Nachruf

10. September 2018

Josef Roos-Lampart

Geiss

Ein Jahr nachdem unser lieber Roos Sepp den Weg ins Licht vorausgegangen ist, schauen wir in Liebe und Dankbarkeit auf seinen Lebensweg zurück. Josef Roos wurde am 12. Juni 1935 in Hergiswil b. W. geboren. Dem kleinen Sepp wurde wohl die Beweglichkeit und Offenheit für das Leben in die Wiege gelegt. Bereits im zarten Alter von eineinhalb Jahren zog er zusammen mit seinen Eltern mit Ross und Wagen in das für sie noch unbekannte «Dörf­li» Geiss. Die Familie übernahm die stattliche Liegenschaft Schürmannhof und fortan war der Name Roos in Geiss bekannt. Der kleine Seppi erlebte gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern eine schöne, aber auch strenge christliche Jugendzeit. Sepp erzählte, dass die Mobilmachung im Jahre 1939 selbst vor dem Dorf Geiss nicht haltmachte. Da Vater Hans nicht militärpflichtig war, mussten vom Schürmannhof lediglich der Melker und der Karrer sowie ein Pferd ins Militär. Die Kriegszeit hatte auch Auswirkung auf Seppis Schule in Geiss, denn auch die beiden Lehrer mussten in den Dienst einrücken. So unterrichtete die verbleibende Lehrerin zwischenzeitlich in einem Schulzimmer über sechzig Schüler.

1953 entschloss Sepp, sich als Landwirt auszubilden und besuchte die Landwirtschaftliche Schule und absolvierte ein landwirtschaftliches Lehrjahr in Rothenburg. Nach der Rekrutenschule gab es auf dem elterlichen Hof viel Arbeit und Sepp übernahm die Tätigkeiten des Karrers.

Nachdem der älteste Sohn Hans den elterlichen Hof übernahm, war es im Jahre 1959 Zeit für einen Berufswechsel. Was passte für den stets kommunikativen Sepp besser als eine Ausbildung als Briefträger bei der Post? Die dannzumalige PTT wollte jedoch auf Nummer sicher gehen und gestattete Sepp die Ausbildung erst, nachdem er sich die Mandeln entfernen sowie die Weisheitszähne ziehen liess. Nach der erfolgreich bestandenen Prüfung wurde er in Wolhusen als Briefträger angestellt. 

Im Februar 1963 lernte er Rösy Lampart aus Buttisholz kennen und es wurde bald die Liebe seines Lebens. Sepp war kein Kind der Langsamkeit und so war es für ihn nichts Besonderes, dass er sich kein Jahr später bereits mit Rösy verlobte. Er aspirierte nämlich auf eine Anstellung als Briefträger in Werthenstein. Gleichzeitig wollte er mit Rösy die Milchannahme und den Käsereiladen übernehmen. Damit diesem Vorhaben nichts im Wege stand, musste unmittelbar geheiratet werden. Bereits am 11. Mai 1965 läuteten für Sepp und Rösy in Stansstad die Hochzeitsglocken. Es begann für Rösy und Sepp eine sehr arbeitsintensive Zeit. Sepp nahm neben seiner Arbeit als Briefträger in der Käserei die Milch an. Er fand immer einen unkonventionellen Weg, sein Leben leichter zu machen. Er kaufte sich eine Deutsche Schäferhündin, welche ihm fortan half, die Post im weitläufigen Emmenberg zu vertragen. Auf seine Bella war er viele Jahre stolz. Wohl dank ihr kam er zu einem grossen Hobby, dem Hündelen. Er wurde Gründungsmitglied des Kynologischen Vereins Wolhusen und Umgebung. Ganz oder gar nicht, das war stets eines von Sepps Lebensmottos. So übte er viele Jahre täglich die Dressur mit seiner Hündin Bella und besuchte unzählige Dressurwettkämpfe mit ihr. Bella brachte ihm einige ruhmreiche Siege ein, unter anderem den ersten Platz an einer Schweizermeisterschaft.

Die Zeit in Werthenstein warf neben vielen sonnigen und heiteren Stunden auch ganz dunkle Schatten auf die jungen Eheleute. Sie verloren innerhalb weniger Jahre ihre einjährige Tochter Monika sowie die dreijährige Tochter Esther. Gross war die Freude, als Sepp und Rösy zusammen mit dem sechsjährigen Sohn Georg im Juni 1973 ins neu erbaute Einfamilienhaus Landruh in Geiss umziehen konnten. Nach nur drei Tagen in Geiss war die Freude über die Geburt der Tochter Helen gross. Im August 1975 wurde mit der Geburt von Beat die Familie komplett.

Sepp wurde 1973 als Zustellbeamter in Menznau gewählt. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung. Vor und nach der Pensionierung lebte Sepp seine Lebensmaxime «ech chome grad» aus. Stets war er sofort zur Stelle, wenn es etwas zu erledigen oder zu helfen gab, sei es ein totes Wildtier entsorgen oder einem Bauern die Kirschen zu ernten. Da nahm er auch in Kauf, dass ab und an ein Rückspiegel von seinem Auto beim Fahren abbrach und er keine Zeit zum Anhalten hatte. In all den Jahren war er ein passionierter Jäger, Jasser, Ballonnachfahrer, Milchwäger, Kleinviehzüchter, Hündeler, Töfffahrer, Gärtner, Hausmann, Mäusejäger und Krähenschiesser. Trotz dieser Vielseitigkeit war er stets seinen Kindern ein unglaublich liebenswerter Vater. Sepp war ein einzigartiger Mensch, welcher durch seine unkonventionelle Lebensart viele Menschen beeindruckte und seinen Kindern sowie seinen Freunden immer ein Vorbild bleiben wird. Sepp hatte stets das Flair, seine Begeisterung für das Neue offen zu zeigen. 

Auch als Nonno und Grossbaba von Sergio, Sandro, Nina und Anna war er unübertrefflich und die Geduld in Person. Die vier liebten ihren Grosspapa und genossen sogar im Juli 2017 mit ihm eine rasante Fahrt mit der Wildwas­serbahn im Europapark. 

Das Jassen wurde in der Familie Roos von Kindesbeinen an gepflegt. Manch hitziger Sidijass brachte den sonst unerschrockenen Sepp ins Schwitzen. Er war Gründungsmitglied des Jassklubs Geiss und Umgebung und Jassen wurde zu seiner Leidenschaft bis zu seinem Lebensende. Er gewann viele Jassturniere und sogar gut eine Woche vor seinem Tod gewann er voller Stolz seine letzte Sidimeisterschaft. 

Eine weitere grosse Leidenschaft von Sepp war die Jagd. Im Jahr 1973 hat er die Jagdprüfung gemacht. Mehr als 40 Jahre war Sepp Wildhüter im Revier Geiss, davon etliche Jahre als Jagdleiter und acht Jahre als Obmann. Während dieser Zeit realisierte er die legendäre Waldweihnacht für die Schüler von Geiss. Parallel waren Sepp und Rösy von 1994 bis 2013 das sehr geschätzte Hüttwart-Ehepaar der Jagdhütte Geiss.

Sepp hat über Jahrzehnte den Jagdverein Geiss verkörpert, er war mit «Haut und Haaren» Jäger. Eine für ihn riesige Ehre kam ihm im Februar 2017 zuteil, als ihm am Zentralschweizerischen Fäälimarkt die Hegeauszeichnung «goldener Fuchs» verliehen wurde. Mit dieser Auszeichnung soll Hegern im Kanton Luzern, die sich ausserordentlich und unentgeltlich für das Wild und dessen Lebensräume sowie die Natur und die Jagd einsetzen, die verdiente Anerkennung ausgedrückt werden. 

2010 zog er zusammen mit Rösy ins neu erbaute Einfamilienhaus von seinem Sohn Beat. Obwohl sich bei Rösy bald darauf eine schleichende demenzielle Krankheit bemerkbar machte, konnten sie am 11. Mai 2015 noch zusammen die goldene Hochzeit feiern. Gut einen Monat später konnte Sepp seinen 80. Geburtstag ausgiebig feiern. Kurze Zeit später musste er überraschend von seinem geliebten Rösy Abschied nehmen.

Aber auch diesem sehr schweren Schicksalsschlag trotzte Sepp und er verbrachte die letzten zwei Jahre mit wieder zunehmendem Elan. Seine Agenda war bis zu seinem Todestag und weit darüber hinaus gefüllt. So schnell sein Leben war, so schnell kam leider auch sein Sterben. Für alle überraschend erlitt er Mitte September 2017 einen schweren Hirnschlag, von welchem er sich nicht mehr erholte. Nur vier Tage nach dem Hirnschlag donnerte es im Himmel und Petrus hielt für den stolzen Jägersmann ein letztes Salveschiessen. Gleichzeitig leuchtete am Spitalhimmel ein Regenbogen, welcher mit seinem strahlenden Licht Sepp den Weg in den Himmel zeigte. Still und friedlich schlief er am frühen Montagmorgen, 18. September 2017, ein.

 

Der Tod ist die Grenze des Lebens,

aber nicht das Ende einer Liebe.

 

So lebt Sepp in all unseren Herzen weiter und wir können uns nur wünschen, dass wir ein Stück von seiner Zufriedenheit, Dankbarkeit und Freude in unserem Leben weitertragen. 

 

In Liebe deine Familie