Nachruf

30. April 2018

Maria Hecht-Süess

Willisau

Maria kam am 2. Dezember 1922 im «Bunihus» in Flühli im Entlebuch zur Welt. Hier wuchs sie mit fünf Schwestern und drei Brüdern auf. Ihre Eltern waren Fridolin Süess und Agatha Süess-Bieri.

1922 waren es nur vier Jahre seit Ende des Ersten Weltkrieges. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren damals alles andere als gut. Der kleine Bauernhof «Bunihus» bot nur knapp eine Existenz für die grosse Familie. So musste Vater Fridolin nebenher einer Arbeit im Stras­senunterhalt nachgehen. Oft brachte die kleine Maria ihrem Vater das Mittagessen und musste dafür einen langen Weg unter die Füsse nehmen. Im «Bunihus» herrschten enge Raumverhältnisse. Etliche Jahre teilte Maria das Bett im Stübli mit ihrer Grossmutter. Der Rest der Familie schlief auf dem Dachboden, wo einige breite Betten standen. Ein langer Schulweg ins Dorf zu Fuss war damals eine Selbstverständlichkeit. 

Nach Schulabschluss musste Maria – wie damals üblich – «ab der Kost». Erst 14-jährig, trat sie ihre erste Stelle als Haushalthilfe an. Längere Zeit arbeitete sie bei Familie Portmann, Vormühle, in Schüpfheim. Der Lohn nebst Kost und Logis war gering. Immer wieder erzählte Maria, wie ihr Vater ihren ersten Lohn persönlich abholte. Mit dem Geld kaufte er Salz und Zucker.

An gelegentlichen Ermahnungen ihrer älteren Schwester Agi fehlte es in dieser Zeit nicht. Mit Postkarte schrieb diese der 16-jährigen Schwester Maria u.a.: Du musst deiner Mutter als mustergültiges Kind Freude machen und schön Sorge haben zum Geld. Wirst schon so viel Verstand haben. 

Anfang der 40er-Jahre trat Maria eine Stelle als Köchin im Gasthaus Schlüssel in Willisau an. Hier herrschten besondere Umstände. Während des Krieges waren dort Offiziere und Soldaten untergebracht. Maria gefielen der rege Betrieb und die vielen Kontakte.

Ein Gast tauchte im «Schlüssel» immer häufiger auf. Es war Linus Hecht. Im Städtchen sprach sich der Grund für den recht häufigen Wirtshausbesuch bald herum. Die Hochzeitsmesse fand in der Heilig-Blut-Kapelle statt. Der Ehe entsprossen die Söhne Walter, Linus und Pius sowie die Tochter Beatrice. 

Marias neues Daheim war das alte Sigristenhaus der Heilig-Blut-Kapelle. Hier wartete viel Arbeit auf sie. Im Haushalt lebten auch noch der Schwiegervater, die Schwägerin sowie eine Tante. Am Mittagstisch in der kleinen Küche sassen zudem Lehrlinge des Elektrogeschäfts des Ehegatten. Improvisation war da gefragt. Sie musste oft wahre Wunder wirken, um die Grossfamilie satt zu bekommen. 

Maria besorgte nicht nur den gros­sen Haushalt, widmete sich der Erziehung der Kinder und half mit bei Aufgaben für die Heilig-Blut-Kapelle, wo ihr Gatte Sigrist war. Bis spät in die Nacht erledigte sie regelmässig auch administrative Arbeiten für das Elek­trogeschäft.

1992 verstarb ihr Ehegatte, was das Leben von Maria stark veränderte. 

Von besonderer Bedeutung im Leben der Verstorbenen war die Heilig- Blut-Kapelle. 1992, nach dem Tod ihres Gatten, wurde Maria offiziell zur Sakristanin gewählt. Dieses Amt führte sie bis 2007 mit Freude und grosser Hingabe aus. Mit ihrem Rücktritt endete eine lange Tradition. Seit dem Jahre 1724 wurde das Amt des Sakristans zum Heilig-Blut mit einer einzigen Ausnahme aus dem Geschlecht der Hecht betreut.   

Vor vier Jahren verliess Maria das Sigristenhaus wegen anstehenden Sanierungsarbeiten. Sie hatte dort fast 70 Jahre ihres Lebens verbracht. Maria fand in der Zopfmatt eine schöne Alterswohnung. Noch immer interessierte sie sich für das aktuelle Geschehen. Sie las regelmässig Zeitungen und Zeitschriften. Abwechslung brachte auch das Fernsehen.

Nach einem arbeitsreichen Leben konnte Maria ihren Ruhestand über lange Jahre bei guter Gesundheit geniessen. Erst kurz vor ihrem Hinschied zeichneten sich ernsthaftere gesundheitliche Probleme ab. Am 3. Februar, während eines kurzen Aufenthaltes im Kantonsspital Sursee, schlief Maria friedlich und ohne Schmerzen ein. Ein langes, erfülltes Leben fand damit sein Ende.

Alle, die Maria Hecht-Süess kannten, werden sie in guter Erinnerung behalten. Sie war eine hilfsbereite, zuverlässige, genügsame und bescheidene Frau, Ehegattin und Mutter.

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