Den Spitalschreiner auf dem Rütli geehrt

Bundespräsidentin Sommaruga ehrte am Samstag an der Rütlifeier 54 Corona-Helden. Einer davon war der Willisauer Schreiner Bruno Arnold.

Der Willisauer Schreiner Bruno Arnold (rechts) wurde am Samstag auf dem Rütli von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga geehrt.
Chantal  Bossard

Fast schon familiär: An die Bundesfeier auf der Rütliwiese vom vergangenen Samstag waren coronabedingt nur rund 200 Personen eingeladen – 2000 weniger als im vergangenen Jahr. Umso präsenter waren deshalb die 54 Personen, die von Simonetta Sommaruga für ihren Einsatz in der Coronakrise geehrt wurden. «Jede und jeder Einzelne von euch hat geholfen, diese Krise zu bewältigen, sei es in einem Spital, im Verkauf, in der Schule oder in der Nachbarschaft», so die Bundespräsidentin in ihrer Rede. «Ihr steht stellvertretend für unser Land.» Aus allen Teilen der Schweiz wurde je eine Frau und ein Mann eingeladen. Einer davon: Bruno Arnold aus Willisau. «Es war ein eindrückliches Erlebnis», sagt der 44-Jährige am Montagmorgen auf WB-Nachfrage. «Und vor allem: eine unglaubliche Ehre!» Dieser Satz wird der 44-Jährige im Laufe des Gesprächs noch einige Male wiederholen. Denn für Arnold war die Einladung an die Bundesfeier anfangs im wahrsten Sinne «unglaublich»: «Erst dachte ich, dass es sich um eine Verwechslung handelt, dass unmöglich ich gemeint bin.»

Schreiner des Spitals Wolhusen
Bruno Arnold arbeitet als Schreiner im Technischen Dienst des Spitals Wolhusen. Oder wie er es ausdrückt: «Ich bin der Spitalschreiner.» Die Coronakrise hat seinen Alltag auf den Kopf gestellt. «Plötzlich gab es nur noch ein Thema – Corona.» Laufend habe es neue Weisungen bezüglich Schutzvorrichtungen gegeben. «Ich habe einfach ausgeführt», so Arnold. Er hat Plexiglasscheiben eingebaut, Rollen an Möbel geschraubt, Isolationszimmer eingerichtet, und, und, und. «Es war eine heftige Zeit.» Jedoch habe das ganze Team an einem Strick gezogen. «Ich habe gemerkt: Wir sitzen in einem Boot. Das war motivierend.» Angst vor dem Virus hatte er nicht. Trotzdem sei ihm in der Krise ein Erlebnis «ziemlich eingefahren»: Bruno Arnold musste etwas auf der Intensivstation reparieren. Dort lag ein Corona-Patient. «Als ich die Beatmungsmaschinen gesehen habe, bekam ich schon etwas weiche Knie.» Die Auswirkungen der Krise: «Sie wurden mir direkt vor Augen geführt.»

Unglaubliche Einladung
Im Ausnahmezustand erlebte Bruno Arnold intensive Wochen. «Doch da war ich nur einer von vielen.» Deshalb hat der Willisauer erst nur den Kopf geschüttelt, als sein Vorgesetzter ihm das E-Mail mit der Einladung zur Bundesfeier vor die Nase hielt. «Unmöglich, dass ich da gemeint bin», war seine erste Reaktion. «Da es aber im Spital Wolhusen kein zweiter Schreiner namens Bruno Arnold gibt, musste ich es einsehen.» Woher die Organisatoren seinen Namen hatten? «Absolut keine Ahnung!» Nach kurzem Überdenken entschied sich Bruno Arnold dazu, die Einladung anzunehmen – stellvertretend für alle anderen, die sich auch engagiert haben. «Denn solche stille Helden gibt es noch ganz viele!»

Schwatz mit Bundespräsidentin
Ein «stiller» Held: Das ist Bruno Arnold nun nicht mehr. «Plötzlich kamen Anfragen von Medien, Interviews und so weiter.» Auf einmal habe er ganz viele Whatsapp-Nachrichten von Verwandten und Bekannten bekommen. So im Rampenlicht zu stehen, sei ungewöhnlich. «Ich bin viel lieber im Hintergrund.»
Nichtsdestotrotz: Den vergangenen 1. August als Gast an der Bundesfeier auf dem Rütli zu verbringen, habe er genossen. «Ich habe mich über diese einmalige Gelegenheit sehr gefreut.» Dieser Nationalfeiertag werde ihm «zeitlebens» in Erinnerung bleiben. «Schön fand ich auch, wie bodenständig Simonetta Sommaruga auftrat – sogar ein kurzer Schwatz habe ich mit ihr gehalten.» Kantonsweise durften die Alltagshelden auf die Bühne schreiten und – nebst einer Würdigung in Worten – einen kleinen Apfelbaum in Empfang nehmen. «Dieser Apfelbaum steht neben mir auf dem Balkon», sagt Bruno Arnold. Sollte es machbar sein, will er den Baum irgendwo auf dem Gelände des Luzerner Kantonsspitals in Wolhusen setzen. «Als Zeichen der Dankbarkeit für das tolle Engagement von allen, die dort arbeiten.»

Chantal Bossard

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.