Nachruf

19. Februar 2018

Martin Wicki-Aregger

Hasliberg/Zell

Geboren bin ich am 14. November 1941 in Marbach, Grund Schärlig. Ich war das fünfte von acht Kindern meiner Eltern Alois und Klara Wicki-Bieri. Mit sieben Geschwistern erlebte ich eine glückliche Jugend. Die Primarschule besuchte ich in Wiggen zu Fuss (3 km). Die zwei Jahre Sekundarschule meisterte ich mit dem Velo (6 km) in Esch­olzmatt.

Bei der Berufswahl half mir meine Mutter entscheidend mit. Mit 15½ Jahren begann ich die Käserlehre in Aettenschwil, Aargau. Das 2. und 3. Lehrjahr absolvierte ich in Neuenkirch. Nach bestandener Lehrabschlussprüfung begannen meine Wanderjahre in Herrendingen, Romoos, Unterwiggen, Langnau i/E, Hofstetten, Richenthal, Schötz und Bodenberg bei Zell. Das Absolvieren der Molkereischule in Rütti, Zollikofen, mit anschliessender Meisterprüfung im Jahr 1967, vollendete meine berufliche Ausbildung.

Im Frühjahr 1964 lernte ich Lydia Aregger vom Hinterhonig, Willisau, kennen. Nach fünf Jahren Bekanntschaft entschlossen wir zu heiraten und eine Familie zu gründen. Am 14. April 1969 gaben wir in der Kirche von Menzingen, Zug, einander das Ja-Wort. Unser Zuhause war von nun an die Käserei Bodenberg bei Zell. Es war immer ein grosses Geschenk und eine enorme Freude bei der Geburt eines unserer vier Kinder. Maria 1971, Otmar 1972, Stefan 1973, Heidi 1974. Sie bereicherten und belebten die grosse Wohnung in der Käserei Bodenberg. Die vier Kinder wuchsen in einer ländlichen, gesunden Umgebung auf. Mit den Jahren gründeten sie eigene Familien und wir, Lydia und ich, wurden zu stolzen Grosseltern. Mit Freude und Genugtuung schauen wir zurück auf unser Lebenswerk.

Zweieinhalb Jahre vor meiner Pensionierung wanderte ich mit meiner Frau Lydia in unser Eigenheim in Hasliberg im Berner Oberland aus. (Autobiografie).

Am neuen Wohnort fand er eine Anstellung auf dem Ballenberg. In Teilzeit arbeitete er in der Fleischverarbeitung. Diese neue Herausforderung gab ihm Befriedigung und Selbstwert.

Wir, deine Familie, die du als dein Lebenswerk bezeichnet hast, haben den Wunsch, in Worten zum Ausdruck zu bringen, was dich ausgemacht hat. Dädy, du warst unser erster Lehrer. Von dir haben wir eine Ahnung bekommen, welche Tiefe und Überraschungen das Leben für uns bereithält, wenn wir offen mit den Sinnen und vorsichtig durch die Welt gehen. Unvergesslich, wie du uns auf den regelmässigen Spaziergängen die Natur nähergebracht hast. Deiner Liebe zu den Vögeln gabst du Ausdruck im Bau von unzähligen Nistkästen. Diese wurden im Wald platziert, beobachtet und unterhalten. Auf dem Hasliberg pflücktest du viele Kilo Heidelbeeren und wusstest genau, in welcher Weide der Kümmel im Herbst zum Ernten reif war.

35 Jahre lang 7-Tage-Woche als Käser auf dem Bodenberg. Ein täglich sich wiederholender Rhythmus, fast wie ein Uhrwerk, hast du in deiner freien Zeit mit verschiedensten Hobbys ausgeglichen. Das Zeitungslesen und Berichten darüber waren genauso dabei wie Wandern, Skifahren, Schwyzerörgeli-Spielen, Chorgesang, die Zeit verbringen mit Gleichgesinnten in Vereinen, die Bienen, der Garten und der Hobbyraum. Mit deiner, den Menschen zugewandten Art kamst du schnell mit den verschiedensten Zeitgenossen in Kontakt. Einer deiner Lehrsätze lautete denn auch: «Anstand und Abstand den Menschen gegenüber.» Deine Standfestigkeit und Entscheidungsfreudigkeit gaben der ganzen Familie stets eine grosse Sicherheit. Ein positiver Zuspruch und wenn nötig deine klare Meinung zur Sache waren dein Rezept.

Dir konnte man mit einem guten Essen und einem Glas Wein eine grosse Freude machen. Das Zusammenleben mit der Familie und später die Zeit verbringen mit den Grosskindern war für dich doch einfach das Schönste. So haben die meisten Grosskinder das Skifahren von dir gelernt. Du hast mit ihnen, als sie klein waren, gesungen und später gejasst. Du warst ein Grossdädy zum Anfassen.

Du hattest einen guten Riecher, wenn sich eine Veränderung anbahnte. Aber nicht nur das, du hast auch darauf reagiert und die nötigen Schritte der Veränderung eingeleitet. Vorbildlich, wie du, konfrontiert mit deiner Erkrankung und den Therapiekonsequenzen, gelebt hast. Vorbildlich aber auch, wie du nach dem plötzlichen Unfalltod deiner ältesten Enkelin Barbara das Thema Tod und Sterben in dein Leben neu integriert hast. So hast du deine Biografie verfasst, aus Apfelkernen zwei Bäumchen gezogen und zu guter Letzt schliesst sich der Kreis. Im Sommer 2016 hast du uns als Familie an deinen Ursprung eingeladen. Du hast uns dein Elternhaus, den «Grund», gezeigt. Wir feierten dort deinen 75. Geburtstag und den 70. von Lydia.

Nach einem letzten Tag mit deiner Familie bist du abends zu Bett gegangen und am nächsten Morgen des 4. März 2017 nicht mehr in dieser Welt aufgewacht.

Was uns bleibt sind Liebe, Dank und Erinnerungen an viele schöne Jahre.

Deine Familie