Nachruf

29. März 2018

Hedy Fries-Meyer

Ettiswil

Hedy wurde am 10. September 1919 auf dem Guggi in Zell in eine Bauernfamilie geboren. Hier war wohl der Grundstein für die Liebe zur Natur, zu den Tieren und zum Umgang mit Nachbarn und Freunden.

Der Grossvater der Guggikinder erkannte früh die musikalische Begabung seiner Enkelkinder und ermöglichte allen sechs Meitli und dem Sohn, Musikunterricht zu nehmen.

Musik und Gesang war der absolute Lebensmittelpunkt der Familie Meyer. Bis ins hohe Alter aller Geschwister bot die legendäre Familienmusik an vielen Anlässen und kirchlichen Feiern Unterhaltung. Durch das gemeinsame Musizieren entstand eine tiefe Familienbande.

Hedy spielte bis vor kurzer Zeit noch auf ihrer Gitarre und sang dazu. Unzählige Tonbandkassetten zeugen von ihrem Stolz auf ihren Gesang und ihr Gitarren- und Mandolinenspiel. In der Küche in der Rüti wurde die Musik aufgenommen und später in freud- und leidvoller Zeit wieder angehört.

Mit ihrer sicheren Stimme sang Hedy Jahrzehnte im Trachtenchor. Der Trachtenchor war die Basis für viele schöne Erlebnisse und Freundschaften, welche sie bis ins hohe Alter pflegte. Noch vor einem Jahr erzählte sie mit merklichem Stolz vom guten Resultat, welches ihre Trachtengruppe Ettiswil am Gesangsfest erzielte. 

Im Jahre 1946 trat Hedy mit Josef Fries an den Traualtar. Hedy und Sepp lebten eine vorbildliche Gemeinschaft. Alle Arbeiten wurden gemeinsam ausgeführt. Sie teilten die Arbeiten, als wohl noch ganz selten von Gleichberechtigung gesprochen wurde. Dank dieser Arbeitsteilung blieb ihnen aber auch freie Zeit. Diese Stunden nutzten sie, um auszufahren. Dank den Pendlerfähigkeiten von Seppi kannten sie zum Beispiel das Emmental bald in- und auswendig. 

Aber auch in der Rüti wurde die Gastfreundschaft gross gehalten. Der Halt und die Beherbergung von Trip Trap, einem Rossgespann, welches Gäste aus der ganzen Schweiz in die Rüti führte, erfüllten Hedy und Sepp mit Stolz. Hier boten sich ihnen unzählige unterhaltsame Stunden.

Leider blieb die Ehe von Sepp und Hedy kinderlos. Aber Hedy wurde für ganz viele Ferienkinder aus der Verwandtschaft, aber auch vom Antoniushaus, zu einer sehr geliebten Person. Zwei Pflegekindern wurde sie für längere Zeit zur Ersatzmama. Wie freute sich Hedy, wenn die Pflegetochter Monika sie besuchte.

In den ersten Ehejahren war Hedy für Mutter Fries in der Rüti eine grosse Stütze, waren doch noch mehrere Söhne und Töchter zu Hause in der Rüti. Hedy pflegte zu allen Geschwistern von Seppi eine unglaublich mütterliche Beziehung.

Gross war auch die Liebe zu allen Tieren auf dem Bauernhof. Der Hund Cäsar war wichtig für das Leben auf dem Hof. Gross war der Schmerz, als Hedy den letzten Cäsar zum Einschläfern brachte, weil sie von der Rüti ­fortzog. 

Blumen und Pflanzen waren eine weitere Leidenschaft von Hedy. Die ganze Blumenpracht in der Rüti wird vielen von uns noch in Erinnerung sein. Der Ausdruck vom grünen Daumen ist für die Fähigkeiten von Hedy wohl äusserst passend. Mit ihrem Flair für Blumen und Pflanzen verschönerte sie das Bauernhaus. Sofort wurde auch ihre Wohnung in der Lindenstrasse, in welche sie nach dem plötzlichen Tod ihres Seppi zog, mit farbigen Blumen und schönen Pflanzen heimelig eingerichtet.

Natürlich war das Leben von Hedy auch von Schattenseiten erfüllt. Im jugendlichen Alter erkrankte sie schwer. Ein geplatzter Blinddarm fesselte sie während elf Monaten ans Spitalbett. Während dieser Zeit schrieb sie eine Art Tagebuch. Daraus entnehmen wir, dass ihre Mutter ebenfalls ins Spital eingeliefert wurde. Leider verstarb ihre Mutter kurze Zeit darauf neben Hedy im Spitalbett.

Viele schwere Operationen musste Hedy auch in späteren Jahren über sich ergehen lassen. Aber immer wieder konnte sie sich erholen.

Der wohl härteste Lebenseinschnitt war aber der plötzliche Unfalltod ihres Gatten Seppi im Jahre 2000. Unfassbar und unmöglich schien ihr damals das Leben. Dank der Musik, den Blumen und den vielen Freundschaften schaffte es Hedy aber wieder zurück auf den Lebensweg. Noch viele Jahre meisterte sie ihr Leben selbstbestimmt und selbstbewusst. Mit viel Weitsicht entschloss sie sich vor siebeneinhalb Jahren, ins Alters- und Pflegeheim Sonnbühl zu ziehen. Im «Sonnbühl» ermöglichte man Hedy einen schönen, zufriedenen Lebensabend. Während der Zeit im «Sonnbühl» konnte Hedy wieder viel stricken, singen, Freundschaften pflegen und sie fand auch wieder die Ruhe für das so geliebte Rosenkranzgebet. 

Wir danken Hedy für ihre Liebe. Gerne wäre sie 100 Jahre alt geworden, aber wir hoffen, dass die Freude, nun bei all ihren Lieben zu sein, sie glücklich macht und wünschen ihr von Herzen die ewige Ruhe.

«Of Wederluege, chom guet hei, bhüeti Gott ond chom weder einisch, gäu.» Wie werden wir diese Worte von dir vermissen, Tante Hedy.