Nachruf

10. November 2022

Jole Unternährer-Verdickt

Romoos

Ich liebe die Liebe.

Ich lebe das Leben.

Ich habe das Leben in vollen Zügen geliebt.

Ich habe die Liebe in vollen Zügen gelebt.

Das sind Joles Worte, die so auf ihrer Todesanzeige zu lesen waren.

Ich lade euch ein, in das kurze, reich erfüllte Leben von Jole Unternährer-­Verdickt einzutauchen. Auf ihren Wunsch ist der Lebenslauf wie auch in der Abdankungsfeier aus der Perspektive von Jole geschrieben, und wurde auch von ihr verfasst.

«Am 31. Juli 1975 – es war ein warmer Sommertag – wurde ich meinen Eltern Vera und Fred Verdickt-De Bruyn geschenkt. Zusammen mit meiner zwei Jahre jüngeren Schwester Hilde erlebte ich eine behütete, unbeschwerte Kindheit in Antwerpen, Belgien. Meine Eltern waren beide berufstätig, doch die Wochenenden und Ferien mit uns Kindern waren ihnen heilig. Von unzähligen Ausflügen und Ferienreisen, vermehrt auch in der Schweiz im Saastal, trage ich viele kostbare Erinnerungen in meinem Herzen. Dabei reifte meine Liebe zum Wallis, wo ich zeitlebens wertvolle Freundschaften pflegte.

Ich hatte mein Studium in Politik- und Sozialwissenschaften beendet und zog nach Saas Almagell, um dort meine Diplomarbeit zu schreiben. Aus den vorgesehenen paar Monaten wurden schliesslich 6 Jahre, die ich dort verbrachte. Das war wohl eine wunderbare Fügung, denn im April 2004 lernte ich im Ausgang Erich kennen, der im Wallis einen WK absolvierte. In Richi fand ich die Liebe meines Lebens. Bereits am 6. Mai 2006 läuteten für uns die Hochzeitsglocken in der Kirche Maria Magdalena in Romoos.

In der Familie Unternährer wurde ich herzlich aufgenommen. Zu meinen Schwiegereltern Emma und Hugo hatte ich ein inniges Verhältnis. Sie haben mich in all meinen Plänen und meinem Schaffen unterstützt.

Erich und ich durften unseren Traum von einer grossen Familie verwirklichen. Zwischen 2007 und 2015 durften wir unsere fünf Kinder willkom­men heissen: Leora, unsere fröhliche, aufgestellte Erstgeborene; Alisa, unsere Lustige und Fantasievolle; Oskar, unser gefühlvoller, friedlicher Junge; Matis, unser liebenswürdiger Wirbelwind und Felix, unser aufgeweckter, glücklicher Sonnenschein.

Was für ein unbeschreiblich grosses Glück! Trotz arbeitsreichen Tagen genossen wir zusammen wunderschöne Ausflüge und Ferien. Die Familie und die damit verbundene Liebe waren mir das Wichtigste im Leben.

Ich habe mich für die Menschen und unsere Region interessiert und mich gerne für meine neue Heimat engagiert. 2014 wurde ich mit der Wahl zur Sozialvorsteherin in den Gemeinderat von Romoos aufgenommen. Ich übte dieses Amt gerne und mit viel Herzblut aus. Vor zwei Jahren wurde ich zur Gemeindeamtfrau gewählt und fand darin meinen Traumjob. Hier konnte ich nebst meinem Interesse an den Menschen auch meine Stärken im analytischen Denken einbringen. Ich liebte meine Arbeit und fand darin einen tollen Ausgleich zu meiner Herzensaufgabe als Mama und Ehefrau.

Im März 2021 brach für mich mit der Diagnose Brustkrebs eine Welt zusammen. In dieser schweren Zeit durfte ich stets auf die liebevolle Unterstützung der ganzen Familie zählen. Auch von meinen Freundinnen fühlte ich mich jederzeit getragen und die grosse Solidarität der Romooser Bevölkerung berührte mich sehr. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Die 15 Monate meiner Krankheit waren geprägt durch ein ständiges Auf und Ab. Trotz allem fand ich im Glauben Halt und Hoffnung. Am 21. Juni habe ich den Kampf gegen den Krebs verloren und meine letzte Reise angetreten. Traurig lasse ich dich, Erich, und euch, meine geliebten Kinder, zurück. Doch eines soll euch begleiten: Die 18 Jahre im Hof waren die glücklichsten Jahre meines Lebens. Ich habe nichts bereut, ich würde alles wieder genauso machen. Ich liebe euch von Herzen.

Die Liebe hat mich im Leben getragen.

Die Liebe hat mich im Sterben umhüllt.

Die Liebe wird euch im Abschied stärken.»

Wir vermissen dich

Familie Erich Unternährer mit Leora, Alisa, Oskar, Matis und Felix