Nachruf

04. Januar 2018

Josef Lustenberger-Bieri

Hofstatt

Lieber Sepp

 

Gerade im Frühling, auf den du dich immer so sehr freutest, hast du von uns Abschied genommen.

Geboren wurde Sepp am 4. Mai 1936 im Knubel mit seinem Zwillingsbruder Kaspar. Über die Jahre wuchs die Familie der Eltern Isidor und Katharina Lustenberger-Zeder weiter und so konnte Sepp seine Kinder- und Jugendzeit mit fünf Brüdern und vier Schwestern verbringen. Bereits in jungen Jahren musste (oder vielleicht besser gesagt durfte) er auf dem Hof mitarbeiten, fiel doch die Zeit seiner frühen Kindheit in die Jahre des 2. Weltkrieges. 

Nach dem Besuch der Primarschule in der Hofstatt und der Sekundarschule in Luthern hat sich Sepp als Jungbauer auf dem Hof engagiert. Durch den Umstand, dass sein Vater mit jungen 49 Jahren im Jahre 1955 nach schwerer Krankheit verstorben ist, war es ihm nicht möglich, die Arbeit im Knubel liegen zu lassen, um Erfahrungen in anderen Betrieben zu sammeln, worüber er auch ab und zu sein Bedauern zum Ausdruck gebracht hat.

Vielleicht gerade deshalb hat ihm die Auszeit während der Rekrutenschule im Jahre 1956 in Aarau als Kavalleriesoldat viel bedeutet. Die Dienste in der Schweizer Armee hat er immer wie zusätzliche Ferientage wahrgenommen. Auch die Jahre danach hat er viele schöne Momente mit seinem stolzen Pferd Wegwart an Springkonkurrenzen im Kreise guter Kameradschaft erleben dürfen.

In den Wintermonaten 1959 bis 1961 besuchte er die Landwirtschaftliche Schule in Willisau und eignete sich so viel zusätzliches Wissen an, das er in all den kommenden Jahren als Landwirt mit viel Umsicht umzusetzen wusste. Auch im Hinblick auf die sich abzeichnende Hofübernahme war dies ein wichtiger Schritt in seiner beruflichen Laufbahn.

Im Jahre 1964 lernte er Rosalia Bieri kennen und lieben und am 22. Oktober 1966 schlossen sie in der Wallfahrtskirche Luthern Bad den Bund fürs Leben. Bald gab es Nachwuchs im Knubel mit Irene 1967, Armin 1969, und so war die Familie komplett mit der Geburt von Andrea im Jahre 1971.

Mit Stolz konnte er 1968 den Hof als Eigentümer übernehmen und war fortan mit Leib und Seele ein engagierter Bauer. Feld, Wald und Stall hielt er in bester Ordnung, keine Arbeit war ihm zu viel, und Pünktlichkeit und Exaktheit waren für ihn ganz wichtige Eigenschaften.

Den Kindern war er ein guter Vater und vielleicht war es gerade die gewisse Strenge, welche den Kindern ein Gefühl der Geborgenheit gegeben hat. Er hat es von den Kindern nicht nur verlangt, sondern auch vorgelebt, nämlich Arbeiten, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Anstand und Sparsamkeit. Daneben durften die Kinder natürlich auch Kinder sein und mit Kameraden herumspielen und Streiche spielen. Auch viel Freude und Abwechslung bereiteten ihm die vier Enkelkinder Nicolas, Noel, Selina und Julia.

Sepp hatte es auch gerne gemütlich und so machte er mit seiner Frau auch jedes Jahr ein paar Tage Ferien im In- und Ausland, so zum Beispiel in Portugal am Meer. Auch ein Alpenrundflug war ein besonderes Erlebnis, was er oft in Gesprächen hervorgehoben hat. Er war immer sehr interessiert am Weltgeschehen, das Lesen der Zeitung und die Tagesschau gehörten zu seinem Tagesablauf. Besonders wohl gefühlt hat er sich als ausgezeichneter Jasser in Jassrunden. Und wenn gerade keine Jass­partner vorhanden waren, hat er gerne nach dem Feierabend mit strahlenden Augen auf seinem Schwyzerörgeli seine Lieblingsstücke «s’Örgelihus» oder «Märtsamschtig» gespielt. Das traditionelle Familientreffen am Ostermontag hat ihm viel bedeutet und er hielt generell die Türen im Knubel für Besuche immer weit offen und freute sich an interessanten Gesprächen quer durch die Generationen.

Sepp war auch Mitbegründer der Braunviehzuchtgenossenschaft Hergiswil. 28 Jahre lang hat er im Vorstand mitgearbeitet, davon 12 Jahre als umsichtiger Präsident. Das Vieh bedeutete ihm viel und die Pflege der Tiere gehörte zu seinem täglichen Ritual. Darüber hinaus war er mehrere Jahre im Vorstand der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Luthern, von diversen Strassengenossenschaften und von weiteren Vereinen.

1996 war seine Gesundheit erstmals stark angeschlagen und er entschloss sich, den Hof an Sohn Armin weiterzugeben. Obwohl nicht mehr Chef auf dem Hof, arbeitete er mit grossem Engagement weiter, wobei er seine Lieblingstätigkeiten klar auslotete in den Bereichen Traktorfahren, Kranführer in der Heubühne, Kirschenpflücken (auch wenn das mit tagelangem Stehen auf der Leiter verbunden war), Holzarbeiten und im Winter Bördele und Besen machen. Er freute sich auch an den vielen Blumen im Garten und ums Haus und legte gerne Hand an, wenn es ihm möglich war.

So nahm die Zeit ihren Lauf und in den Jahren zwischen 1999 und 2013 musste er auch Abschied nehmen von seiner Mutter und von vier seiner Geschwister.

Im Herbst 2015 machten sich Atembeschwerden bemerkbar und er musste ins Spital eingeliefert werden. Ein Schock für alle war dann auch die Diagnose Krebs. Die folgenden Chemotherapien haben ihn geschwächt, trotzdem arbeitete er noch täglich auf dem Hof mit, wenn auch in vermindertem Tempo und ausgerichtet auf einfachere Arbeiten.

Wenn ihn auch seine Kräfte in den letzten Monaten immer mehr verlassen haben, hat er es sehr geschätzt, dank guter Pflege noch zu Hause verbringen zu können und so mitzuverfolgen, was tagtäglich im und ums Haus herum passiert, dies manchmal auch mit einer gewissen Wehmut, nicht mehr selber anpacken zu können.

Während eines Spitalaufenthalts von Rosalia im März dieses Jahres, was ihm grosse Sorgen bereitet hat, konnte er während dieser Zeit zur Tochter Andrea nach Zug gehen. Er fühlte sich dort sehr gut umsorgt von Andrea und der Familie. 

Doch bald verschlechterte sich sein Zustand, er konnte nicht mehr essen und musste folglich für eine Woche ins Spital und anschliessend ins Pflegeheim Waldruh in Willisau eingewiesen werden. 

In der Waldruh konnten ihn Rosalia, die Kinder und die engsten Familienangehörigen noch zwei Wochen begleiten und langsam Abschied nehmen. Am frühen Morgen des 7. April ist er ruhig eingeschlafen.

Lieber Sepp, deine Frau Rosalia, deine Kinder mit Familien danken dir für alles, was du für sie gemacht hast. 

Wir alle gönnen dir Ruhe und Frieden, in unseren Herzen wirst du weiterleben.

Deine Familie