Nachruf

08. Januar 2018

Magdalena Marti-Wolf

Willisau

Unsere Herzen sind voll von Erinnerungen an eine herzensgute, unvergess­liche Mutter und ein liebevolles Grosi und Urgrosi. 

Auf dem Bauernhof Rümlikon in Neuenkirch wurde Magdalena Marti-Wolf am 7. Januar 1923 den Eltern Elisabeth und Moritz Wolf-Wolf in die Arme gelegt. Mit drei Geschwistern und sechs Stiefgeschwistern füllten jetzt zehn Kinder die grosse Bauernstube. 

Schon mit sieben Monaten wurde das kleine Mädchen Halbwaise, da seine Mutter starb. Als neunjähriges Kind musste es auch von seinem lieben Vater Abschied nehmen. In Ballwil bei seiner Schwester «Finy» fand unser Muetti ein neues Daheim und Geborgenheit. 

Nach der Schulzeit arbeitete Muetti als fleissige Magd bei einer Bauernfamilie im Schlosshof Ballwil. Es verbrachte auch ein halbes Jahr im Kloster Fahr, da dort seine Schwester Regula als Nonne lebte. Daraus entstand eine lebenslange, tiefe Verbundenheit mit den Schwestern dieses Klosters. 

Aber Muettis Leben war nicht fürs Kloster bestimmt. Es lernte unseren Vater Josef Marti kennen und am 8. April 1947 läuteten die Hochzeitsglocken für das junge Paar. 

Zusammen bewirtschafteten sie das kleine «Heimetli» Sattel in Hergiswil. 1962 zog die Familie, inzwischen mit fünf Kindern gesegnet, in die Krautschütte auf den Menzberg. Sein ganzes Herzblut steckte Muetti in das neu erworbene Daheim. Viel schwere Arbeit in Feld und Stall war zu tun, da unser Vater auswärts arbeitete. Muetti klagte nie. Mit einem fröhlichen Lachen oder einem Lied auf den Lippen ging ihm die Arbeit flott von der Hand. Als dann 1965 Nesthäkchen Annelies geboren wurde, konnten wir älteren Kinder schon mithelfen auf dem Feld oder bei den Tieren. 

Ein grosses Fest war jedes Jahr der Muttertag. Ein paar Tage vorher startete unser Vater den Einachser und alle Nachbarn wussten, jetzt bekommt Frau Marti ihre wunderschönen Geranien. Muettis Augen leuchteten mit den Blumen um die Wette, wenn es sie pflegte und manchmal auch mit ihnen sprach. 

Unser Muetti lebte uns ein unerschütterliches Gottvertrauen vor. So vieles lehrte es uns, das wir, wie eingemeisselt, tief in unseren Herzen tragen. Gingen wir Kinder aus dem Haus, fragte es immer «Hesch Wiehwasser gno, de gang i Gott’s Name». So fühlten wir uns immer gut behütet. Der Weg zur Kirche, steil nach oben auf den Menzberg, war ihm nie zu weit. Es nahm uns Kinder an die Hand und wir machten uns frohgemut auf den Weg. Unvergesslich bleiben uns auch die Besuche der Mitternachtsmessen. Muetti stapfte voraus im tiefen Schnee und als wir später in der Kirche gemeinsam bei Kerzenlicht «Stille Nacht» sangen, waren wir alle glücklich. 

Im Winter sahen wir unser Muetti oft mit einer Strickarbeit in der Stube sitzen. Viele Pullover, Strumpfhosen und Socken hat es gefertigt. Dabei war es ihm wichtig, dass auch die Kinder stricken lernten, natürlich auch die Knaben. Das Sockenstricken hat Muetti unzählige Jahre, sogar bis zu seinem Tode, beibehalten.  

Als 1972 Sohn Sepp seine Frau Rita nach Hause in die Krautschütte holte, konnte Muetti einen grossen Teil der Arbeit in junge Hände legen. Die beiden Frauen wirtschafteten im gleichen Haushalt, sodass es für die Kinder, die nach und nach kamen, selbstverständlich war, «s’Grosi» immer in der Nähe zu wissen. Wir anderen Kinder gründeten nun auch Familien und Muettis ganzer Stolz waren 18 Gross- und 19 Urgrosskinder. 

Auch traurige Zeiten blieben Muetti nicht erspart. Ein harter Schlag war der Tod von ihrem geliebten Mann im Jahre 1998. Auch von ihrem Schwiegersohn Pius, ihrem geliebten Sohn Dori und vor zwei Jahren auch noch von ihrer Schwester Regula musste Muetti schweren Herzens Abschied nehmen. Noch viele andere, liebe Menschen hat es auf dem letzten Weg begleitet, stand an ihren Gräbern und weinte stille Tränen. In seinem tiefen Glauben fand es immer wieder Kraft und Hoffnung. 

Einmal pilgerte unser Muetti mit zwei seiner Kinder nach Lourdes. Es wollte dort in der Grotte der Mutter Gottes «Danke» sagen und sie auch für die Zukunft um ihren Schutz für uns alle bitten. Vollbepackt mit frischer Kraft und vielen neuen Eindrücken kam Muetti von dieser Pilgerfahrt zurück. Es musste nicht immer eine weite Reise sein, es wünschte sich oft nur einen kurzen Besuch beim Grab von Vater Wolf in der Kapelle in Neuenkirch. Eines von uns Kindern war immer gerne bereit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Muetti verehrte Vater Wolf als grossen Fürbitter. Unzählige Kerzen hat es mit nach Hause gebracht und sie bei vielen Sorgen und Nöten brennen lassen. Das gab ihm und uns viel Trost und Kraft. 

Unser Muetti führte ein gesundes Leben. Ärzte kannte es nur vom Hörensagen. Im Alter von 90 Jahren erlitt es einen Oberschenkelhalsbruch, da war nun sein erster Spitalaufenthalt fällig. Dazu gibt es eine Episode, die uns immer wieder schmunzeln lässt: Stefan Schärli war als Rettungssanitäter dabei, als Muetti mit der Ambulanz abgeholt wurde. Er betreute und beruhigte die Patientin während der Fahrt und ging dann später auch mit in den OP. Er umsorgte unser Muetti weiter, mit viel gutem Willen, da sagte es plötzlich, unter Einfluss der starken Medikamente: «Stefan, red ned emmer dri, du besch ke Dokter...» Nun, Muetti hat sich schnell wieder erholt und konnte gehen und leben wie vorher. Das freute besonders Alina und Svenja, die bangend auf ihr Urgrosi gewartet haben. Noch viele schöne Stunden waren ihnen vergönnt. Auch Rita nahm sich viel Zeit zur Pflege und Fürsorge für Muetti. Deshalb, «Danke», liebe Rita, für alles. Uns ist bewusst, dass Muetti nur mit deiner Hilfe so lange zu Hause leben konnte. Trotz aller Liebe wurde für Muetti das Atmen immer schwerer. Nach drei Spitalaufenthalten bezog es ein Zimmer im Heim Weiermatte in Menznau. Dank seiner Bescheidenheit lebte sich Muetti schnell in der Weiermatte ein. Es liebte das Pflegepersonal und bekam täglich viel Liebe zurück. Vier Monate verbrachte Muetti in Menznau. Uns allen blieb Zeit, schöne, glückliche Momente gemeinsam zu geniessen, aber auch schwere Stunden mit ihm durchzustehen. 

Am 3. November 2017, es war ein Herz-Jesu-Freitag, mittags um 12 Uhr, schlief unser liebes Muetti friedlich und still ein, während die Glocken der Kirche ihm zur Ruhe läuteten. 

Liebs Muetti, danke für all deine Liebe. «De gang i Gott’s Name.»