Nachruf

22. Mai 2020

Josef Blum

Menzberg

Josef Blum
Menzberg, 1956–2020

«Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig. Erzählt lieber von mir und traut euch ruhig zu lachen. Lasst mir einen Platz zwischen euch, so wie ich ihn im Leben hatte.»

Die überaus grosse Trauergemeinde, welche dich auf deinem letzten Weg begleitete, zeigte uns eindrücklich, wie sehr deinem Wesen und deinem Leben Wertschätzung entgegengebracht wurde.


Wenn wir auf dieses zurückschauen und darauf, was dir wichtig war, dann denken wir an dein tägliches Wirken am Arbeitsplatz, welches dich erfüllte. Es gibt wohl in der näheren und weiteren Umgebung kaum einen Hof oder ein Haus, in welchem du nicht eine Maschine repariert, einen tropfenden Wasserhahn ersetzt oder an einer Heizung gearbeitet hast. Die Leidenschaft für deinen Beruf, welche du über Jahre bei der Landmaschinenfirma Kronenberg in Willisau und später bei der Firma Marti Haustechnik in Menzberg an den Tag legtest, wurde überall sehr geschätzt. An ein scheinbar unlösbares Problem gingst du akribisch genau und immer mit dem Fokus auf das Ziel heran. Praktisch und ohne Umwege gingst du vor und während andere noch rechneten, hattest du bereits nach deiner gut dimensionierten Stückliste abgesägt und die Schweissanlage in den Betrieb genommen. Deine Freude über ein gelöstes technisches Problem war jeweils gross. Wenn sich damals auf dem elterlichen Hof Fahnboden bei einer Landmaschine ein technisches Problem einstellte, legtest du ganz selbstverständlich eine Nachtschicht ein. Mit viel Improvisation und teilweise unkonventionellen Mitteln wurde das Gefährt repariert und die Wiederinbetriebnahme am kommenden Morgen war garantiert. Es gäbe viele Beispiele, welche eindrücklich aufzeigen, wie gross deine Handwerkskunst und dein Berufsstolz waren. Jede Arbeit präzise und sauber zum Abschluss zu bringen, war dir wichtig.


Das gabst du auch deinen geliebten Nichten und Neffen mit auf ihren Lebensweg. Stand bei ihnen eine schulische Abschlussarbeit an, holten sie stets gerne bei dir Hilfe. In deiner gut eingerichteten Garage halfst du jeweils mit Freude nach. Dein offenes Ohr, deine Hilfsbereitschaft und deine Liebe, welche du für deine Nichten und Neffen empfunden hast, bleiben in unserer Erinnerung tief verankert. Sie fühlten sich wohl in deiner Gegenwart, du warst ihnen Onkel und ein bisschen auch Grossvaterersatz. Mit Freude nahmst du Anteil an ihrem Kindsein und mit ihrem Älterwerden wurdest du für sie unterstützender Onkel. Interessiert setztest du dich jeweils mit ihnen hin, wenn es um eine bevorstehende Reise ging. Dann nahmst du den Atlas aus dem Bücherregal und du liessest dir gerne zeigen, wohin die Reise führt.


Wie oft und wie gerne packtest du selber die Koffern. Das Eintauchen in andere Kulturen, das Erleben fremder Völker und das Fühlen, wie glücklich und zufrieden Menschen in ärmeren Regionen leben, prägte dich. Du warst selten wertend, wenn jemand anders dachte. «Urteile über keinen, in dessen Schuhen du nicht mindestens eine Meile gegangen bist». Dieses indianische Sprichwort war dein Lebensmotto. Deine Lebenseinstellung und dein fundiertes Wissen über die Weltgeschichte machten dich zu einem interessierten, empathischen Gesprächspartner. Oft ging beim Philosophieren mit deinen Freunden die Zeit vergessen und es konnte durchaus sein, dass schon die Sonne aufging, als sich die Runde um dich auflöste.


Neben deinem Interesse für die weite Welt hat dich auch die Liebe zum Jodelgesang geprägt. Mehr als vierzig Jahre warst du treues Mitglied des Jodlerklubs Sennegruess, Menzberg. Du pflegtest dieses Kulturgut und lebtest es ganzheitlich. Das dazugehörige Zusammensein genossest du sehr. Daraus entstanden viele langjährige, treue Freundschaften. Auch von der Theaterbühne des Jodlerklubs warst du über viele Jahre nicht wegzudenken. Deine Rollen spieltest du nicht nur, auf der Bühne lebtest du sie. Sei es als alter Kauz, als unbeholfener, scheuer Knecht oder gar als Frau von Welt, unzähligen Menschen bereitetest du mit deinem schauspielerischen Talent grosse Freude.


«Man muss nicht den Sinn des Lebens suchen, das Leben ist der Sinn». Diesen Satz sagtest du in deinen letzten Tagen. Du gabst deinem Leben Sinn, lebtest es und nahmst jede Herausforderung an. Auch deine schwere Krebs­erkrankung, welche dir keine Chance auf Heilung bot, nahmst du ohne zu hadern an und liessest uns auch diesen Weg mit dir gehen.


Lieber Sepp, du bleibst uns Vorbild. Wir vermissen dich sehr, lassen dich aber los im Wissen, dass du den Platz in unserer Mitte behältst. Wir wünschen dir, dass sich für dich Reinhard Meys Liedtext, den du so gerne hörtest, erfüllt.


«Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen – und dann würde, was uns gross und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein…»


Deine Familie