Nachruf

30. November 2017

Margrit Stamm

Fischbach

Margrit wurde am 2. Juli 1955 als drittes Kind von Emil und Ruth Stamm, in Zürich geboren. Zusammen mit ihrem Bruder und zwei Schwestern wuchs sie in Schleitheim im «Hölderli» auf. Die Kindheit war nicht immer einfach, da der Vater oft krank und nicht zu Hause war.

Neben vielen schönen Erinnerungen waren die jährlichen Ferien am Hallwilersee unvergesslich. Aber auch als unser Grossvater zu Weihnachten einen Koffer, gefüllt mit Mandarinen, brachte. Für uns Kinder ein wahres Fest, denn Mandarinen gab es sonst nie.

Die Primar- und Realschule besuchte Margrit in Schleitheim. In Schaffhausen machte sie an der Kantonsschule das Lehrerseminar und anschliessend ein Rucksackjahr in einem Kibbuz in Israel. In der Zeit, in der sie als Lehrerin an der Elementarschule in Schaffhausen und im Glarnerland unterrichtete, entschied sie sich, noch ein Studium in der Tiermedizin zu machen. Dafür benötigte sie die eidg. Maturitätsprüfung, die sie bei der AKAD 1980 abschloss. Als Zustupf für ihren Lebensunterhalt während des Studiums machte sie verschiedene Ferienjobs. Zum Beispiel Kochen in einer Heimküche, ein anderes Mal beim Bruder auf der Baustelle, oder sie hat Kundinnen die Haare gewaschen bei einem Coiffeur. Kreativität war ein Teil ihrer Persönlichkeit und eine Bereicherung für sie und ihre Nächsten. Es war ihr wichtig, in verschiedene Berufe Einblick zu bekommen. Im Jahr 1986 beendete sie das Studium mit dem Staatsexamen als Tierärztin mit Bravour, zur Freude und zum Stolz der Eltern und Geschwister. Nach zwei Jahren als Assistentin bei verschiedenen Tierärzten war sie für weitere zwei Jahre Doktorandin am Institut für Veterinärbakteriologie der Uni Zürich, bis sie im Jahr 1993 ihre Dissertation vorlegte, was mit der Familie mit einem grossen Fest gefeiert wurde. Ab jetzt hiess sie Frau Dr. Margrit Stamm an ihrem Arbeitsplatz. Margrit lebte damals in Zürich. In dieser Zeit, 1991, kam auch Claude, der Sohn ihres damaligen Lebenspartners, aus dem Kongo in die Schweiz. Margrit half ihm ein Stück weit, sich in dem für ihn fremden Land einzugewöhnen. Die Beziehung zu ihm ist bis heute bestehen geblieben, ja Margrit ist die Gotte seiner zwei Kinder geworden. Im Jahr 1993 ging Margrit in die USA, wo sie für Ciba Geigy in Ames Iowa in der Forschung arbeitete. Eine Schwester besuchte sie für drei Wochen in Ames. Nach Margrits Rückkehr in die Schweiz reiste sie später mit der anderen Schwester zu Bekannten und Freunden und danach quer durch Amerika nach San Diego zu ihrer Tante, eine unvergessliche Reise.

Im Jahr 1998 suchte sie eine neue Herausforderung. Es zog sie in die Innerschweiz, ins Luzerner Hinterland. Sie startete bei der damaligen Firma SEG, im Geflügelschlachthof in Zell, als Verantwortliche für die Hygiene. Hier lernte sie auch ihren Lebensgefährten Erwin Schwegler kennen und lieben. Gemeinsam wohnten sie zuerst in Zell. Später zogen sie in ihr Haus in der Kronmatt in Fischbach. Die Familie von Erwin wurde nun auch zu ihrer Familie und Margrit zum «Ersatzmami» für sie. Margrit hatte immer sehr viel Freude an Kindern und war für insgesamt sechs von ihnen eine herzensgute Gotte. Ganze Sonntagnachmittage lang konnte sie mit ihnen Spiele spielen, Guetzli backen usw. Einmal reiste sie mit Erwin nach Neuseeland, um dessen Schwester zu besuchen. Im Jahr 2006 übernahmen Margrit und Erwin den Hund Aron von ihren Nachbarn. Eine ungemein kostbare Freundschaft entstand zwischen Margrit und Aron. Während 13 Jahren war er ihr ein treuer Begleiter. Mit dem Wunsch nach einer Veränderung in ihrer Arbeit absolvierte Margrit den Rotkreuz-Kurs für Pflegehelferinnen. Sie fand eine Anstellung im Alters- und Pflegeheim Grosswangen. Die Begegnungen mit Betagten und kranken Menschen bewegten Margrit, manchmal erzählte sie auch von solchen Erlebnissen.

Nach einem mehrwöchigen Spital­aufenthalt erhielt sie die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Mit diesem Wissen weiterzuleben, war für sie die grösste und schwerste Herausforderung ihres Lebens, besonders als sie erfuhr, dass der Tumor auch unter der Chemotherapie weiter wuchs. Mit bewundernswerter Ruhe ging sie durch diese Zeit der Trauer, Hoffnung, Verzweiflung und des Abschiednehmens. Die zunehmende Schwäche, und dadurch nicht mehr mit Aron weite Spaziergänge unternehmen zu können, machte ihr sehr zu schaffen, war das doch Lebensqualität für sie. Auch Aron wurde schwächer und zusammen lernten sie, langsamer zu gehen und die Treppen hochzusteigen. Oft stupfte der Hund sie mit seiner Schnauze, kam zu ihr für einen «Knuddel» oder folgte ihr nach draussen in die Sonne. Das war Freude und Trost.

Schweren Herzens entschied sich Margrit, als es zu Hause zu schwierig für sie wurde, auf die Palliativstation im Pflegeheim Eichhof zu gehen. Ab 19. Juli 2017 lebte sie dort bis zu ihrem Tod am 31. August. Sie liebte die Stunden, die sie mit Erwin oder jemandem aus der Familie noch am See verbringen konnte. Die Sonnenspiegel im Wasser seien ihre Vorstellung von dem, was nach dem Tod komme, meinte sie. Ihre Liebe und Wertschätzung, die sie so vielen Menschen schenkte, ihr grosszügiges Wesen, ihr Mut und ihre Stärke haben tiefe Spuren hinterlassen. Wir werden sie nie vergessen.