein grosser Ansporn. Allgemein ist es schön, wie verständnisvoll unsere Kundinnen und Kunden sind. Alle halten sich an die Maskentragpflicht, es klappt sehr gut. Klar, anfangs war es noch eine Umstellung, wenn man von den Teamkolleginnen und den Kunden nur noch die Augen sieht, aber man gewöhnt sich schnell daran. Allgemein kann man sagen: Unser Volg-Schutzkonzept, welches wir seit dem Frühjahr umsetzen, hat sich gut bewährt. Verschiedene Schutzmassnahmen wie das bereitgestellte Desinfektionsmittel für die Kunden, Plexiglasscheiben an den Kassen, Beschränkung der Anzahl Personen im Laden und die Mindestabstandskennzeichnungen am Boden bieten Sicherheit für unsere Kunden und uns Mitarbeitende.»

Chantal Bossard

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