Nachruf

11. September 2017

Robert Disler-Näf

Willisau

Lieber Robi, Papi und Grosspapi

 

Am 1. April 1937 wurdest du in der Bahnhofbäckerei in Willis­au geboren. Als einziges Kind von Robert und Anna Disler-Röösli durftest du, trotz den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, eine wohlbehütete Kindheit erleben. Das langersehnte Ende des Krieges, das du als Achtjähriger miterlebtest, hast du uns später immer wieder geschildert. Die Kirchenglocken, die im ganzen Land den Frieden einläuteten, sind dir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Das prägte dich wohl sehr. Dein ganzes Leben hast du an Silvester immer intensiv und nachdenklich dem Geläute der Kirchenglocken zugehört. Als junger Bursche hast du in der elterlichen Bäckerei schon früh mitgeholfen. Mit deinem Velo gingst du nach der Schule auf die «Kehri». Du hast den Leuten auf den weit abgelegenen Bauernhöfen jeweils das Brot gebracht. So war es nicht verwunderlich, dass du später den Beruf des Bäcker-Konditors erlernt hast. 

1965 läuteten für dich und Martha Näf von der Rohrmatt die Hochzeitsglocken. Ein halbes Jahr später musstest du bereits von deiner Mutter für immer Abschied nehmen. So konnte sie sich leider nicht mehr am Entstehen deiner Familie erfreuen. Bald kamen nämlich Evelyne, Andrea und Yvonne zur Welt und euer Familienglück war perfekt. 

Anfang der Siebzigerjahre hast du zusammen mit Martha den Betrieb deines Vaters übernommen. Ihr habt mit viel Herzblut und Initiative den Betrieb zum Blühen gebracht. Dein feines «Disler Brot» war weitherum bekannt. Die Bäckerei und das Café waren eure Lebensaufgabe, die ihr zusammen vierzig Jahre vorbildlich und mit viel Einsatz und Freude erfüllt habt. 

Trotz der vielen Arbeit, oder gerade deswegen, durften wir im Sommer immer wunderschöne Familienferien geniessen. Wir erinnern uns heute noch gerne daran zurück. Diese Zeit war uns heilig. Vor allem auf der Bettmeralp hat es uns besonders gut gefallen. Dieser spezielle Ort wurde sozusagen unser zweites Zuhause. Wir genossen es sehr, mal nur als Familie zusammen zu sein. Während des ganzen Jahres kam dies im Alltag eines Geschäftshaushaltes einfach zu kurz. 

Als Ausgleich zur vielen Arbeit war dir neben der Familie auch das Vereinsleben wichtig. In jungen Jahren warst du ein aktives Mitglied im Turnverein, und später durftest du in der Männerriege viele schöne Stunden erleben.

In der Feuerwehr warst du in der Verkehrsabteilung tätig. Die Geselligkeit in dieser Gruppe hast du ganz besonders genossen. Die legendären Waldfeste und vor allem die schönen Reisen mit deinen Feuerwehrkameraden waren für dich immer ganz spezielle Ereignisse. Durch diese mehrtägigen Ausflüge hast du viele Städte in Europa und sogar New York kennengelernt. Die Erinnerungen an diese schöne Zeit haben dir bis zuletzt immer wieder ein Schmunzeln auf dein Gesicht gezaubert. Das Singen war für dich ein wichtiges Lebenselixier. So haben wir zu Hause immer wieder miterlebt, wie du zu vielen bekannten Liedern spontan mitgesungen hast. Daher ist es nicht verwunderlich, dass du jahrelang Mitglied im Männerchor Harmonie warst und dort viele singende und gesellige Stunden verbracht hast. 

Als deine Töchter heirateten, hast du dich über deine Schwiegersöhne und natürlich vor allem auch über männliche Verstärkung in der Familie gefreut. Auch auf deine Grosskinder Nicole, Carmen, Remo, Svenja, Marina und Marlen warst du sehr stolz. 

Im Alter von 68 Jahren konntest du dich dann endlich pensionieren lassen. Du hast dich sehr auf deinen neuen Lebensabschnitt gefreut. Wir staunten alle, wie gut du die Zeit ohne deine tägliche Arbeit geniessen konntest. Der Spaziergang ins Städtli, mit einem Schwatz da und dort, gehörte zu deinem Tagesprogramm. Auch das Vereinsleben, das in den letzten Jahren deines Berufslebens etwas zu kurz gekommen war, hast du wieder vermehrt gepflegt. Zusammen mit Martha konntest du auch ein paar schöne Reisen unternehmen. 

Leider war dir diese unbeschwerte Zeit nur etwa eineinhalb Jahre vergönnt. Ende September 2006 schädigte ein Hirnschlag dein Sprachvermögen aufs Schwerste, und gleichzeitig  führte er zu einer einseitigen Lähmung deines Körpers. Dieses Schicksal anzunehmen war für dich, und für uns alle, eine grosse Herausforderung. Dank der liebevollen Pflege und Fürsorge von unserem Mami hast du trotzdem noch viele schöne Momente erleben dürfen. Wir denken da an die gemeinsamen Ferien mit Töchtern, Schwiegersöhnen und Grosskindern auf der Bettmeralp oder an unseren alljährlichen Familienausflug. Wir haben gelernt, dich auch ohne Worte zu verstehen. Durch dich haben wir in dieser Zeit viele bereichernde Erfahrungen machen dürfen. So viele Male haben wir zusammen herzhaft lachen und singen können. Aber auch das Weinen hatte seinen Platz. Ja, man kann sagen, dein Schicksal hat unsere Familie noch mehr zusammengeschweisst. Trotz deinen Einschränkungen hast du mithilfe von Martha und lieben Freunden auch in dieser Zeit noch manche schöne Reise erleben dürfen.

Der Besuch der Männerchorprobe war dir nun leider nicht mehr möglich. Du bliebst aber trotzdem mit deinem Verein über all die Jahre verbunden. Auf die Besuche von deinen Sängerkameraden hast du dich immer speziell gefreut. Die Hauptprobe der legendären Schnitzelbank-Gruppe «Värslibrönzler», eine Kleinformation des Männerchors, fand in den letzten Jahren immer bei dir zu Hause statt. Darauf warst du besonders stolz, haben die Kameraden doch immer Wert auf deine Meinung gelegt. Deine Antwort kam zwar nicht mit Worten, aber dafür mit vielen Emotionen. 

Deinen 80. Geburtstag duftest du im Kreise deiner Familie und mit lieben Freunden feiern. Es war schön zu sehen, dass dich die Leute nicht vergessen haben, obwohl du nicht mehr so viel aus dem Haus gingst. Das «Geburtstagsständli» deiner Männerchorkollegen war der absolute Höhepunkt deines Festes. Die Freudentränen, die du mit uns an diesem schönen Tag vergossen hast, werden wir wohl nie vergessen.

Ende Juni hast du dann erneut einen Hirnschlag erlitten. Von diesen schwerwiegenden Folgen hast du dich dann leider nicht mehr erholen können. Du hast uns aber noch Zeit gegeben, um von dir Abschied zu nehmen. Das war für uns alle sehr berührend und unendlich wertvoll. Am 4. Juli hast du dich dann während eines wunderschönen Sonnenaufgangs auf deinen Weg ins Licht gemacht. 

Lieber Robi, Papi und Grosspapi, wir danken dir für die wunderbare Zeit, die du uns geschenkt hast. Wir sind überzeugt, dass du jetzt an einem friedlichen, hellen Ort bist. Voller Liebe behalten wir dich für immer in unseren Herzen. 

Deine Familie