Nachruf

03. April 2018

Frieda Burgener-Florin

Zell

Am 14. November 1922 erblickte Frieda in Igis (Kanton Graubünden) das Licht der Welt. Zusammen mit fünf Schwestern und vier Brüdern erlebte sie eine harte, aber glückliche Jugendzeit. Ihr Vater war Landwirt, der Betrieb klein und jede Hand wurde für die anfallenden Arbeiten gebraucht.

Sie besuchte von 1929 bis 1937 die Schule in Igis. Immer brachte sie mit fast alles 1 oder ausnahmsweise mal eine 2-1 nur Supernoten nach Hause. Während der achtjährigen Schulzeit fehlte sie nur einmal einen halben Tag.

Frieda wurde am Palmsonntag 1938 in der reformierten Kirche in Igis konfirmiert. Ihr Konfirmationsspruch kommt aus dem 1. Brief des Johannes – Kapitel 4 – Vers 9: Daraus ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen.

In den Vierzigerjahren trat Frieda eine Stelle in einem Haushalt in Winterthur an. Dort fand sie ihr Glück. Fritz arbeitete zu dieser Zeit auch in Winterthur und war im Gleisbau tätig.

Falls es zu dieser Zeit schon verbreitet Agenden gab, war in vielen der 2. Juli 1949 rot angestrichen. In der reformierten Kirche in Igis gaben sich Fritz aus dem Luzernischen und Frieda aus dem Bündnerland das Ja-Wort. Das frisch vermählte Paar nahm dann Wohnsitz in Zell, wo Fritz bei der Zementwaren AG in Briseck eine Stelle fand.

Drei Buebe – Werner (esch emmer no z Zäu), Fritz (hets a Gänfersee zoge) und Heinz (wohnt ond schaffet em Zöribiet) entsprossen ihrer Ehe. Mit Stolz erzählte sie von ihren acht Grosskindern und fünf Urgrosskindern – und dass der Name «Burgener» nach ihr für weitere drei Generationen gesichert ist.

Mit der ganzen Familie gings jedes Jahr in den Sommerferien nach Igis. Dort halfen alle beim Heuen oder bei andern Landwirtschaftsarbeiten mit. Geändert hat sich in den Sechzigerjahren seit ihrer Jugendzeit noch wenig bis nichts. Ein Pferd zog nach wie vor den Mäher, Graswagen und auch die schweren Heufuder aus der Ebene bis ins Dorf hinauf.

Frieda ging immer gern auf Reisen. Während sie sich anfangs nur kleine Tagesausflüge in der Schweiz leisten konnten, kamen – als die Kinder ausgeflogen waren – auch grössere Reisen ins Ausland dazu. Zusammen mit Fritz reiste sie u.a. bis ans Nordkap. Beide waren auf dieser Reise zum ersten Mal auch mit dem Flieger unterwegs.

Apropos offen für Neues: Können Sie sich vorstellen, mit knapp 50 erstmals Zeltferien zu machen? Unter mickrigen Verhältnissen mit minimaler Ausrüstung? Kein Problem, zusammen mit ihrem Fritz schnupperte sie anfangs der Siebzigerjahre erstmals Zeltplatz-Luft und beide fanden Freude am Campen. Im Klappanhänger und später im Wohnwagen von Werner verbrachten sie bis 2003 jedes Jahr längere Zeit auf dem Campofelice in Tenero. Meistens war der Wettergott ihnen hold, aber einmal standen sie kurz vor einer Evakuation, da der Lago Maggiore über das Ufer trat und das Wasser bis vors Zelt kam.

Schwer traf sie im Jahr 2004 der Hinschied ihres geliebten Fritz. Er verstarb am 15. Juli nach kurzer Krankheit.

Das Alleinsein in ihrer Wohnung an der Lehnstrasse bereitete ihr nicht allzu grosse Mühe. Dank der Unterstützung der ganzen Familie von Werner sowie von Nachbarn meisterte sie ihren Haushalt. Und sogar Reisen lagen noch drin: 2005 gings mit Schwester Eva zu einer Nichte nach Vancouver (Kanada) und 2009 mit der ganzen Familie von Werner für eine Woche nach Mallorca.

Kurze Zeit traf man sie auch beim Seniorenturnen oder viele Jahre beim Singen im Seniorenchörli an. Gerne besuchte sie auch immer die Veranstaltungen des Reformierten Frauenvereins und die letzten Jahre die Altersnachmittage in Hüswil.

Die wöchentlichen Besuche ihrer Urgrosskinder Mael und Lorin in ihrer Wohnung an der Lehnstrasse bereiteten ihr jedes Mal grosse Freude. Mael holte jeweils ein Ricola aus dem Buffet und gab es ihr zum Lutschen.

In den letzten zwei bis drei Jahren machte sich das Alter bemerkbar, die Gänge wurden mühsamer. Als im Juni 2017 infolge Abwesenheiten die Betreuung durch Angehörige nicht gewährleistet und im «Violino» ein Bett für Ferien frei war, entschloss sie sich schweren Herzens, von diesem Angebot Gebrauch zu machen. Schnell lebte sie sich ein, schloss neue Kontakte und genoss die Annehmlichkeiten. Der Entscheid zu bleiben fiel schon nach einigen wenigen Tagen ihres Aufenthaltes.

Ihr Wunsch, nochmals alle ihre Kinder, Grosskinder und Urgross­kinder zu sehen, ging am 26. November in Erfüllung. Im kleinen Kreis feierten wir ihren 95. Geburtstag im «Violino».
Langsam aber verliessen sie ihre Kräfte und die Beschwerden wurden grösser. Am 30. Januar hat ihr Herz aufgehört zu schlagen.

Liebs Grosi, mit dem Satz, der auf dem Leidzirkular steht, behalten wir Dich immer in guter Erinnerung: «Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung».