Im Reich der Blasinstrumente

Er macht Musik und sorgt dafür, dass andere Musik machen können. Pascal Renggli repariert, verkauft und berät seit 24 Jahren im Musik­atelier Willisau. Der WB hat ihn bei seiner Arbeit besucht.

 

Pascal Renggli beim Zusammenlöten einer Tuba. Foto Hubert Stäger
WB Reporter

Freitagmorgen. Das Musikatelier Willis­au hat geschlossen, doch hinter weis­sen Rollläden schimmert ein Licht. Betritt man das Gebäude mit den roten Fassaden, ist auf den ersten Blick niemand zu erkennen. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man ihn hinter grossen, silbrigen Blechrohren: Pascal Renggli. Der 45-Jährige tüftelt an einer Tuba herum. Pascal Renggli ist Blasinstrumenten-Reparateur mit Leib und Seele.


Vier Berufe in einem
Blasinstrumenten-Reparateur – ein seltener Beruf. Doch als es bei der Berufswahl konkreter wurde, kam Pascal Renggli schnell zu diesem Entscheid. «Ich hatte nur zwei Anforderungen an meinen Beruf: Handwerk und Musik.» Gesagt, getan: Der Willisauer lässt sich zum Blasinstrumenten-Reparateur ausbilden. «In meinem Beruf sind Geduld, Genauigkeit und Kreativität gefragt», hält Renggli fest. Blechschäden ausbeulen, Züge löten, chemische Reinigungen, Lackierungsarbeiten und etliche andere Tätigkeiten gehören zu seinem Alltag. Am besten gefällt Renggli die Lötarbeit. «Dort kann man sein handwerkliches Geschick voll ausleben und Qualität ans Instrument bringen.» Den ganzen Tag nur Instrumente reparieren. Wird das nicht langweilig? «Nein, denn neben den verschiedenen Reparaturarbeiten verkaufen wir Instrumente und beraten Kunden.» Mit Ueli Scherrer (52) ist er zudem seit 24 Jahren Geschäftsführer des Musikateliers. «Die vielen Fassetten sorgen für Abwechslung im Arbeitstag.» Beim Verkauf und der Beratung ist dem Willisauer vor allem eines wichtig: «Egal ob Fasnächtler, Musikschüler, Amateur oder Profi – der Kunde muss das Geschäft verlassen und sich sagen können: Ich habe bekommen, was ich wollte», sagt Renggli.

Der Willisauer ist ein guter Tubist. Unteranderem spielte er in der Swiss Army Brassband, in der Bürgermusik Luzern oder im Blasorchester Aulos, welche alle zu den besten Orchester in der Schweizer Blasmusikszene gelten. Foto Hubert Stäger

Eingespieltes Duo seit 24 Jahren
1997 eröffneten die Willisauer Pascal Renggli und Ueli Scherrer das Musik­atelier in Willisau. Die beiden kennen sich vom gemeinsamen Musizieren in der Feldmusik Willisau. «Alles lief ganz simpel ab», erinnert sich Renggli. «Da wir beide denselben Beruf ausübten, kamen wir auf die Idee ein eigenes Unternehmen zu gründen.» Bis heute läuft die Zusammenarbeit reibungslos. Dass die beiden seit etlichen Jahren jeden Tag stundenlang zusammenarbeiten, sei kein Problem. «Wir sind gute Freunde und begegnen uns mit Wertschätzung. So funktioniert die Zusammenarbeit», hält Renggli fest. Das Musikatelier hat sich kundennahe und qualitative Arbeit auf die Fahne geschrieben: Am Morgen ist das Atelier geschlossen, sodass die beiden in Ruhe Instrumente reparieren können. Am Nachmittag sind die Türen für Kunden geöffnet. Zusätzliche Mitarbeiter für den Verkauf und die Beratung einzustellen, wie es die «Grossen» in der Branche tun, ist für das Willisauer Unternehmen keine Option. «Einerseits sorgt es für Abwechslung, wenn wir alles selbst handhaben», sagt Pascal Renggli. «Anderseits ist unsere Dienstleistung von A bis Z in den Händen derselben Person. Das ist einfacher für die Kommunikation mit dem Kunden und es entstehen weniger Fehler und Missverständnisse.» Dafür sei die Quantität der Dienstleistungen begrenzt, «aber die Qualität stehe im Vordergrund».


Grosses Interesse für grosses Instrument
Als Instrumenten-Reparateur sei es wichtig, viele Instrumente spielen zu können. «So kann ich die Funktionalität nach der Reparatur testen», sagt Renggli. «Und kenne ich die Eigenschaften der Instrumente, bin ich ein besserer Berater.» Interesse hat Renggli vor allem am grössten Blasinstrument, der Tuba: «Die warmen, tiefen Klänge haben mich immer fasziniert.» Das Besondere sei die Rolle der Tuba im Orchester. «Sie bildet das Fundament. Das muss präsent sein, darf aber nicht dominieren.» Er spielt selbst Tuba auf hohem Niveau. In der Swiss Army Brassband, der Bürgermusik Luzern oder dem Blasorchester Aulos hat er mitgespielt. Alle zählen zu den besten Orchestern in der Schweizer Blasmusikszene. Eine Karriere als Tubist kam für den Willisauer nie infrage. Denn: «Als Tubist ist es schwierig Geld zu verdienen.» Profiorchester benötigen wenig Tubisten. Und Musiklehrer? «Das wäre nichts für mich», antwortet er und lacht.

Gehört zum Alltag eines Blasinstrumentenreparateurs: Das Ausbeulen von Blechschäden. Foto Hubert Stäger

Mit Herzblut Willisauer
Pascal Renggli ist in Willisau geboren, aufgewachsen und lebt heute noch hier. Er arbeitet in der Hauptstadt des Hinterlands und spielt in seiner Freizeit in der Feldmusik Willisau. «Willisau bietet viele Freizeitangebote an, ich kann alles Nötige einkaufen, die Infrastruktur ist gut und das Städlti ist sehr schön», sagt Renggli. Er konnte sich schon immer mit seinem Kindheitsort identifizieren. Fernweh hatte er nie, denn mit diversen Orchestern führte sein Weg schon oft in die ganze Welt. Und seit Pascal Renggli Vater ist, reist er mit Sohn Lauro und seiner Frau Corinne oft mit dem Camper in Europa umher. Mit der Familie verbringt er neben der Musik viel Zeit. «Wir fahren Ski, wandern oder kochen etwas», berichtet er. Also: «Die Work-Life-Balance stimmt.»


Freitagvormittag. Pascal Renggli stellt die Tuba in eine Ecke – sie ist zusammengelötet. Aus dem Lager nimmt er ein Cornett hervor, begibt sich zu den Werkzeugen in der Ausbeule-Ecke und repariert die Blechschäden. So ist er bis am Mittag mit der Reparatur fertig und kann am Nachmittag die weis­sen Rollläden aufziehen. Nun kann er sich den Kunden widmen.

Hubert Stäger

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