Nachruf

21. Oktober 2019

Isidor Schilliger-Notz

Kottwil/Sursee

Eine grosse Trauergemeinde hat am 27. April 2019 in der Pfarrkirche Sursee von Isidor Schilliger-Notz Abschied genommen. Er verstarb am 6. April im Kreise seiner Familie im Alterszentrum St. Martin.

Isidor Schilliger wurde am 25. Februar 1925 als erstes Kind von Isidor und Berta Schilliger-Blättler in Vitznau geboren. Zusammen mit zwei Schwestern und zwei Brüdern erlebte er eine behütete Kindheit am Vierwaldstättersee, am Fusse der Rigi. Nach dem Besuch der Primar- und Sekundarschule trat er ins Lehrerseminar Hitzkirch ein. Die Seminarzeit war für ihn absolut prägend. Einerseits erwarb er sich die nötigen Fähigkeiten für seinen beruflichen Werdegang, andererseits entstanden Kameradschaften, die er sein ganzes Leben gepflegt hat.

Nach Erreichen des Primarlehrerdiploms im Jahre 1945 und einem ersten Berufsjahr mit Stellvertretungen an verschiedenen Orten, wurde Isidor Schilliger an die Primarschule in Kottwil gewählt und übernahm an der Oberstufe die 5. bis 8. Klasse, später die Mittelstufe. Da die Gemeinde Kottwil zu diesem Zeitpunkt nicht nur einen neuen Lehrer, sondern ebenfalls einen Gemeindeschreiber suchte, absolvierte Isidor Schilliger die dafür nötige Ausbildung, teilweise im Selbststudium, welche er zwei Jahre später erfolgreich abschloss.

In Kottwil lernte er auch seine zukünftige Ehefrau Klara Notz kennen. 1951 heiratete das junge Paar. Aus der Ehe gingen drei Töchter und drei Söhne hervor. Die wachsende Familie erforderte, dass beide Elternteile ihre jeweilige Rolle pflichtbewusst und rücksichtsvoll wahrnahmen. Fast sieben Jahrzehnte lang waren Isidor und Klara ein sozusagen eingespieltes Team. Liebe, Vertrauen, Respekt und der Wille, auch schwierige Situationen gemeinsam anzugehen, waren die Grundpfeiler ihrer Beziehung. Bald hätten sie ihren siebzigsten Hochzeitstag feiern können. 

Die berufliche Fachkompetenz als Lehrer und sein grosses Engagement als Gemeindeschreiber haben dazu geführt, dass Isidor Schilliger schon bald weitere Aufgaben anvertraut wurden. 12 Jahre lang war er Mitglied des Amts- und Jugendgerichtes Willis­au. Drei Jahre war er Schulinspektor des Inspektoratsbezirks Altishofen, bevor er in den Erziehungsrat gewählt wurde, wo er von 1974 bis 1990 seine pädagogischen Erfahrungen und seine didaktischen Kompetenzen auf einer höheren Entscheidungsebene einbringen konnte. Auch war er fast 40 Jahre lang als Sekretär der liberalen Ortspartei Kottwil tätig. Dass ihm die damals zum Teil harschen parteipolitischen Auseinandersetzungen nicht immer Freude bereiteten, kann man verstehen. Im Vorfeld der Fusionierung der Gemeinden Kottwil und Ettiswil setzte er sich dafür ein, dass der Standort Kottwil als Primarschule erhalten bleibt, was ihm als ehemaligen Lehrer und Familienvater ein grosses Anliegen war. 

Nach der Pensionierung fand Isidor dann auch den gewünschten Freiraum, sich der seit langer Zeit geplanten Schulgeschichte von Kottwil zu widmen, die als ausführliche Publikation im Jahre 2004 erschienen ist. Ganz besonders erfreute er sich aber an der seit seiner Jugend mit Leidenschaft aufgebauten thematischen Briefmarkensammlung, die er Schritt für Schritt – unter anderem auch mit vielen interessanten Briefen aus der ganzen Welt – ergänzte und historisch erläuterte. Mit grosser Sorgfalt und gekonntem Auge arrangierte und beschriftete er Blätter, um sie an nationalen Ausstellungen zu präsentieren. Auch unternahm das Paar – beide sehr am Weltgeschehen interessiert – zusammen viele gemeinsam geplante Reisen.

Die Familie – im Laufe der Zeit waren nebst Schwiegersöhnen und -töchter zehn Enkelkinder und ein Urenkel dazugekommen – war für Isidor und Klara Lebensaufgabe und Lebenssinn, mit all den Freuden und Sorgen, die damit einhergehen. Allmählich machten sich Altersbeschwerden bemerkbar. Aus diesem Grunde musste das geliebte Heim in Kottwil aufgegeben werden. Was wird nun aus den Spaziergängen in den nahegelegenen Wald werden, die Isidor, seitdem er als junger Lehrer hierher gekommen war, täglich unternommen hat? In Sursee an der Bahnhofstrasse wurde ein neues Zuhause gefunden. Die Spaziergänge auf der weiten Dachterrasse wurden zwar etwas kürzer, dafür konnte Isidor seinen Blick in seine geliebten Innerschweizer Berge schweifen lassen. Sein letztes Lebensjahr verbrachte er in der Pflegeabteilung im Alterszentrum St. Martin. Seine Frau Klara bezog eine kleine Wohnung im Nachbarhaus auf dem Gelände. Durch diese glückliche Fügung konnten sie jeweils die Nachmittage in trauter Zweisamkeit oder im Kreise der Familie verbringen.

Seine Fürsorge, seine Liebe, seine unbändige Schaffenskraft, seine Gewissenhaftigkeit, seine Gerechtigkeit, seine Weltoffenheit und Lebensfreude werden allen, die Isidor Schilliger gekannt haben, in Erinnerung bleiben. Er hinterlässt eine grosse Lücke.

Deine Familie