Einigkeit über «erfreuliches Resultat»

Einstimmig genehmigten 44 Stimmberechtigte die Jahresrechnung 2022, die um über 800 000 Franken besser abschliesst als budgetiert. Auch der Einführung einer Controllingkommission sowie zwei Einbürgerungen stimmte die Gemeindeversammlung zu.

Gemeindepräsident Markus Tremp, vorne, führte durch die Gemeindeversammlung vom Montagabend. Foto Ramon Juchli
Ramon Juchli

«Uns geht es gut», so das Fazit von Gemeindepräsident Markus Tremp zur Zeller Jahresrechnung 2022. «Dafür arbeiten wir auf allen Ebenen.» An der Gemeindeversammlung vom Montagabend präsentierte der Gemeinderat den 44 anwesenden Stimmberechtigten ein «erfreuliches Resultat». Dieses fusst vor allem auf den Steuererträgen, die wesentlich höher ausgefallen sind, als bei der Budgetierung angenommen. Gemeindeammann Othmar Häfliger erläuterte das Ergebnis im Hauptteil der Versammlung näher.

Gesunde Finanzen

Die Gemeinde Zell rechnete im Budget 2022 mit einem Aufwandüberschuss von 220 500 Franken. Doch es resultierte ein Ertragsüberschuss von 616 991 Franken. Im Bereich Bildung gab die Gemeinde etwas mehr Geld aus als budgetiert, in allen anderen Bereichen weniger. Ausser bei den natürlichen Personen resultierten durchwegs höhere Steuererträge als erwartet. Auch «ausserordentlich hohe» Handänderungs- und Grundstückgewinnsteuern verbesserten das Ergebnis, hält der Gemeinderat im Jahresbericht fest.

Die Investitionsrechnung schliesst mit einer Kreditunterschreitung von 734 797 Franken ab. Die Ausgaben in der Spezialfinanzierung Abwasser fielen um eine halbe Million Franken tiefer aus als erwartet, die Sanierung der Gemeindestrasse Bachhaldenstrasse wurde noch nicht durchgeführt.

Sechs von sieben Finanzkennzahlen liegen innerhalb der vom Kanton vorgeschriebenen Grenzwerte. Einzig der Selbstfinanzierungsgrad von 10 Prozent wird nicht erreicht. Wie Othmar Häfliger erläuterte, sei dies angesichts der tiefen Verschuldung pro Kopf (551 Franken, Grenzwert 1500 Franken) leicht zu verkraften. Im Plenum tauchten zur Rechnung keine Fragen auf. Einstimmig genehmigten die Stimmberechtigten das Ergebnis, wie dies auch Rechnungskommission und kantonale Finanzaufsicht empfohlen hatten.

Neue Kommission

In Zell ersetzt künftig die Controllingkommission die bisherige Rechnungskommission. So wird die Rechnungsprüfung den erhöhten Anforderungen angepasst. Künftig wird eine externe Revisionsstelle die Gemeinderechnung prüfen.

Die Controllingkommission begleitet den «politischen Führungskreislauf» zwischen Gemeinderat und Stimmbevölkerung. Zu den Aufgaben gehört auch die Prüfung des Finanz- und Aufgabenplans, des Steurfusses, des Jahresberichts sowie der Jahresrechnung in Hinblick auf Erreichung der gesetzten Ziele. Die eigentliche buchhalterische Prüfung übernehmen externe Fachleute.

Einer der Vorteile: «So können auch Personen ohne vertiefte Kenntnisse in der Buchhaltung in der Kommission mitwirken», erläuterte Gemeindepräsident Markus Tremp. Dadurch könne sich die Suche nach geeignetem Personal erleichtern. 60 von 80 Luzerner Gemeinden haben die Rechnungsprüfung bereits entsprechend angepasst. Nach dem einstimmigen Ja zur entsprechenden Anpassung der Gemeindeordnung geht auch Zell diesen Weg.

Im gleichen Zug wählten die anwesenden Stimmberechtigten die Balmer-Etienne AG zur externen Revisionsstelle. Die Firma prüft seit einigen Jahren bereits die Rechnung des Zeller Alterszentrums Violino. Damit habe die Gemeinde gute Erfahrung gemacht, so Tremp. Somit wird die Rechnungskommission per 1. September 2024 durch die Controllingkommission ersetzt.

Zwei Einbürgerungen

Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung und einer Empfehlung des Gemeinderats stimmte die Versammlung der Einbürgerung von zwei ausländischen Staatsbürgern zu. Vitor Kuqi, kosovarischer Staatsangehöriger, sowie seine drei minderjährigen Kinder erlangten das Bürgerrecht der Gemeinde Zell. Ebenso Zere Andeberhan, eritreischer Staatsangehöriger, ebenfalls mit drei minderjährigen Kindern. Die Anwesenden spendeten den beiden Männern einen warmen Applaus.

Personelles

In Abwesenheit wurde Angela Hegi als Mitglied der Rechnungskommission und des Urnenbüros verabschiedet. Der Gemeinderat werde ihr sein Geschenk noch überbringen.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung stellte der Gemeinderat Isabelle Merz vor, sie ist die neue Heimleiterin des Wohn- und Begegnungsorts Violino.

Schlussworte

Nachdem die traktandierten Geschäfte zu keiner einzigen Frage geführt hatten, meldeten sich am Ende der Versammlung doch noch einige Stimmberechtigte. Sie brachten diverse Anregungen ein: unter anderem zur Erbschaftssteuer, zu Projekten für Migrantinnen und Migranten oder zur Entsorgung von Holzabfällen, die bei der Schädlingsbekämpfung anfallen.

So dankte Markus Tremp nach 80 Minuten für eine «lebendige Gemeindeversammlung» und forderte die Anwesenden auf, weiterhin mit Informationen und Inputs auf den Gemeinderat zuzugehen. Schliesslich hätten alle das gleiche Ziel: Zu tun, was für die Gemeinde am besten ist.

Verkehr fliesst vermehrt über die Stocki

Zell Eine Nachfrage eines Zeller Einwohners an der Gemeindeversammlung zeigte: die Verkehrssituation auf der Stockistrasse beschäftigt die Bevölkerung. Aufgrund der laufenden Bauarbeiten zwischen den Willisauer Kreiseln Grundmatt und Wydenmatt weichen offenbar vermehrt Verkehrsteilnehmende auf die Stockistrasse aus. Dies belaste die Anwohnerinnen und Anwohner. Gerüchte über ein kurzerhand erstelltes Fahrverbot machten die Runde. Fakt ist gemäss Gemeinderat Urs Lustenberger: Weder gibt es ein gültiges Fahrverbot auf der Stockistrasse noch sei eines geplant. Bevor ein solches Verbot in Kraft treten könnte, müsste es zudem erst im Kantonsblatt publiziert werden.

jur

Über den Stand von verschiedenen Projekten informiert

Zell Derzeit laufen in Zell mehrere Projekte, über deren Stand der Gemeinderat die Versammlung zum Schluss informierte.
 

Ortsplanungsrevision: aufgelegt

Die Gesamtrevision Ortsplanung liegt seit dem 30. Mai und noch bis am 28. Juni öffentlich auf. Am Montag, 12. Juni, und am Donnerstag, 15. Juni, finden von 18 bis 20 Uhr Fragestunden im Stizungszimmer der Gemeindeverwaltung statt. Der Gemeinderat bittet um Voranmeldung, telefonisch oder per Mail an die Gemeindeverwaltung.
 

Entwicklung Bahnhof: aufgeschoben

Die vorgesehenen Sanierungsarbeiten rund um den Bahnhof werden weiter verschoben. Diese hängen gemäss Gemeinderat von einem Bauprojekt der BLS am Bahnhof Zell ab. Dieses Projekt befinde sich noch in Prüfung. Darum verzögere sich auch das gemeindeeigene Projekt. Vorarbeiten sollen 2024 starten.
 

Kindertagesstätte: Lösung ab 2024

Da der Mittagstisch in Zell immer reger besucht wird und der dafür genutzte Mehrzweckraum der Primarschule an die Kapazitätsgrenzen stösst, suchte der Gemeinderat nach einer neuen Lösung – diese wurde nun gefunden. 2024 soll im ehemaligen Polizeposten eine Kindertagesstätte mit integrierter Tagesstruktur eröffnen.

Den Betrieb übernimmt die Chinderbändiger GmbH, welche auch in Pfaffnau die Kita Froschkönig betreibt. Die Zusammenarbeit sei für die Gemeinde eine «Win-Win-Situation». Zudem seien die Räumlichkeiten des Polizeipostens für eine Kita «äusserst geeignet», es brauche nur leichte bauliche Anpassungen.
 

Schädlingsbekämpfung: «ärgerlich»

Ende August entdeckte ein aufmerksamer Anwohner im Gebiet Bachhalde den Schädling Asiatischer Laubholzbockkäfer, kurz ALB. Die Bekämpfung des Käfers zielt auf dessen Auslöschung und wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Wie der Gemeinderat an der Versammlung informierte, erweitert sich aufgrund neuer Schädlingsfunde die sogenannte «Kernzone», in denen Laubbäume auch präventiv gefällt werden müssen. Die Situation sei für Gemeinde und Bevölkerung «ärgerlich», sagte Markus Tremp. Ändern lasse sie sich jedoch nicht.

Bund und Kanton tragen die Kosten für die zur Schädlingsbekämpfung nötigen Einsätze. «Eine riesen Büez», wie Gemeinderat Urs Lustenberger betont. Er bezeichnet die Arbeit der zuständigen Fachleute als «sehr gewissenhaft». Froh sei er darüber, dass der befallene Schutzwald an der Luther nicht abgeholzt werden muss. Erfreulich sei ebenfalls, dass der Kanton betroffene Wurzelstöcke neu gratis entfernen werde – jedoch nur auf Antrag der Grundeigentümerschaft. Ab Juli sollen weitere befallene Bäume entfernt werden.
 

Pumptrack: Arbeitsgruppe eingesetzt

In Planung ist eine Pumptrack-Anlage hinter dem Oberstufenschulhaus. Eine Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, unter anderem die nötigen Investitionen zu beziffern.
 

Windmessungen: gestartet

Auf dem Salbrig im Gebiet Stocki steht auf Willisauer Boden seit Mai ein 125 Meter hoher Windmessmasten, der von Zeller Seite aus gut sichtbar ist. Dieser dient dem Energieunternehmen CKW zur Prüfung einer möglichen Windparkanlage. Die Messungen dauern rund ein Jahr. Die Anlage sammelt Daten zu Wind und Wetter sowie der Aktivitäten von Fledermäusen.
 

Prioris: Abstimmung im Winter

Zell ist eine von 21 Gemeinden, die sich am Internetprojekt Prioris beteiligen, das einen Glasfaseranschluss in allen Haushaltungen ermöglichen soll. Derzeit laufen weiterhin Verhandlungen über eine Zusammenarbeit in der Umsetzung, unter anderem mit der Swisscom. Im Herbst soll in Zell eine Informationsveranstaltung stattfinden, im Dezember soll die Gemeindeversammlung definitiv über die Teilnahme beschliessen. Das Reglement, inklusive Kosten für die Gemeinde und die Anschlussgebühren für die Haushaltungen, soll zur Abstimmung kommen.

jur

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