Nachruf

27. Juli 2017

Gottfried Ryser-Wisler

Hergiswil

Gottfried Ryser wurde am 15. Januar 1933 auf dem Hof Wiggern im Hübeli/Hergiswil geboren, als fünftes von insgesamt acht Kindern von Werner und Marie Ryser-Schütz. 

Seine glückliche Kindheit verbrachte Gody zusammen mit seinen sieben Geschwistern Frieda, Fritz, Emmi, Martha, Trudy, Hildi und Ruth auf dem elterlichen Hof, wo seine Eltern einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem Verkaufsladen führten. Diesem geliebten Hof blieb Gody, bis kurz vor seinem Tod, treu.

Die Schule besuchte Gody im Hübeli und am 19. März 1948 fand in Willisau die Konfirmationsfeier statt. Schon während der Schulzeit trug Gody regelmässig, für den Laden seiner Mutter, die Brote zu den umliegenden, weitläufigen Höfen aus. Nach der obligatorischen Schulzeit arbeitete er zuerst während einiger Jahre beim Baugeschäft Zettel in Luthern, wo er vor allem im Strassenbau tätig war. 

Gody absolvierte die Rekrutenschule als Füsilier in Luzern und anschliessend seinen kompletten obligatorischen Militärdienst in der Region Innerschweiz.

Am 18. Januar 1955 fand Gody eine Anstellung bei der Möbelfabrik Wellis  in Willisau. Hier lernte er das Handwerk mit dem Holz lieben, und so produzierte er auch später immer wieder selber Möbel für den eigenen Haushalt oder verschönerte und erneuerte das eigene Heimetli. Der Firma Wellis blieb er während 43 Jahren, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1998, treu.

An den regelmässigen Tanzanlässen auf dem Napf lernte Gody seine Hedy Wisler kennen und lieben. Am 26. Mai 1956 heirateten die beiden. Das junge Familienglück wurde komplettiert durch die Geburten des Sohnes Kurt und der beiden Töchter Brigitte und Esther. Die junge Familie lebte fortan zusammen, mit Godys Eltern und seiner invaliden Schwester, unter einem Dach.

Gody half, neben seiner Arbeit bei der Wellis, regelmässig auf dem elterlichen Bauernhof. Per 1. Januar 1964 durfte er den Hof seiner Eltern übernehmen und war fortan selber der Meister. Nebst seinem Vollzeitjob bei der Möbelfabrik ergab sich damit eine ganze Menge an Arbeit. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Hedy, welche nun auch den Verkaufsladen in eigener Verantwortung führte, schafften sie das zusammen.

Godys zweite Liebe gehörte der Volksmusik. Er erfreute sich nicht nur am Zuhören, sondern spielte auch regelmässig selber mit Kollegen auf seiner Handorgel. Die regelmässigen Besuche der «Stubeten» mit Hedy gehörten zu Godys Programm.

Während vieler Jahre engagierte er sich auch im Kirchenrat der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Willisau-Hüswil und im Urnenbüro der Einwohnergemeinde Hergiswil.

Gody war ein liebevoller Vater, die Familie war ihm stets sehr wichtig. An den Sonntagen standen regelmässig Ausflüge, Wanderungen und viele weitere Aktivitäten mit der ganzen Familie auf dem Programm. 

Nach und nach verliessen die Kinder das Haus, um selber zu heiraten und eigene Familien zu gründen. Und schon bald kamen die Grosskinder zu Besuch. Gody freute sich immer sehr an diesen Besuchen, und wenn es Zeit war, sich zu verabschieden, kam sein Spruch: «Jetzt wend er scho goh? Chömed de gly weder». Im Juli 2015 kam sein erstes Urgrosskind, Flavia, zur Welt. An diesem kleinen Mädchen hatte Gody grosse Freude und bis zuletzt hatten die beiden ein sehr inniges Verhältnis zueinander.

Ein einschneidendes Erlebnis passierte am 16. Juli 2002. In dieser regnerischen und stürmischen Nacht krachte ein Murgang in die bergseitige Hauswand und drückte die Mauer ein. Die Stube füllte sich innert Sekunden mit Schlamm und Geröll. Gody, der sich kurz vorher noch mit Taschenlampe und Schaufel bemüht hatte, den Ablaufschacht zu befreien, entging nur knapp der Verschüttung. Dieses Ereignis hat Gody wie auch Hedy stark geprägt. Seither wurden sie die Angst bei langen Regenperioden nie mehr los.

Um sich die Arbeit etwas zu erleichtern, entschlossen sich Hedy und Gody, nach dessen Pensionierung, den grössten Teil des Landwirtschaftslandes zu verpachten. Der viele Wald blieb aber vorläufig noch in Godys Herrschaft, musste doch regelmässig das viele Holz für die Heizung bereitgestellt werden. Mit tatkräftiger Unterstützung seines Schwiegersohns verbrachte er viel Zeit bei dieser strengen, aber geliebten Arbeit.

Im Jahr 2011 machte sich erstmals seine heimtückische Krankheit des Vergessens bemerkbar. Erst nur sehr vereinzelt, dann immer öfter, traten diese Symptome auf. Gody war zunehmend auf Hilfe angewiesen, die er von seiner treu sorgenden Hedy auch erhielt. Über all die Jahre hat sie klaglos, in einer Selbstverständlichkeit, die immer umfassender werdende Pflege übernommen, bis sie selber an ihre Grenzen stiess. Schliesslich konnte sie jeweils am Morgen durch die beauftragte Spitex etwas entlastet werden. Die baulichen Verhältnisse im eigenen Haus wurden aber für diesen Pflegefall zunehmend unmöglicher, sodass sich die beiden um eine Alterswohnung in Hergiswil bemühten. Diesen Frühling, am 25. März, konnten sie schliesslich zusammen in die neue Wohnung umziehen und Gody schien es zu gefallen. Am meisten schätzte er die schöne Aussicht vom Balkon und, dass die Wohnung morgens schön warm geheizt war.

Die Freude an der neuen Umgebung war aber nur von kurzer Dauer. Nach einem massiven Verschlechterungsschub musste Gody am 13. April ins Pflegeheim Waldruh in Willisau eingeliefert werden. Godys Lebenswille erlosch aber rasch, was sich auch sofort auf seinen Gesundheitszustand übertrug. Nachdem am Dienstag seine Angehörigen noch ein letztes Mal bei ihm sein durften, schloss Gody am nächsten Morgen, 26. April 2017, um 7.15 Uhr, für immer seine Augen.

Gody war nie ein Mann der grossen Worte. Aber sein dankbares Lächeln wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Lieber Gody, wir vermissen dich. Wir danken dir für alles, was du Gutes für uns getan hast. Wir gönnen dir die ewige Ruhe.