Nachruf

05. November 2020

Josef Kunz-Theiler

Hergiswil

Sepp wurde als erstes Kind von Josef und Rosa Kunz-Schaller am 31. Mai 1934 im Tragerhaus geboren. Er wuchs zusammen mit vier Brüdern und zwei Schwestern auf. Die Primar- und Sekundarschule besuchte er als guter Schüler in Hergiswil. 

Nach der Schule arbeitete Sepp während drei Jahren auf dem Hofe Opfersei, wo sein Vater aufgewaschen war. Als Mienenwerfer besuchte er im Jahre 1954 die Rekrutenschule in Stans. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Schule in Willisau arbeitete er drei Jahre auf dem Gutsbetrieb Hammer in Cham. Ab 1961 unterstützte Sepp den elterlichen Betrieb. Im Nebenerwerb übernahm er 1963 das Amt als Zuchtbuchführer der Fleckviehzuchtgenossenschaft Hergiswil. Dieses Amt übte er voller Elan und mit grosser Begeisterung 40 Jahre lang aus. Für jedes Aufzuchtkalb musste Sepp die Zeichnung und Daten aufnehmen sowie die Tiere markieren. Ob Sommer oder Winter und bei jeder Witterung besuchte Sepp die Höfe mit seinem Mofa. Zu Hause wurden die aufwendigen Schreib- und Malarbeiten weitergeführt. Für die Organisation der Frühlings- und Herbstschauen war er ebenfalls zuständig. Mit dem Ausüben des Amtes wurde auch eine grosse Kameradschaft und Freundschaft gepflegt.  

1965, an der Maiandacht, verliebte er sich in Bertha Theiler, Rosenmatt, und am 23. Mai 1967 heirateten die beiden in der Kapelle Hübeli. Mit dem Einzug von Bertha ins Tragerhaus vergrösserte sich die Familiengemeinschaft. Trotz engen Platzverhältnissen war ein ziemlich harmonisches Zusammenleben mit Grosseltern und Schwagern möglich. Eine solche Konstellation ist in der heutigen Zeit nicht mehr denkbar. Mit der Hofübernahme Ende der 1960er-Jahre wurde die ganze Verantwortung an Sepp und Bertha übergeben.

Die glückliche Ehe wurde nach kurzer Zeit auf die Probe gestellt, da Tochter Vreneli kurz nach der Geburt verstarb. Mit der Geburt der drei Söhne «Schösu», Eugen und Peter kam viel Freude und Leben ins Haus. Die drei Jungs bereiteten auch den Grosseltern viel Freude und Beschäftigung. 

Sepp war mit Leib und Seele Bauer, mit Liebe zur Natur und zu den Tieren. Diese Leidenschaft gab er an seine Kinder gerne weiter. Besonders seinem ältesten Sohn «Schösu», der den Hof im Jahre 1999 übernahm. Sepp und Bertha waren über weitere Jahre eine wichtige Stütze auf dem Hof. Mit seinem Lieblingsfahrzeug Metrac war Sepp bis ins hohe Alter unterwegs. An den beiden Grosskindern Jael und Lyan hatte er grosse Freude und sie brachten viel Abwechslung ins Tragerhaus.

Neben der Arbeit übte er auch viele Hobbys aus. Mit dem Eintritt in die Musikgesellschaft erfüllte sich ein Jugendtraum. Für die langjährige Mitgliedschaft und die Vereinsunterstützung wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Am Schluss der Tannenschleipfete war die Musikgesellschaft mehrmals im Tragerhaus zu Gast mit tollen Festen.

In der Schützengesellschaft war Sepp ein sehr guter Sektionsschütze und langjähriges Vorstandmitglied.

Während Jahren führte er ein leidenschaftliche Taubenzucht mit beachtlichen Erfolgen.

Mit seiner wunderschönen Schrift schrieb er jahrelang sein eigenes Tage­buch und hielt die Wetterdaten und alltägliches Geschehen fest wie z. B. am 15. Mai 2013: «bedeckt, 3 Fuder Mist für Mais». Als schreibgewandte Person war er lange Zeit auch ein sehr geschätzter Protokollführer der Käsereigenossenschaft. 

Für die Allgemeinheit übte er das Amt des Wachmeisters bei der Feuerwehr aus und war über mehrere Jahre Ackerbauleiter.

Mit viel Begeisterung spielte er Theater und besuchte früher die FCL-Matchs, was jeweils zu grossen Diskussionen unter den Brüdern und Söhnen führte. Bis zuletzt Verfolgte er die Spiele am Fernseher.

Neben der vielen Arbeit auf dem Hof gönnten sich Sepp und Bertha auch mal ein paar Ferientage mit den Geschwistern, oder er nahm sich eine kleine Auszeit auf seinem geliebten Bänkli vor dem Haus.

Im Verlaufe der Zeit wurde sein Körper allmählich müde. Ein kurzer Spital­aufenthalt im Sommer 2018 wurde unumgänglich. Mit grosser Dankbarkeit durfte er das letzte Jahr zu Hause verbringen – dank führsorglicher Betreuung von Bertha. 

Am 5. November 2019 musste er notfallmässig ins Spital eingeliefert werden. Am gleichen Abend schlief er ruhig im Beisein seiner Familie ein. 

Es gibt eine Zeit zum Leben und eine Zeit zum Sterben. Wenn die Kraft zu Ende geht, ist es kein Sterben – es ist Erlösung.

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