Nachruf


Das aktuelle WB-Gspröch

05. Oktober 2017

Lydia Troxler-Zihlmann

Schülen/Willisau

Liebes Grossmami
Am 8. Mai 1931 erblicktest du als fünftes Kind von Katharina und Johann Zihl­mann-Kurmann auf dem Bauernhof Farnern das Licht der Welt. Zusammen mit deinen sechs Geschwistern erlebtest du eine harmonische, von Arbeit und Glauben geprägte Kinder- und Jugendzeit.

Nach der obligatorischen Schulzeit in der Rohrmatt und in Hergiswil wurdest du als Arbeitskraft auf dem väterlichen Hof gebraucht, und nach einigen Anstellungen in umliegenden Haushalten fandest du vermehrt Freude an den zukünftigen Aufgaben einer Bäuerin. Auch warst du damals schon viel mit deinem Fahrrad unterwegs, sei es um Freundschaften mit Verwandten zu pflegen oder Kommissionen für die Familie zu tätigen.

Erzählungen von dieser besonderen Zeit brachten manche lustige Anekdote an den Tag. So hattest du früh schon einige Verehrer, die auf die hübsche, junge Frau mit rasantem Fahrstil aufmerksam wurden, und dir bei einem Platten am Pneu charmant zu Hilfe eilten. Ja, dein Aussehen war dir immer wichtig. Du wusstest schon früh, wie man mit einem gepflegten Aussehen, schönen Kleidern und hübschen Frisuren die Blicke auf sich ziehen konnte.

An einem Sommerfest der Musikgesellschaft Rohrmatt lerntest du dann deinen zukünftigen Ehemann Josef Troxler kennen. Aus Sympathie wurde Liebe und am 20. Oktober 1953 gabt ihr euch in der Kirche Hergiswald das Ja-Wort. Mit dem Einzug ins «Ennerhus» auf der Schülen begann dann für euch beide ein neuer, gemeinsamer Lebensabschnitt. In den darauffolgenden Jahren bereicherten die Geburten der Kinder Beat, Irma, Hugo, Eugen, Armin und René das Familienglück.

Du hattest das Glück in eine Bauernfamilie hineingeboren zu werden. Das Aufwachsen in dieser Umgebung gab dir den nötigen Boden für die zukünftigen Jahre als Bäuerin und Mutter. Da die Familie immer grösser wurde, gab es im Haushalt viel zu tun. Eine grosse Stütze war für dich in dieser Zeit die Mithilfe deiner lieben und geschätzten Schwiegermutter. Die grosse Küche war für alle immer ein Ort der Begegnung. Oftmals kamen auch unerwartete Besucher, in dieser Zeit vor allem Taglöhner, denen du mit einem feinen Essen und aufmerksamen Zuhören Freude bereitet und immer auch neuen Mut geschenkt hast.

Dein feiner Lebkuchen war immer ein besonderer Genuss. Auf dem weiten Weg zum Einkaufen, erst zu Fuss nach Daiwil und dann per Zug nach Willisau oder Luzern, gab es für deine Begleiter oft eine Süssigkeit als Ansporn und Stärkung.

Ein gepflegtes und gemütliches Zuhause war dir immer sehr wichtig. So war für deine Kinder der Samstag immer ein besonderer Arbeitstag. Alles musste glänzen, die vielen Sonntagsschuhe, Böden und sogar die steile Treppe, die danach als Rutschbahn für Stimmung sorgte.

Draussen zu sein bedeutete für dich Zufriedenheit. Der grosse Garten vor dem Haus mit den vielen Blumen und der «Gemüseblätz» nahe der Scheune waren dein ganzer Stolz und machte dich stark und glücklich. So durfte der abendliche Spaziergang durch die prächtig blühenden Obstbäume, mit dem Duft von frisch geschnittenem Gras in der Luft, bei dir selten fehlen.

Fürsorglich und mit Liebe hast du deine Kinder begleitet und ihnen Kraft geschenkt, um sie für ihren eigenen Lebensweg zu stärken.

Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Familie, als sie im Frühling 1984 von Armin Abschied nehmen musste. Seine Krankheit hat dich als Mutter sehr belastet. Doch im Glauben an Gott hast du immer wieder neue Kraft geschöpft, um nicht an den traurigen Momenten des Lebens zu zerbrechen.

Mit der Heirat von Sohn Beat kehrte wieder Freude und neuer Mut zurück und mit Stolz konntest du deine Schwiegertochter Helena als neues Familienmitglied in dein Herz schliessen. So sind im Verlauf der letzten dreissig Jahre aus den Ehen deiner Kinder zehn Grosskinder und ein Urgrosskind in deine Familie gekommen.

Gross war deine Freude, als du 1988 mit Grosspapi deine neue Dachwohnung beziehen durftest. Als «Adlerhorst» habt ihr diese heimelige Wohnung bezeichnet, die euch neue Geborgenheit und verdiente Ruhe gab. Schön war es für deine Kinder und uns Grosskinder, euch dort besuchen zu dürfen und mit kostbaren Gesprächen immer wieder ein Gefühl von Heimat und Familie zu spüren. Nach der Hofübergabe an deinen Sohn Beat hast du dir und Grosspapi einen Wunsch erfüllt. Ihr beide durftet zum ersten Mal eine Ferienreise zu deinem Schwager Eugen nach England antreten. Noch lange hast du vom Meer und der wunderschönen Küste in England geschwärmt.

Als dann im Jahr 2007 unser Grosspapi an einem Tumor erkrankte, standest du vor einer neuen Herausforderung, die du gut gemeistert hast. Liebevoll hast du ihn mit der Mithilfe deiner Familie und der Spitex gepflegt und ihm seinen Wunsch ermöglicht, bis zu seinem Tod auf seinem überaus geliebten Bauernhof zu bleiben.

Im Sommer 2011 hast du dich entschieden, von der Schülen ins Alters­zentrum Zopfmatt nach Willisau zu ziehen. Schnell hast du dich in deinem neuen Zuhause eingelebt, neue und alte Bekanntschaften gepflegt und vom Pflegepersonal eine liebevolle und professionelle Betreuung erhalten. Besondere Freude bereitete dir dein kleiner Balkon und der Genuss von heimelig wirkenden Geranien.

Über die Besuche deiner Familie hast du dich stets gefreut und mit deiner Zufriedenheit hast du uns immer wieder ermutigt, dass es dir gut geht und wir uns keine Sorgen um dich machen sollen. Während draussen ein neuer Tag zum Leben erwachte, durftest du am Freitag, 18. August 2017, friedlich einschlafen. Du warst bereit und bist aufgebrochen zu deiner Reise ins Licht.

In tiefer Liebe, deine Familie