Das aktuelle WB-Gspröch

Napfmilch-Initiant kritisiert Aktien-Deal

Einst lancierte Isidor Kunz mit viel Herzblut das Selbsthilfeprojekt Napfmilch. Nun schmeisst er als enttäuschter Verwaltungsrat den Bettel hin. Warum?

Napfmilch-Initiant Isidor Kunz. Foto Norbert Bossart
Norbert Bossart

«Ich bin kein Netzbeschmutzer», sagt Isidor Kunz. Die Neue Napfmilch AG sei mit «einem ausgezeichneten Team» erfolgreich am Markt, produziere «Qualitätsprodukte aus der Region» und schreibe «pechschwarze Zahlen». Dennoch trete er als Mitglied des Verwaltungsrates der Neuen Napfmilch AG «per sofort» zurück. Grund? «Ich kann den neusten Aktien-Deal nicht verantworten», antwortet Isidor Kunz. «Ich will den Bauern in der Talschaft weiterhin in die Augen schauen können.» Schliesslich habe er diese vor 17 Jahren als Hauptinitiant zum Mitmachen beim Napfmilch-Vorhaben ermuntert.

Isidor Kunz schmeisst den Bettel hin, weil ihm die neuen Besitzverhältnisse bei der Neuen Napfmilch AG nicht passen. Bis vor wenigen Wochen hatten die ZMP Invest AG und die Luzerner Bäuerliche Bürgschaftsstiftung je 45 Prozent der Aktien sowie Napfmilch-Geschäftsführer Daniel Erni und Isidor Kunz je fünf Prozent.

Inzwischen hat die Bäuerliche Bürgschaftsstiftung laut Kunz ihre Aktienbeteiligung von nominell 250'000 Franken für 1'050'000 Franken an die ZMP Invest AG veräussert, was einen Kapitalgewinn von satten 750'000 Franken ausmacht. Dieser Verkauf, so Isidor Kunz, widerspreche sämtlichen Abmachungen und Versprechungen. «Der Deal ist ein Vertrauens- und Wortbruch.» Seine Begründung: Einst hätten die beiden Hauptaktionäre erklärt, «nur als Brückenbauer» für den Erhalt des Selbsthilfeprojekts zu wirken. Sobald sich die Firma konsoldiert habe, werde sie wieder auf die Milchproduzenten am Napf übertragen. Die Bäuerliche Bürgschaftsstiftung stellte dies laut Kunz in Aussicht, «wenn der Betrieb nach zwei, drei Jahren positive Zahlen schreibt. Die ZMP Invest AG sicherte zu, ihre Aktienbeteiligung auf 20 Prozent zu reduzieren und zwar zugunsten der regionalen Produzenten.» Entspechende Erklärungen seien in der Öffentlichkeit und gegenüber den Abnehmern Coop, Manor und Migros gemacht worden.

Er selbst habe in den letzten Jahren im Verwaltungsrat «mehrmals» auf die alten Versprechen hingewiesen. «Erfolglos.» Vor dem jüngsten Deal habe er «im Interesse der Milchproduzenten» ein Gegenangebot gemacht, bei der die Napfbauern beteiltigt werden sollten. Erfolglos. Daher ist Isidor Kunz als Verwaltungsrat zurückgetreten. 

Lesen Sie im WB vom Freitag was Isidor Kunz mit seinem Aktienkapital machen will und wie die Angeschossenen auf seine Vorwürfe reagieren. So nehmen Pirmin Furrer, Delegierter des Verwaltungsrates der ZMP Invest AG, und Beat Ineichen, Geschäftsführer der Luzerner Bäuerlichen Bürgschaftsstiftung, Stellung. 

Norbert Bossart  

 

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