Nachruf

07. April 2022

Theres Zemp–Marti

Daiwil

Wie die Zeit doch vergeht. Zeit, um nochmals Rückblick zu halten und am Samstag das 1. Jahresgedächtnis in Willisau abzuhalten und hier noch etwas aus dem Leben unserer Mutter zu erzählen.

Als erstes Kind der Eltern Josef und Martha Marti-Birrer hat Theres Marti am 9. Oktober 1938 das Licht der Welt erblickt. Bald kam ihr einziger Bruder Sepp dazu.

Wegen der damaligen Maul- und Klauenseuche und den Kriegsjahren konnte die junge Familie erst 1940 auf die zwei Jahre zuvor gekaufte Liegenschaft Riedmatt in Daiwil zügeln. Bald gab es weiteren Nachwuchs auf der Riedmatt. Mit Elsbeth, Paula, Vreni und Marlis folgten noch vier Schwestern nach. In der damaligen Zeit war vieles einfach, oftmals entbehrungsreich und hart, aber trotzdem haben es alle genossen und einen sehr guten Familienzusammenhalt entwickelt.

Im Kreise der jungen Familie gab es immer viel Betrieb, aber auch immer viel zu tun. Man war aufeinander angewiesen und jedes hatte seinen Job. Theres ging bald zur Schule. Kindergärten waren damals noch nicht bekannt. Die ersten sechs Jahre absolvierte Theres im Ostergau und für zwei Jahre durfte sie noch nach Willisau ins Landschulhaus für die Oberstufe.

Wie das halt so war, mussten die Älteren schon sehr früh mitanpacken und Verantwortung übernehmen. So konnten sich die jüngeren Geschwister ab und zu hinter der Ältesten verstecken und ihre Streiche ausleben. Nach der Schulzeit ging Theres für ein halbes Jahr nach Meggen in ein Hotel. Zurück auf der Riedmatt konnte sie bei Peyer Geschirrhandel eine Stelle antreten. Nach zwei Jahren wechselte sie die Stelle zum Nordmann im Städtli Willis­au, um ein Jahr später noch die Bäuerinnenschule in Willisau zu absolvieren.

Nach der Schulzeit lernte Theres im erwähnten Hotel in Meggen Klavierspielen. Das wurde dann bald zum Grundstein für ihr späteres Leben. Die Fähigkeiten am Klavier blieben nicht lange verborgen. Das fiel auch dem jungen Bauern Franz auf dem benachbarten Neusennhof auf. Dieser spielte in der «Ländlerkapelle Kleeblatt». Auftritte im ganzen Kanton an Fasnachtsanlässen und Hochzeiten boten zum strengen Alltag eine willkommene Abwechslung.

Und so kam es, wie es kommen musste, es wurde wahrscheinlich bald nicht nur immer musiziert. 1959 konnte Franz Zemp seine Theres Marti am 7. September in Willisau vor den Traualtar führen.

Bereits ein Jahr später gab es mit Franz den ersten Nachwuchs auf dem Neusennhof. Die Freude war gross und im Zweijahresrhythmus folgten noch die Geschwister Hanspeter, Theres und Pius. Die Familie erlebte auf dem kleinen Bauernbetrieb eine einfache, aber glückliche Zeit. Die klassische Viehhaltung auf dem teilweise hüge­ligen Grundstück gab zu wenig her. So ergänzte der Gemüseanbau während rund 50 Jahren das bescheidene Grundeinkommen. Bohnen wurden zur Lebensaufgabe von Theres. Dazu kam über etliche Jahre der Mutterkorn­anbau für die chemische Industrie in Basel und später als Ersatz der Erdbeerenanbau. Damit waren alle immer beschäftigt und das ersetzte die Ferien. Umso mehr genoss Theres in all den Jahren nach 1966 die Familienausflüge mit dem ersten Auto. Vorher war man auf den Chauffeurdienst vom Grossvater angewiesen oder es ging mit dem Velo vom Hof weg ins Städtchen. Die Familienausflüge führten vor allem auf die Melchsee-Frutt oder an die Bergschiessen in Ob- und Nidwalden. Theres war der Outdoor-Küchen-Chef. Mit vollgepackten Picknickkörben ging es jeweils auf die Tagesreisen. Zusammen genoss man die schöne Umgebung und kehrte abends müde, aber zufrieden nach Hause zurück.

Die familiären Beziehungen unserer Grossmutter zur Familie Hürlimann und ihrem Umfeld pflegte auch Mami gerne weiter. Die aus einer Grossfamilie stammenden Rölli-Kinder waren auf dem Bauernhof gern gesehene Ferienkinder. Überhaupt, Besuche von nahen Verwandten und Bekannten bereicherten oftmals den Sonntag der ganzen Familie. Besonders gefreut hat sich Theres immer auf ihre Gottenkinder Alexandra und Regula, aber auch auf ihr Firmgottenkind Brigitte.

Theres war keine «Frömmlerin», aber die regelmässigen Kirchgänge gehörten zum Alltag. Schon die Hochzeitsreise nach Lourdes war für Theres und Franz ein besonderes Erlebnis. Davon erzählte sie immer wieder ausführlich und gerne. So gerne, dass die Eltern zum 25. und 40. Hochzeitstag nochmals nach Lourdes reisten. Das waren bleibende Erlebnisse. Als kleinen Ersatz für Lourdes entdeckte Theres das Luthern Bad. In unserem Hause kam nur Weihwasser aus Lourdes oder Luthern Bad infrage. Man nahm nicht zu viel auf einmal nach Hause, damit man auch öfters wieder Nachschub vor Ort besorgen musste.

1988 kam es zum Generationenwechsel auf dem Neusennhof. Hanspeter pachtete den Hof. Die Arbeiten auf dem Hof wurden nicht weniger, es gab aber doch zunehmend Freiräume für unsere Eltern. Die Schweine, die Bohnen, die Erdbeeren und das Heuen gaben neben dem eigenen Haushalt immer noch viel zu tun. Wenn Not am Mann war, so griffen ihnen immer wieder s'Hürlimanne unter die Arme und halfen beim Heuen oder auf dem Feld aus.

Die Kinder waren längst weggezogen und gründeten eigene Familien. So freute sich Theres immer an Nachrichten von ihnen, an Besuchen oder auf Familienfesten. Auf die 11 Grosskinder war sie stolz. Sie freute sich an ihrem Gedeihen, an ihren Ausbildungen und Abschlüssen. Nicht zu jedem hatte sie den gleich guten Draht, aber sie fragte immer wieder nach ihrem Wohlergehen. Im letzten Jahr durfte sie noch zweimal Urgrossmutter werden.

Nicht immer lief alles rund. Nach einem Arbeitsunfall 1982 entdeckte man bei Theres eine Schrumpfniere, was im Nachgang viele Unannehmlichkeiten und gesundheitliche Störungen erklärte. Auch der frühe Tod ihrer Mutter Martha 1992 und ihres Vaters Josef 2002, aber auch die Todesfälle der Geschwister Sepp und Elsbeth machten ihr jeweils zu schaffen. 2013 starb dann ihr geliebter Franz. Die Altersbeschwerden nahmen danach rasch zu, teilweise ausgelöst durch die Nierenfunktion, aber sicher auch von der harten Feldarbeit über Jahrzehnte geschuldet. Besonders betroffen waren ihre Knie­gelenke. Schmerzen begleiteten ihren Alltag und das Gehen wurde zunehmend zur Mühe. Das führte sie in der letzten Phase in den Rollstuhl. Dabei wurde sie im Alters- und Pflegeheim Waldruh liebevoll gepflegt. Am 14. März 2021 hat sich ihr Lebenskreislauf endgültig geschlossen.

Wir sind unendlich dankbar für alles, was du für uns gemacht hast. Schön, durften wir dich ein Stück auf dem Lebensweg begleiten. Wir werden dich immer in guter Erinnerung behalten.

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