Böhmisch-mährische Klänge zum Abschied

Hanspeter Schwegler ist untrennbar mit der Musikgesellschaft Rohrmatt verbunden. Die Band ehrte ihren langjährigen Dirigenten mit drei Abschiedskonzerten, an denen ihm Dankes- und Grussworte zuteilwurden. Ein grosses Publikum erwies ihm die Ehre.

Kapellmeister Hanspeter Schwegler und seine Musikanten geniessen den stürmischen Beifall des Publikums. Fotos Peter Helfenstein
 

Zu Marschtrommel-Schlägen zog die Musikgesellschaft Rohrmatt (MGR) auf die Bühne der Festhalle und spielte zum Auftakt den mitreissenden Marsch «Prager Leben» aus der Feder des tschechischen Komponisten Jaroslav Labsky. «Die böhmisch-mährische Musikstadt Prag wurde vom musikalischen Leiter der MGR, Hanspeter Schwegler, schon mehrmals besucht», wusste die Moderatorin Liana Loosli zu berichten. Sie begleitete das Publikum charmant und humorvoll durchs Programm.

Trompetensolist Dario Heller zeigt sein aussergewöhnliches Talent auch in den höchsten Tonlagen.

Highlights am laufenden Band
Für einen ersten musikalischen Höhepunkt sorgte der talentierte 17-jährige Zimmermannslehrling und Trompetensolist Dario Heller. Das Bravourstück «Freut euch des Lebens», komponiert von Georg Nägeli, begeisterte sowohl den Trompeter als auch das Publikum gleichermassen. Unverkennbar war die Melodie eines der populärsten deutschsprachigen Volkslieder zu hören. Der Marsch «Donauschwaben» wurde von Georg Ernszt geschrieben und erinnert an die sogenannten Schwabenzüge im 17. bis 19. Jahrhundert. Es folgte die «Ellwangen-Polka» von Ladislav Kubeš, welche gute Laune verbreitete. «Pfundig», so heisst ein Stück, welches vom österreichischen Komponisten Franz Gerstbrein geschrieben wurde. Als Solist glänzte der Tubist Andreas Schmidiger. Mit seiner massigen Tuba erzeugte Andy «pfundige» Töne, die das Publikum in Staunen versetzten.

Der Tubasolist Andreas Schmidiger zeigt sein aussergewöhnliches Talent auch in den tiefsten Tonlagen.


Der Walzer «Schelbi», den die Spitzenakkordeonistin Claudia Muff zum 60. Geburtstag von Josef Odermatt (Übername «Schelbi») schrieb, wurde von Evi Güdel-Tanner für die Blasmusik arrangiert. Auffallend an diesem Stück ist die schöne Melodik und die charmante Art der Komponistin, Schwerpunkte zu verschieben. Man hört aus dem Walzer den feinen Humor, den Claudia Muff hat. Ausser Programm interpretierte die MGR gefühlvoll den «Steimandli-Jutz», sehr zur Freude des Publikums.

Gesangseinlagen gehören zur DNA der Rohrmättler
Auch der zweite Teil des Konzerts begann mit einem Marsch. Der «Aargauer Feuerwehrmarsch» von Stephan Jaeggi widerspiegelt die Entschlossenheit und den Mut der Feuerwehrmänner und -frauen. Eingebettet in diesen Marsch ist das Volkslied «Im Aargau send zwöi Liebi». Und so konnte denn das Publikum auch die Gesangskünste der Musikantinnen und Musikanten geniessen. Es folgte die böhmische Polka mit dem Titel «Wir Musikanten» aus der Feder von Kurt Gäble. Auch bei dieser Darbietung waren wiederum Rohrmatter Frauen- und Männerstimmen zu hören. Sie wurden vom Gesangsduo Evi Barmet und Manuela Bernet professionell unterstützt.

Nach dem «Aargauer Feuerwehrmarsch» geniessen Hanspeter Schwegler und die Band den frenetischen Applaus des Publikums.


Bei der Polka «Feuerfest» wagte sich der Posaunist Livian Mehr mit zwei Hämmern an den Amboss. Die Polka schrieb Josef Strauss 1869 anlässlich des Verkaufs des 20'000sten feuerfesten Tresors der Firma Wertheim. Die Namensgebung der Polka war also naheliegend, ebenso wie der interessante Perkussions-Effekt der Ambossschläge, der die Herstellung und Stabilität der Tresore musikalisch abbilden soll. Nach der anstrengenden Arbeit am Amboss löschte Livian Mehr seinen Durst mit einem Ramseier Suure Moscht, was Schmunzeln im Publikum auslöste.

Mit seinen beeindruckenden Amboss-Künsten fesselt Livian Mehr das Publikum.


Beim sanften und etwas wehmütigen Beguine-Stück «Jasmin» wurde die MGR wiederum von Evi und Manuela eindrücklich gesanglich begleitet. Die Texte von «Jasmin» erzählen von der Schönheit und Anmut einer Frau namens Jasmina, die den Sänger verzaubert. Der Name Beguine leitet sich vom französischen s'embéguiner (mit jemandem flirten, um jemanden werben) ab. Das «Leb wohl, Jasmina» im Lied wünschte die MGR wohl auch ihrem Dirigenten für die Zeit nach dem Dirigieren.

«Wir sind Kinder von der Buchwigger»
Weiter ging es mit einem typischen Egerländer Gesangsstück mit dem Titel «Wir sind Kinder von der Eger», komponiert von Ernst Mosch. Die Eger ist ein Nebenfluss der Elbe. Liana wünschte gute Unterhaltung mit Evi, Manuela und den «Original Buchwigger Musikantinnen und Musikanten». Vier Solisten, welche allesamt ehemalige Musikschüler von Hanspeter Schwegler waren, sorgten auf der Galerie hinten in der Festhalle für einen 3D-Soundeffekt. Hühnerhaut pur!
Kein anderer Titel hätte besser ans Ende des Abschiedskonzerts passen können als die Polka «Böhmisch zum Schluss». Es ist ein fröhlicher Musiktitel mit Gesang, der von Sascha Dalke geschrieben wurde. Langanhaltender Applaus war der Lohn an die beiden Sängerinnen Evi und Manuela sowie die MG Rohrmatt.

Mit ihrem bezaubernden Gesang begeistern Evi Barmet und Manuela Benet das Publikum.

Beat Loosli als Veteran geehrt
Zwischen den Vorträgen gab der Präsident der MG Rohrmatt, Philipp Albisser, bekannt, dass mit Flavia Meier und Simon Bitzi an der nächsten GV zwei junge Personen in ihre Reihen aufgenommen werden und wünschte ihnen weiterhin viel Spass an ihrem «wunderbaren Hobby Blasmusik». An der Veteranenehrung anlässlich des Kantonal-Musiktages in Ruswil erwartet Beat Loosli für seine 35 Jahre aktives Musizieren die Auszeichnung «Eidgenössischer Veteran». Der Schlagzeuger und Vizepräsident Martin Näf wird an der nächsten GV für 20 aktive Jahre zum Ehrenmitglied der MGR ernannt. Am 17. März 2024 hat die Rohrmatt-Musik Grosses vor. Nebst einer neuen Vereinsfahne wird an diesem Sonntag die neue Uniform präsentiert.

Ehrende Dankesworte
Zum Abschluss des Konzertes ehrte der Präsident der MGR, Philipp Albisser, den langjährigen musikalischen Leiter der MG Rohrmatt, Hanspeter Schwegler. Dieser wird noch bis im Sommer an der Seite der Rohrmättler stehen, damit genug Zeit bleibt, die Nachfolge zu regeln. Albisser erzählte einige lustige Reminiszenzen aus der Zeit, als Hanspeter Schwegler dem Verein als Dirigent vorstand. «Hanspeter, wir sind dir sehr dankbar, dass sich dein Weg mit demjenigen der MGH Rohrmatt nach den 1970er-Jahren nochmals gekreuzt hat. Danke vielmals für die wunderbare Zeit, welche wir mit dir erleben durften», schloss der Präsident seine beeindruckenden Worte.
Die Präsidentin des Schweizer Blasmusikverbandes (SBV), Luana Menoud-Baldi, überbrachte am Konzert vom Donnerstagabend die besten Grüsse aus der Verbandsleitung. Sie betonte, dass eine nationale Verbandspräsidentin, die den Musikantinnen und Musikanten nahe sein möchte, dem enormen Engagement von Hanspeter Schwegler nicht gleichgültig gegenüberstehen könne. Besonders hob sie den abtretenden Dirigenten als Förderer und Gründer oder Mitbegründer von mehreren Jugendmusikvereinen hervor.

Luana Menoud würdigte die 200-jährige Bühnenerfahrung von Hanspeter Schwegler.

«Das ist ja ein richtiges Polkafest»
«Nach so vielen Worten kann man definitiv kein Konzert aufhören», meinte Philipp Albisser. Als erste Zugabe spielte die MGR das emotionale Stück «Polka mit Herz». Bilder an der Leinwand erinnerten während des Spiels an das unfassbar grosse Wirken des Dirigenten auf seinem musikalischen Lebensweg. «Ja, das ist eine traurige Sache», meinte Hanspeter Schwegler anschliessend gerührt. Er fasste sich aber wieder und sagte gleich selber die zweite Zugabe an, nämlich die «Südböhmische Polka» und fügte hinzu: «Wir haben ja ein richtiges Polkafest!» Das Publikum lief zur Hochform auf und spendete dem scheidenden Dirigenten einen nicht enden wollenden Applaus. So kam es, wie es kommen musste. Es gab eine dritte Zugabe. Den Tränen nahe sagte Hanspeter Schwegler: «Wir hören mit einem schönen Traum auf. Wir spielen zum Schluss auf meinen speziellen Wunsch ‹Böhmischer Traum›». Das i-Tüpfelchen setzten Evi Barmet und Manuela Bernet mit ihrem Gesang. Genau so und nicht anders muss der böhmische Traum gespielt und gesungen werden. Zum letzten Mal an diesem denkwürdigen Abend schmolzen die Herzen des entzückten Publikums.

Querflöten, Hörner und Posaunen ergänzen den Klangkörper und schaffen eine harmonische Klangvielfalt.

von Peter Helfenstein

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