Vor einem spannenden Frauenduell

Drei der fünf Sitze in der Regierung sind wieder besetzt. Die bisherigen Fabian Peter (FDP) und Reto Wyss (Mitte) schaffen die Wiederwahl locker. Mit Michaela Tschuor (Mitte) schaffts eine Neue auf Anhieb und bringt damit die Frauen zurück in die Exekutive. 

Sie haben die Wahl bereits geschafft (von links): Fabian Peter (FDP, bisher), Michaela Tschuor (Mitte, neu) und Reto Wyss (MItte, bisher). Foto: Werner Rolli
Stephan Weber

Noch ist im Kantonsratssaal, in dem die Journalisten ihre Arbeitsplätze eingerichtet haben, keine Hektik zu spüren. Es ist 13.15 Uhr, einige der Medienschaffenden stärken sich vor dem späteren Interviewmarathon mit Sandwich und Kafi. Erst 18 von 80 Gemeinden haben ihre Resultate gemeldet. Doch eines lässt sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt sagen: Für die Regierungsratskandidatin Michaela Tschuor (Mitte) aus Wikon läuft es gut. Sehr gut. Nur knapp 100 Stimmen liegt sie zu diesem Zeitpunkt hinter dem bisherigen Reto Wyss (Mitte). Der positive Trend sollte sich bis zum Ende des Regierungsratsrennens nicht mehr ändern. Ein paar Stunden später ist klar: Michaela Tschuor gelingt der Coup, sie schafft den Sprung in den fünfköpfigen Regierungsrat auf Anhieb.

Im Lichthof des Ritterschen Palasts kann sie sich kaum retten vor Glückwünschen. Da eine Umarmung, hier ein Küsschen. «Ich bin völlig überwältigt und der Bevölkerung extrem dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt hat», sagt sie in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem WB. Gross ist die Freude auch bei Mitte-Kantonalpräsident Christian Ineichen. Er ist nicht überrascht über das sehr gute Ergebnis der 45-Jährigen. «Mit ihrer Art, die nicht polarisiert und mit ihrem prall gefüllten Rucksack war sie die perfekte Kandidatin.» 

Fabian Peter: Rangbester
Gut gelaunt betritt auch Fabian Peter (FDP) wenig später das Regierungsgebäude. Der Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor schafft die erneute Wahl in die Regierung als Rangbester. 59 586 Stimmen vereinigt der Inwiler auf sich. 5168 Stimmen über dem absoluten Mehr und über 3000 Stimmen mehr als 2019, als er erstmals kandidierte. Seine Wahl im ersten Durchgang war erwartet worden. Ein lockerer Wahlsonntag also? Fabian Peter schüttelt den Kopf. «Ich war angespannt», sagt der Seetaler. «Nun bin ich froh, dass der grosse Aufwand vorbei ist.» Der erste Platz sei eine «schöne Ehre» und «eine Anerkennung» des Wahlvolkes für seine Arbeit.

Grund zur Freude hat auch der amts­älteste Regierungsrat Reto Wyss (Mitte). Der Finanzdirektor, seit 2011 im Amt, holt am drittmeisten Stimmen. Auch dem Rothenburger wurden im Vorfeld gute Chancen eingeräumt, die Hürde bereits im ersten Wahlgang zu nehmen. Gleichwohl will er wie Gremiumskollege Peter nichts von einem lockeren Wahlsonntag wissen. «Wahlen sind immer mit Unsicherheiten verbunden. Man weiss nie, was kommt. Nun freue ich mich über das Ergebnis und vor allem auch, dass es Michaela Tschuor geschafft hat.» Er führte mit der Wiggertalerin einen gemeinsamen Wahlkampf.

Einen wahren Wahlkrimi erlebt der SVP-Kandidat Armin Hartmann. Der Schlierbacher, der schon früh im Licht­hof des Ritterschen Palasts auftaucht, lässt sich mitten am Nachmittag zu keiner Prognose entlocken. «Ich sage noch nichts», sagt er und winkt ab. Später, es fehlen noch die Resultate aus vier Gemeinden, liegt er hauchdünn über dem absoluten Mehr. Das ändert sich, als die Resultate der Stadt Luzern eintreffen. Letztlich fehlen dem Fraktionschef seiner Partei rund 4200 Stimmen für eine direkte Wahl. Das sei ein kleiner Wermutstropfen, sagt er dem «Willisauer Bote». «Nichtsdestotrotz überwiegt die Freude über das gute Resultat.» Dem zweiten Wahlgang sieht er optimistisch entgegen. «Ich werde den 14. Mai nicht unterschätzen. Auf diesem Ergebnis lässt sich aufbauen», sagt er, bevor ihm das nächste Mikrofon hingehalten wird.

GLP-Kandidatin deutlich distanziert
Freudestrahlend und mit Applaus empfangen wird Ylfete Fanaj. Die Stadtluzernerin, welche der SP den 2015 verlorenen Regierungssitz wieder zurückholen soll, erzielt mit 39 400 Stimmen ein starkes Resultat. «Ich bin sehr glücklich», sagt die 40-Jährige. «Dieses Ergebnis zeigt, dass die Bevölkerung eine linke Stimme in der Regierung will. Eine, die sich für soziale und ökologische Gerechtigkeit einsetzt.» Ein grosses Dankeschön gelte ihrem Wahlteam, das sie ausgezeichnet unterstützt habe.

Auf Rang sechs und mit rund 10 500 Stimmen Differenz zu Ylfete Fanaj klassiert sich die GLP-Kandidatin Claudia Huser. Sie zeigt sich zufrieden mit dem Resultat. Ihre Kandidatur sei von der Bevölkerung ernstgenommen worden und sie habe über die Parteigrenze hinaus Stimmen erzielt, so die Fraktions­chefin. Das eigene Ergebnis wolle sie nicht gross interpretieren. Dafür sei es schlicht zu früh. «Klar ist, dass ich motiviert bin für den zweiten Wahlgang.» Ihre Partei lässt noch am späteren Sonntagabend ausrichten, sie empfehle die 41-Jährige für den 14. Mai. Entscheiden werden dies die Delegierten heute Dienstag an einer Zoom-Sitzung. Weil Armin Hartmann mit Unterstützung der Bürgerlichen seinen Sitz wohl auf sicher hat, läuft alles auf ein Duell zwischen der SP-Frau Fanaj und GLP-Kandidatin Huser hinaus.

Denn: Wohl kaum ein zweites Mal antreten wird die Kandidatin der Grünen, Christa Wenger. Die Grossstadträtin erreicht knapp 28 000 Stimmen und damit Rang sieben von elf Kandidierenden. Während Wenger in der Stadt Luzern das zweitbeste Resultat macht, kann sie ausserhalb der Stadt wenig punkten. Sie habe zwar mehr erwartet, sie könne aber mit dem Resultat umgehen, sagt sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Während die SP vor vier Jahren ihre Kandidatur vor dem zweiten Wahlgang zugunsten der grünen Kandidatin zurückzog, dürfte es dieses Mal genau umgekehrt sein.

Für ein positives Ausrufezeichen am Wahlsonntag sorgt Andrea Kaufmann, die Kandidatin der Jungen Mitte. Sie schafft 25 200 Stimmen und liegt bis zum Schlussergebnis der Stadt Luzern sogar vor Christa Wenger. «Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis», so die Surseerin, die am Samstag ihren 24. Geburtstag feiert. «Es zeigt, dass Junge zu wählen Zukunft hat.

Zoé Stehlin, die Kandidatin der Juso holt rund 22 000 Stimmen. Einen gros­sen Teil der Stimmen macht sie in der Stadt Luzern, wo sie als Drittbeste sogar Fabian Peter und Reto Wyss hinter sich lässt. Auch Chiara Peyer, die Junge Grüne, erzielt einen beträchtlichen Teil ihrer Stimmen in der Stadt Luzern. Genau genommen 8300 von total 21 500.

Weit abgeschlagen und von Beginn weg chancenlos ist die Kandidatur des parteilosen Jürgen Peter. Trotz nur 5000 Stimmen will er im 2. Wahlgang offensichtlich nochmals antreten, wie er gegenüber der Luzerner Zeitung festhält.

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