Nachruf

27. Januar 2022

Franz Grüter-Schwegler

Willisau

Die Wurzeln von Vati liegen auf der Obergulp in Willis­au. Am 4. Februar 1935 geboren, verbrachte Franz Grüter hoch über Willisau zusammen mit seinen Geschwistern eine glückliche Jugend, gespickt mit Lausbubenstreichen und Arbeiten. Diese Erlebnisse prägten eine starke Verbundenheit der Geschwister bis ins hohe Alter. 

Angetan von der Arbeit zuhause hat er den Beruf des Landwirtes erlernt. Die Ausbildung bis hin zur Meisterprüfung hat ihn zu diversen Stellen in der Schweiz geführt, von welchen er immer wieder begeistert zu erzählen wusste. 1961 hat er dann die Anstellung als landwirtschaftlicher Mitarbeiter auf dem Berghof in St. Urban erhalten. 

Etwa zur gleichen Zeit hat er eine junge Frau namens Maria Schwegler kennen und lieben gelernt. Am 4. Juni 1962 läuteten für Franz und seine Maria die Hochzeitsglocken der Wallfahrtskirche Hergiswald. Dem jungen Glück wurden schon bald eine Tochter und drei Söhne geschenkt. Trotz der vielen Arbeit auf dem Hof blieb Zeit für uns als Familie. Die jährlichen Skiferien, Badibesuche an einem heissen Sommerabend oder eine Bergwanderung zu den Gusti auf die Alp bleiben in schöner Erinnerung. Die gemütlichen Stunden im Kreis seiner Familie waren für Vati wichtig und ein voller Genuss. Er freute sich, wenn seine Kinder mit ihren eigenen, wachsenden Familien vorbeikamen. 11 Grosskinder und Urgrosskind Joel brachten viel Leben und Freude in die Stube der stolzen Grosseltern, was ihm gefallen hat und ihn immer wieder zum Lachen brachte. 

Franz war Landwirt mit Leib und Seele. Als Betriebsleiter bewirtschaftete er, mit Muetti als starker Frau im Hintergrund, den Berghof und den Sonnhaldenhof. Er arbeitete immer pflichtbewusst und exakt und trug Sorge zu Vieh, Hab und Gut. Halbheiten waren nie sein Ding. Wenn er von etwas überzeugt war, so hat er die Sache zielgerichtet zu Ende gebracht. Dazu gehörte die Reorganisation der Staatsbetriebe von St. Urban im Jahre 1975. Er hat die Arbeit auf den Höfen immer daran gemessen, dass man es macht, wie wenn es sein Eigen wäre. Viele Lehrlinge und landwirtschaftliche Mitarbeiter, aber auch wir Kinder, durften von seinem landwirtschaftlichen Wissen, seinem perfektionierten Arbeitsverhalten und seiner fordernden Arbeitsweise profitieren. Während vieler Jahre wurde er als Experte für die Prüfung von Meisterlandwirten, für die Oberrekurskommission der Milchkontingentierung des Bundes und auch für die Hagelversicherung geschätzt. 

1996 durften er und Thomas den Sonnhaldenhof vom Kanton Luzern in Pacht übernehmen. Das war eine grosse und verdiente Wertschätzung für die geleistete Arbeit von Vati und Muetti auf den Höfen. Mit der Pension im Jahre 2001 zog er sich von der Rolle des Betriebsleiters zurück und war fortan eine grosse Unterstützung für seine beiden Söhne. 

Für jedermann hatte er ein Gehör und unsere Stube war für alle offen. Er hörte zu, versuchte Lösungen zu finden oder Hilfe zu leisten, wo sie nötig war. Sich mit ihm zu unterhalten war immer interessant und befruchtend. Diese Eigenschaften unterstützten ihn in seiner 14-jährigen Tätigkeit als Sozialvorsteher der Gemeinde Pfaffnau. Besonders prägend war bei dieser Arbeit das Zugsunglück 1968 in St. Léonard, welches die Gemeinde Pfaffnau und ihn als jungen Gemeinderat stark betroffen gemacht hat. Es war für ihn eine Genugtuung und ein Dank für die Arbeit der Gemeinde, dass für die Waisen und Halbwaisen sowie für die betroffenen Betriebe langfristige und zukunftsorientierte Lösungen gefunden wurden. Auch den Neubau des damaligen Alters- und Pflegeheims Murhof durfte er als Sozialvorsteher mitgestalten. Vati liess es sich trotz des gefüllten Terminkalenders nicht nehmen, die beiden Hobbys Musik und Schiessen auszuüben. Während 50 Jahren war er als Musikant aktiv.

Nachdem Muetti und Vati 2001 als Heimweh-Willisauer zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind, hat Vati in der Pension zwei seiner grossen Leidenschaften weitergeführt: Das «Beiele» und das Schreinern. Mit viel Hingabe und Liebe hat er Weingestelle, Maschinenhallen, Verkäuferliläden oder Kinderbacköfen bis ins letzte Detail selber geplant und gezimmert.  Mit einer ebenso grossen Hingabe und einer stoischen Ruhe genoss er die unzähligen Stunden im Bienenhaus. Fast täglich hatte er etwas zu tun im «Bienentraum», so wurde sein neustes Bienenhaus nämlich getauft. Er freute sich über ein Jahr, in welchem es viel Honig gab oder die Zucht der Königinnen besonders gut gelungen ist. Es gab ihm zu denken, wenn etwas nicht ganz funktionierte und er freute sich über seine Kundschaft, welche den Honig kaufte und liebte. Das «Beielen» hat ihn bis ins hohe Alter fit gehalten. Am Freitag vor seinem plötzlichen Todestag konnte er seine Bienen, als letzte grosse Pendenz, dem Nachfolger übergeben, was für ihn eine grosse Erleichterung und die Erfüllung eines grossen Wunsches war. 

Vati bleibt uns in kostbarer Erinnerung und wird uns mit den Spuren seines Lebens und Wirkens immer ein Vorbild bleiben.

Muetti und deine Familie