Er macht keine halben Sachen

Vollgas geben: Diesem Fasnachtsmotto wird der neue Meister der Muggezunft auch ausserhalb der fünften Jahreszeit gerecht. Ob im Beruf oder in der Freizeit: Peter Ziswiler macht keine halben Sachen.

Der Meister der Muggenzunft Ettiswil, Peter «Pe» Ziswiler, setzt seine «Sponsoren» bestens in Szene. Fotos Chantal Bossard
Chantal  Bossard

Der neongelbe Völkli-Ski und der Humpen Bier in der einen, das Mikrofon in der anderen Hand strahlt er in die Kamera. Die Skibrille baumelt um den Hals, die Swiss-Ski-Mütze setzt schon langsam Schnee an. Die Sponsoren sind überall im Bild bestens in Szene gesetzt.
Nein, es handelt sich nicht um einen Skirennfahrer im Fernsehinterview. Sondern um einen Zunftmeister im Porträt einer Regionalzeitung. Genauer: Um Peter Ziswiler vor der Kamera-Linse einer Böttu-Journalistin.

Ein Foto, das «chlöpft»
Wie der Zwätschge im Tee, so gehören zur Fasnacht die Zunftmeister. Und genauso Tradition hat es für den Böttu, die neuen Regenten der Region vorzustellen. Werdegang und Wesen sollen in einem Porträt möglichst gut erfasst werden. Doch man kann sich mit dem Texten noch so Mühe geben: Wenn das Foto dazu nicht «chlöpft», ist das Porträt nur halb so gelungen. Das erklärt man den Zunftmeister im Voraus am Telefon, um sie darauf gefasst zu machen, vor der Kamera stehen zu müssen. Die wenigsten können sich etwas unter einer solchen Fotosession vorstellen. Peter Ziswiler schon. Der neue Meister der Muggezunft Ettiswil ist vorbereitet: Seiner grossen Leidenschaft, dem Skifahren, will er Tribut zollen und als Rennfahrer aufs Bild. Er hat aus einem Schwingbesen ein WB-Mikrofon gebastelt. Die Jacke des Skiclubs Ettiswil angezogen. Das Logo der Vaudoise-Versicherung auf eine Bierflasche geklebt und an die Mütze getackert. Das Zunftmeister-Porträt als Werbeplattform zu nutzen – man muss sich mit Peter Ziswiler nur eine Stunde unterhalten, um zu wissen: Das sieht ihm ähnlich. Denn wenn der 51-Jährige etwas macht, dann richtig.

Das Zunftmeister-Porträt als Werbeplattform zu nutzen: Typisch "Pe"!

«Was man gibt, kommt zurück»
Dabei hat er nicht nur das Eigen- sondern auch das Gemeinschaftswohl im Fokus. Sein liebstes Zitat stammt von Henry Ford: «Es gibt Menschen, die von ihren Mitmenschen auf den Schultern getragen werden wollen. Diese Leute übersehen aber, dass es nur vorwärtsgeht, wenn wir uns gegenseitig stützen und unterstützen.» Diesen Spruch hat sich Peter Ziswiler auf die Fahne geschrieben. Er waltet seit bald zehn Jahren als Kirchenratspräsident in Ettiswil, war viele Jahre aktives Mitglied des Turnvereins, der Samichlausgruppe und des Skiclubs Ettiswil, ist bei den Armbrustschützen dabei, wirkt im Gewerbeverein mit und zelebriert die Fasnacht in der Muggenzunft. Kurz: Peter Ziswiler ist im Dorf kein Unbekannter. «Ich rede nicht nur, ich packe auch mit an», so «Pe», wie er von Freunden genannt wird. Erst durch aktives Mitwirken blühe eine Gesellschaft auf. «Ich bin durch und durch Ettiswiler, will, dass unser Dorf lebt. Deshalb wirke ich mit.» Das Engagement lohne sich: «Ich bin überzeugt, dass alles, was man gibt, irgendwie zurückkommt.»
In der Tat: Peter Ziswiler durfte schon einige Male von seinem Bekanntheitsgrad profitieren. Als Hauptagent der Vaudoise-Versicherung ist er darauf angewiesen, dass die Leute ihn kennen, ihm vertrauen «und wissen, das ich ihnen kein Seich andrehe, sondern meine Arbeit gewissenhaft und mit viel Herzblut erledige». Daran besteht keinen Zweifel: Während des Interviews kommt Peter Ziswiler immer wieder auf seinen Arbeitgeber zu sprechen, dem er bereits 23 Jahre treu ist. Sicher auch deshalb, weil dieser Job in seinem Leben eine unerwartete Kehrtwende darstellte, wie ein Blick zurück zeigt.

Vom Landmaschinenmech zum Versicherungsberater
Zusammen mit drei Geschwistern wächst Peter Ziswiler in Ettiswil auf einem Bauernhof auf. Er absolvierte die Lehre zum Landmaschinenmechaniker bei Hans Kronenberg in Daiwil, sprang danach für die Bättig Transporte AG als Chauffeur ein, war acht Jahre für das Kottwiler Unternehmen unterwegs. Sein beruflicher Weg schien dabei stets klar zu sein: Irgendwann wird er das Getränkehandel-Geschäft seiner Eltern Marie-Theres und Otto Ziswiler übernehmen. Doch es sollte anders kommen. Und zwar – wie auch sonst – wegen einem Gspändli vom Turnverein. Der ehemalige Hauptagent der Vaudoise sah in ihm «den passenden Mann» für seinen Posten. Peter Ziswiler seinerseits wusste: Der Getränkehandel ist auch bei seinem Bruder Kurt Ziswiler in besten Händen. Also gab er dieser neuen Möglichkeit eine Chance. «Das war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben», sagt er heute.

Das Erbe des Vaters weiterführen
Etwas hat er von seinen Eltern nichtsdestotrotz übernommen: die Leidenschaft für die fünfte Jahreszeit. Bereits sein Vater Otto Ziswiler waltete seinerzeit als Zunftmeister. «Es ist schön, kann ich sein Erbe weiterführen», sagt sein Sohn heute. Für ihn stellt das Amt eine weitere Gelegenheit dar, der Gesellschaft etwas Gutes zu tun. Oder wie der Ettiswiler Meister es ausdrückt: «Die Leute zusammenzubringen, das Leben locker zu nehmen und Traditionen aufrecht zu halten.» Die letzten fünf Jahre war die Familie Ziswiler zusammen mit Freunden als «Schlosswyherspinnen» unterwegs – mitsamt selbst gebautem Wagen, selbst genähten Kostümen und teuren Masken. «Es hat sich gelohnt.» Erwartet Zunftmeister Ziswiler solch aufwendige Sujets unter seinem Regime? Der Ettiswiler schüttelt vehement den Kopf: «Ich freue mich, wenn möglichst viele mit mir zusammen die Fasnacht zelebrieren.» Das Kostüm könne ganz simpel sein. «Hauptsache du kommst nicht als Aargauer», sagt er lachend.
Besonders freut sich der Meister der Muggenzunft, die fünfte Jahreszeit zusammen mit seiner Familie zu zelebrieren. Für ihn sei klar gewesen: «Ich nehme das Amt nur an, wenn wir alle an einem Strick ziehen.» Erstaunt haben dürfte ihn die Bestätigung aber nicht: Schliesslich kennt Peter Ziswiler seine Frau seit dem Kindergarten. Mit 16 Jahren wurden sie ein Päärli. «Seitdem haben wir viele Höhen und Tiefen gemeinsam überstanden.» Und vor allem: «Mit Sira, Tim und Kai drei wundervolle Kinder bekommen.» Gemeinsam hat die Familie Ziswiler heuer das Zepter über die Ettiswiler Fasnacht. Unter dem Motto: «Endlich wieder Vollgas». Und bereits heute steht fest: Peter Ziswiler wird dem «Vollgas» mehr als gerecht. Und zwar nicht nur in der fünften Jahreszeit.

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