Nachruf

08. Oktober 2020

Margrith Schwegler-Herzog

Willisau

Am 6. April 1941 hat Margrith, geborene Herzog, in Buttisholz das Licht der Welt erblickt. Sie war das 4. Kind von Eduard und Marie Herzog-Bucher. Nach und nach kamen noch vier weitere Geschwister dazu und so durfte sie inmitten einer achtköpfigen Kinderschar aufwachsen. Als kleines Kind hatte sie die englische Krankheit «Rachitis». Sie konnte lange nicht laufen und wie durch ein Wunder wurde sie geheilt. Dies hat ihren Glauben geprägt. Auch wenn sie nicht die klassische Kirchgängerin war, so waren ihr der Glaube wie auch die christlichen Werte sehr wichtig. Sie hat diese gelebt und uns mitgegeben.

Die Zeiten während und nach dem Krieg waren schwer. Sie lernte schon früh mit anzupacken. In Buttisholz hat sie die ersten Jahre der Schulzeit bis zur 5. Klasse besucht. Ihre «Klassenspändli» von damals galten ihr immer viel, mit vielen hatte sie bis zum Tod Kontakt. Die Familie bekam die Gelegenheit, den Hof Schnarzen in Ettiswil zu übernehmen und so zügelten sie nach Ettiswil. Nach der Schulzeit war es ihr grosser Berufswunsch Damenschneiderin zu werden. Leider wurde ihr dieser Wunsch verwehrt, sie sollte etwas Haushälterisches lernen. Das Nähen und auch Stricken hat sie dann halt zu ihrem grossen Hobby gemacht. Nach mehreren Jahren in verschiedenen Haushalten hat sie eine Saallehre in Sörenberg absolviert. Danach war sie im Service tätig, wo sie ab und zu auch mal als Köchin in der Küche stand. Im Restaurant Bahnhof in Willisau hat sie gearbeitet, als sie einem jungen Mann auffiel. Dieser junge Mann, Sales, umwarb sie und hatte schon bald ihr Herz gewonnen.

Am 14. Juli 1969 läuteten für die Beiden die Hochzeitsglocken in Ettiswil. Wir sind froh, durften wir letzten Sommer zusammen das goldene Hochzeitsjubiläum auf Margriths letzter grossen Reise in Barcelona feiern.

Sie war die geborene Geschäftsfrau. In der kritischen Zeit der Übernahme der Bäckerei stand sie ihrem Sales stets zur Seite. Sie hat geschaut, dass vorne im Laden alles rund läuft und hat so unserem Papa den Rücken freigehalten. Ihr beide wart ein richtiges Dreamteam, ihr habt euch perfekt ergänzt.

Nach und nach kamen wir drei Kinder zur Welt, Margrit, Franziska und Andreas. Auch wenn es nicht immer einfach war, so hat sie uns Kinder niemals vernachlässigt. Wir wussten, wir durften jederzeit mit unseren Anliegen zu ihr kommen, ganz gleich wer gerade im Laden stand. Da ist die Familie vor dem Geschäft gestanden und trotz viel Arbeit im Geschäft und Haushalt, hat sie immer auch Zeit bewusst für uns reserviert. Die adventlichen Gesangsstunden am Küchentisch, die Bastelstunden oder Vorlesestunden bleiben uns unvergesslich. Sie hat uns viel Menschliches mitgegeben sowie ihre Weisheiten und Ratschläge.

Sie hatte immer ein offenes Ohr. Das wussten nicht nur wir, sondern auch viele, die bei uns in den Laden kamen. Margrith merkte sofort, wenn es jemandem nicht so gut ging. Sie war eine sehr «gspörige» Frau. Ihre Einladung: «Komm, wir gehen ein Kaffee trinken, dann kannst du erzählen», die war legendär. Viele haben bei Margrith ihr Herz ausgeschüttet und nahmen auch ihre Ratschläge dankbar an.

Der frühe Tod ihrer Schwester Marianne und auch das Schicksal ihrer Schwägerin Monika haben sie ein Leben lang geprägt. Zusammenhalt in der Familie war Margrith immer wichtig. Mit offenen Armen hast sie auch ihre Schwiegersöhne in der Familie willkommen geheissen. Streitereien um Kleinigkeiten waren ihr immer zuwider.

Sie hat immer ein grosses Herz gehabt, sie war nicht nachtragend, sie hat vergeben. So war auch einer ihrer Lebensleitsätze: leben und leben lassen.

Ja, gelebt hat sie. Sie war schon immer eine lebensfrohe Persönlichkeit, die an der Fasnacht und anderen Festen anzutreffen war. Gerne erzählte sie uns Kindern von ihrer Jugendzeit und als ihr Vater als Zunftmeister amten durfte und die Mädchen alle in der Kutsche am Umzug mitfahren durften. Das Fasnachtsgen hatte sie im Blut, sodass sie auch eine paarmal am Sprüchliabend der Karnöffelzunft selber aufgetreten war, und danach sehr regelmässig als dankbares Sujet. Sie konnte über sich selber lachen und hat niemanden etwas nachgetragen.

Ihre grosse Leidenschaft war das Reisen. Zuerst per Auto, später auch ab und zu mit dem Flugzeug. Von ihrer grossen Amerikareise hat sie uns immer wieder erzählt. Ihr perfektes Reise-Verkehrsmittel hat Margrith mit dem Schiff gefunden, nämlich die grossen Kreuzfahrtschiffe. Sie hat es geliebt mit dem Schiff zu reisen, jeden Tag an einer anderen Destination und auch das muntere Schiffsleben hat ihr sehr gefallen.

Aber auch die kleinen Ausfahrten hat sie geliebt, wie unsere Rund-um-den-Napf-Tour, wo wir zuerst in Zollbrück ihren Wollvorrat aufstockten und danach der obligate Kaffeehalt nicht fehlen durfte.

Ihre Freude war riesig, als sie ihren ersten Enkelsohn Leandro in ihre Arme nehmen konnte. In den folgenden Jahren kamen die drei Mädchen Mia, Alena und Yara dazu. Sie alle erfüllten sie mit Stolz und bereiteten ihr viel Freude. Margrith hat sie mit vielen gestrickten Socken, Bettsocken, Pullis, Strickjacken, Kleidchen und Decken verwöhnt. Sie waren immer gerne bei ihrem Grossmami. Aus einer geplanten Übernachtung wurden meist drei bis vier Nächte.

Durch Zufall wurde vor acht Jahren bei ihr Lungenkrebs entdeckt. Nach einer Operation und Chemotherapie durfte sie hoffen, den Krebs besiegt zu haben. Margrith durfte auch ein paar Jahre fast beschwerdefrei leben. Uns war allen bewusst, dass dies geschenkte Zeit war und sie hast diese Zeit intensiv genutzt. Sie hat viel Zeit mit uns und ihren Enkeln verbracht und ist natürlich auch noch auf so manche Kreuzfahrt gegangen.

Als sich im Herbst 2018 die Krankheit wieder bemerkbar machte, hat sie dies optimistisch angenommen und sich der Krankheit gestellt. Es folgten wieder mehrere schwere Chemos. Leider zeigten sie keine Wirkung und mit jeder Behandlung schwand ein bisschen ihrer Zuversicht. Die Therapien schwächten sie zusehends, Margrith hat aufgehört zu nähen und zu stricken, was fast undenkbar war, so kannte man sie doch nur mit Stricknadeln in den  Händen.

Im Frühling hat sie sich entschlossen nicht mehr von Chemo zu Chemo zu leiden, sondern den Rest ihres Lebens noch zu leben, so gut es geht. Ihr grosser Wunsch, nochmals mit uns allen auf eine Kreuzfahrt zu gehen, war ihr Ziel. Besonders Fränzi hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass wir dies unserem Mami noch erfüllen konnten. Am 14. Juli, am goldenen Hochzeitstag, stachen wir in See. Auch wenn es für sie beschwerlicher war als sonst, sie hat es sichtlich genossen, alle um sich zu haben.

Nach der Reise verliessen sie die Kräfte immer mehr. Und trotz allem hat sie ihren Humor und ihre Güte bis zum Schluss bewahrt. Obwohl sie eigentlich schwer krank war, hat sie sich um uns alle gesorgt.

Am 3. September 2019, in den frühen Morgenstunden, durfte sie im Spital Wolhusen friedlich hinüberschlafen. Wir sind sehr traurig und trotz allem froh, sie erlöst zu wissen.

Danke Mami für alles! Der Stuhl im Laden bleibt leer, aber in unseren Herzen hast du einen festen Platz.