Nachruf

04. Februar 2021

Theres Isenschmid-Bühler

Rohrmatt/Willisau

Unsere Mame erblickte am 16. Oktober 1931 in der Hinter-Wiggern (Wegere), Rohrmatt, das Licht der Welt. Schon zwei Tage später wurde das kleine Mädchen in der Pfarrkirche Hergiswil auf den Namen Theresia getauft. Als Mame fünf Jahre alt war, traf ein harter Schicksalsschlag die Familie. Ihre Mutter verstarb an den Folgen einer Blinddarmentzündung und hinterliess sechs Kinder. Das Bild, als der Sarg mit der Mutter aus dem Haus getragen wurde, hat sich tief in ihr Herz gebrannt. Ihr Vater hat später wieder geheiratet und drei weitere Geschwister kamen dazu. So ist Mame mit vier Schwestern und vier Brüdern aufgewachsen und in der Rohrmatt zur Schule gegangen. Nach der Schulzeit war Mame eine geschätzte Hilfe in verschiedenen Haushalten, unter anderem in der Post Rohrmatt.

In Fridolin Isenschmid vom Gottsbühl hat Mame den Mann fürs Leben gefunden. Am 29. Juli 1952 läuteten die Glocken in Sachseln zu ihrer Hochzeit. Ihr gemeinsamer Weg führte sie zuerst nach Neudorf, wo Baba eine Anstellung hatte. Dort wurden auch die beiden Kinder Fredy und Theres geboren. Mama hatte aber immer Heimweh und so zog die junge Familie zurück in die Rohrmatt. 1962 konnten sie die Wegere, Mames Elternhaus, pachten und später käuflich erwerben. Nach und nach füllte sich die Stube weiter mit Mar-
grit, Sepp, Lisa und Franz. Mame war für die Arbeit auf dem Bauernhof und im Haushalt mit den sechs Kindern von früh morgens bis spät abends auf den Beinen. Sie kümmerte sich auch stets um den grossen Garten mit Beeren und Gemüse sowie um die vielen Blumen rund ums Haus. Besonders am Herzen lagen ihr die Geranien am Läubli und an den Fenstern. Egal wie viel zu tun war, eine Wallfahrt ins Luthern Bad oder zum Hl. Bruder Klaus fanden immer auch Platz in ihrem und Babas Alltag. 

Im Laufe der Zeit zogen die Kinder aus und gründeten eigene Familien. 22 Gross- und 23 Urgrosskinder wurden ihr ganzer Stolz. Alle Geburtstage hatte sie fein säuberlich aufgeschrieben. Zu diesen vielen Geburtstagen und auf Weihnachten gab es in all den Jahren unzählige Geschenke, immer liebevoll von ihr eingepackt. An den vielen Hochzeiten, Taufen und Familienfesten nahm Mame bis ins hohe Alter mit Freude teil. Besondere Höhepunkte waren die goldene und die diamantene Hochzeit, die wir als grosse Familie mit Mame und Baba feiern durften.

Besuch war in der Wegere immer herzlich willkommen. Familie, Geschwister, Nachbarn, Bekannte und Freunde fanden immer eine offene Tür. Und fast immer wurde dann ein Jass geklopft. Jassen war Mames Passion. Begeistert besuchte sie Jassturniere und Preisjassen und oft wurde ihr Ehrgeiz mit schönen Preisen belohnt. Auch vom Lotto spielen brachte sie so manchen Preis nach Hause. Früher wurde in der Wegere auch noch richtig Fasnacht gefeiert. Man erzählt, dass man einmal sogar den Stubenboden abstützen musste!

Mit selbstgebackenem Lebkuchen, zu Fasnacht und Kilbi mit Schenkeli und Chneublätzen, oder auch mit einem feinen Rehpfeffer verwöhnte Mame ihre Lieben. Auch Babas Hobby, die Jagd, hat sie mitgetragen. Unzählige Male hat sie seinen Aaser (Proviant) in den Rucksack gepackt. Mit viel Freude hat Mame auch jahrelang mitgeholfen, die Rabatte beim Jagdhaus Hubertus anzupflanzen und freute sich, wenn alles prächtig blühte.

Nachdem die nächste Generation, Fredy und Sophie mit ihrer Familie, die Wegere übernommen hatte, traten Mame und Baba etwas kürzer. Sie unternahmen nun öfters kleinere oder grössere Ausflüge. Kurz nach der Pensionierung wagten sie sogar eine Flug­reise über den Atlantik, wo sie mit Bekannten eine Schulkameradin von Baba besuchten, die nach Kanada ausgewandert war.

Probleme nach einer Schilddrüsen­operation und der Tod ihres Bruders Sepp, der sein Leben lang in der Wegere gelebt hatte und ihr immer nahegestanden war, haben nach und nach an Mames Kräften gezehrt. Altersbeschwerden kamen hinzu, aber immer konnte sie auf die Hilfe und Unterstützung ihrer Familie und ganz besonders auf jene von Baba zählen. An Weihnachten 2014 musste Baba die Diagnose unheilbarer Lungenkrebs annehmen und im Juli 2016 verstarb er unerwartet schnell. Von da an hat sich Mames Leben schmerzlich verändert. Ihre Gesundheit liess es nicht zu, allein in der geliebten Wegere zu bleiben. 

Im Altersheim St. Johann in Hergiswil hat Mame ein neues Daheim gefunden. Sie war dankbar für die liebevolle Betreuung und konnte sich gut einleben. Besuche von Familie, Geschwistern und lieben Bekannten brachten Freude und Abwechslung in ihren neuen Alltag. Hier konnte sie auch wieder jassen. Im Zimmer hat sie oft Musik gehört, die sie selbst aufgenommen hat. Skirennen und Videos anschauen: für Mame kein Problem, sie hatte die Fernbedienung im Griff. Auch mit Stricken von Socken und Bettsocken konnte sie sich beschäftigen. Als hätte sie etwas geahnt, lag es ihr am Herzen, dass die Bébéfinkli für die zwei noch ungeborenen Urgrosskinder rechtzeitig fertig wurden. 

Gern hat sie auch einen Gottesdienst oder ein Rosenkranzgebet in der Kapelle besucht. Danke sagen für alles war ihr immer wichtig, Grüsse ausrichten lassen ebenso.

Anfang Dezember erkrankte Mame am Coronavirus, das sich ins St. Johann eingeschlichen hatte. Es begann ein Auf und Ab und dabei verliessen sie die Kräfte immer mehr. Am 18. Dezember 2020 durfte sie im Beisein ihrer Töchter Theres und Lisa friedlich einschlafen. 

In der Pfarrkirche Hergiswil, wo sie vor 89 Jahren getauft wurde, fand am 29. Dezember der Abschiedsgottesdienst statt. Ein Kreis hat sich geschlossen.

Liebi Mame, Grossmame, Urgrossmame, etz besch du weder bem Baba. Mer send dankbar as mer dech hend dörfe ha.

Bhüet di Gott, Dini Familie