Nachruf

29. August 2019

Jakob Lütolf-Kronenberg

Moos, Egolzwil

Der Lebenskreis von Jakob Lütolf-Kronenberg schloss sich im 83. Altersjahr just am Auffahrtstag. Der Auffahrts­umritt gehörte früher lücken­los zu seinem persönlichen Jahreskalender, anfänglich als mitreitender ­Dragoner, dann als Musikant, später als Fähnrich und zuletzt als Organisator des Mittagshalts für Reiter und Pferde.

Als Sohn von Johann und Marie Lütolf-Röösli am 12. September 1936 geboren wuchs Kobi, wie man ihn nannte, mit fünf Geschwistern auf dem elterlichen Hof «Moos» in Egolzwil auf. In den Kriegsjahren waren ihre Kräfte schon im Jugendalter bei der Bauernarbeit sehr gefragt. Das theoretische Rüstzeug eines bodenständigen Bauern holte Kobi sich in der Landwirtschaftsschule Sursee. Bei einer Springkonkurrenz lernte Kobi die Dagmerseller Bauerntochter Irene Kronenberg kennen und fand in ihr eine liebevolle Partnerin. Ihre Ehe wurde mit Tochter Marie-Therese und Sohn Kobi beglückt. Deren berufliche und politische Karrieren waren Kobis Stolz, ebenso die herangewachsenen drei Grosskinder Rahel, Lea und Jonas.

Der Kauf des «Föhrenhof» in Wauwil (1993) eröffnete der Familie neue betriebliche Perspektiven. Im Jahr 2000 erfolgte die Hofübergabe an Sohn Kobi mit Frau Carmen. Weiterhin war der Seniorbauer Kobi im Föhrenhof als Mitarbeiter sehr gefragt, meistens als Traktorführer bei Feld- und Ackerarbeiten. Die besondere Leidenschaft galt in den letzten Jahrzehnten seinem geliebten Wald auf dem Santenberg. Diese Beschäftigung gab ihm viel emotionale Kraft und machte ihn spürbar glücklich.

Besonders prägende Epochen waren die Kavallerie-RS 1956 in Aarau und die WKs als Wachtmeister beim Dragoner-Schwadron 22. Die jährliche Dragonertagung hat er als OK-Mitglied mitorganisiert und auch darüber hinaus viele treue Kameradschaften stets gepflegt.

Was dörfliche Politik heisst, erlebte Kobi bereits von Kindsbeinen an, war doch sein Vater während 18 Jahren Gemeindepräsident. Kobi amtete von 1974 bis 2000 als Gemeinderat und Sozialvorsteher. Sein politisches Flair, seine Verschwiegenheit, seine CVP-Gesinnung und sozialgeprägtes Engagement waren rundum hoch geschätzt. Seine langjährige Amtszeit war kommunal eine sehr bewegte Zeit. So hat er mitgeholfen, zahlreiche wichtige Weichen für eine gedeihliche Zukunft der Gemeinde Egolzwil zu stellen. Beim neuen regionalen Pflegezentrum «Feldheim» Reiden war er als damaliger Sozialvorsteher ein Mann der ersten Stunde und im neuen Gemeindeverband von 1985 bis 2004 Vorstandsmitglied.

Seit dem 18. Altersjahr war Kobi ein begeisterter und talentierter Musikant. Im Jahr 2014 wurde er mit der seltenen Auszeichnung des CISM-Veteran für 60 Jahre aktives Musizieren geehrt. Bei der Brass Band MG Egolzwil war er 1995 Fahnengötti und noch bis zu seinem Tod der gewählte Fähnrich. 16 Jahre spielte Kobi ebenfalls bei der legendären Schnapsvogt-Musik mit. Seit rund 20 Jahren war ihm aber die Veteranenmusik Willisau sprichwörtlich «ans Herz gewachsen». Spürbar begeistert besuchte er bis vor wenigen Monaten die wöchentlichen Proben und genoss die zahlreichen Auftritte wie besonders auch die tolle Kameradschaft.

Kobi war für die dörfliche Gemeinschaft auch nebenamtlich vielseitig aktiv, so als Feuerwehr-Kommandant, Wassermeister, Schnapsvogt usw. Massgeblicher Förderer und im Vorstand war er bei der Wohnbaugenossenschaft Moosmatt, Raiffeisenkasse Egolzwil und Käsereigenossenschaft. Als treffsicherer und hilfsbereiter Schützenkollege haben die Feldschützen ihn als Ehrenmitglied ernannt. Kobi hat geselliges Zusammensein und wann immer möglich auch einen zünftigen Jass im Kreis von Freunden sehr geschätzt. Unzählige gemütliche und kameradschaftliche Begegnungen unter anderem mit den «Altherren» und im Kavallerie- und Reitverein Wiggertal haben sein langes Leben echt bereichert.

Trotz robuster körperlicher Verfassung musste er auch gesundheitliche Störungen erleben. Die operativ nötige Entfernung einer Niere (1995) und den Prostatakrebs (2005) durch Bestrahlen hat er glücklich und bewundernswert überstanden. Doch der vor Jahresfrist diagnostizierte Lungen-/Lymphdrüsen-Krebs schwächte in den letzten Monaten sichtbar seine körperlichen Kräfte. Kobi ertrug das Kranksein allerdings mit bewundernswerter und sichtbarer Gelassenheit. Nach Bestrahlungen und Spitalaufenthalten wurde das Alterszentrum Eiche, Dagmersellen während fünf Wochen seine letzte irdische Station. Das Pflegeteam und vor allem seine Schwiegertochter Carmen begleiteten ihn sehr liebevoll und einfühlsam. Am Auffahrtsabend durfte Kobi friedlich einschlafen. Das war eine echte Erlösung und bei aller Trauer eine tröstliche Fügung, nach einem reich­erfüllten Lebenswerk so entspannt zu seinem Schöpfer heimgehen zu können. Kobis engagiertes Wirken und Dienen werden wir sowie viele Freunde und Bekannte hochachtend in Erinnerung behalten.

Die Trauerfamilie und Alois Hodel (langjähriger Weggefährte), Egolzwil