Nachruf

25. Juni 2018

Erwin Wiprächtiger-Müller

Hergiswil

Erwin Wiprächtiger wurde am 1. November 1948 in Hergiswil bei Willisau geboren. Zusammen mit seinen drei Geschwistern Anita, Louis und Evi verlebte er eine schöne und glückliche Jugendzeit. In Hergiswil besuchte Erwin auch die Schule.

Schon bald einmal zeigte sich bei ihm eine erste Leidenschaft: der Wintersport. Skifahren wurde für ihn zu einer wichtigen Freizeitbeschäftigung. Als er in Vitznau die Lehre als Metzger absolvierte, ist er als sportlicher junger Mann nicht mit der Bahn, sondern zu Fuss auf die Rigi gedüst, um nachher bei der Abfahrt die Technik vom Neuschneefahren zu üben. Auch in der Skischule Willisau wirkte Erwin während zehn Jahren als Skilehrer. Da war er aber mehr für die berüchtigten Après-Ski-Tage in der Schwarzenegg-Hütte bekannt.

Im Sommer widmete er sich dem Motocross. Selber ist er nicht auf dem Töff gesessen, aber er hat vier junge, talentierte Leute betreut und trainiert. 

Von Anfang an war ihm die berufliche Tätigkeit sehr wichtig. In verschiedenen Metzgereien absolvierte Erwin seine Lehr- und Wanderjahre, um Erfahrungen zu sammeln. Er wusste, dass er später einmal das elterliche Geschäft übernehmen möchte. Und er nutzte diese Zeit auch, um sich für die Meisterprüfung vorzubereiten. 1973 bestand er diese anspruchsvolle Prüfung mit Erfolg.

Erwin hat aber nicht nur an den Beruf und an das Geschäft gedacht. Schon in jungen Jahren fand er seine grosse Liebe. 1971 heiratete er die Metzgers­tochter Pia Müller vom Spatz in Grossdietwil. Aus dieser glücklichen Ehe wuchsen drei gesunde Kinder heran. Mit Peter, Philipp und Daniela war das Familienglück komplett.

Schon die Eltern von Erwin, Alois und Anna Wiprächtiger, hatten aus der bestehenden kleinen Metzgerei einen stattlichen Betrieb gemacht. Und Erwin erweiterte dann als vorausdenkender initiativer Geschäftsmann, mit Hilfe von Pia, die Metzgerei und baute sie zu einem Grossbetrieb aus. Dabei konnte er auch immer auf die Unterstützung der ganzen Familie zählen. Für viele Kunden ist die Metzgerei Wiprächtiger über die Jahre zu einem wichtigen Zulieferant für Frischfleisch aus dem Napfgebiet geworden. Dank seiner gros­sen Kreativität erreichten auch viele seiner Produkte Goldstatus.

Neben dem Geschäft und der Familie war ihm das Dorfleben immer sehr wichtig. Er war Mitglied in verschiedenen Dorfvereinen wie der Musikgesellschaft, der Feuerwehr und er war Gründungsmitglied vom Gewerbeverein Hergiswil. Diesen präsidierte er zehn Jahre und lancierte den weit über die Dorfgrenze hinaus bekannten Bettcup.

Es ist naheliegend, dass ihm auch das Wohl und die Zukunft der Gemeinde ein Anliegen war. Er wollte mithelfen, die Abwanderung aufzuhalten. Dank seiner Initiative gründete er mit drei Gewerbekollegen das Baukonsortium Napf und in der Folge entstanden mehrere Einfamilienhäuser. Aus dieser Zweckgemeinschaft entstand über die Jahre eine tiefe Freundschaft der beteiligten Paare.

Erwin war nicht nur Metzger, sondern im Herzen auch Bauer. Er war sehr tierliebend und hatte Freude an einer schönen Kuh. Da konnte er mit Fachleuten stundenlang fachsimpeln. Gerne verbrachte er seine spärliche Freizeit im Chrutzi, wo er mit seinen Kindern beim Heuen oder Holzen mithalf. Beim Ringen und Schwingen war Erwin mit Leib und Seele als Zuschauer dabei. Seine Faszination ging so weit, dass er einmal sogar ein Zirkuszelt mieten wollte, um den Endkampf der Schweizermeisterschaften in Hergiswil auszutragen.

Erwin war sehr glücklich, als seine drei Kinder, Peter, Philipp und Daniela, ins Geschäft einstiegen. So war es ihm möglich, zusammen mit Pia ein paar längere Reisen zu unternehmen. Als dann aber die spannende Zeit des Reisens durch seine Krankheit eingeschränkt wurde, begann die schöne Zeit mit den sechs Grosskindern Lisa, Luca, Vera, Jan, Nico und Eline. Diese haben ihm sehr viel bedeutet und ihm geholfen, den Lebenswillen aufrechtzuerhalten. In den letzten Monaten sagte er manchmal: «Es ist jetzt alles eingefädelt, ich kann gehen.» Auf der anderen Seite gab er den Optimismus nie auf und hatte bereits Ideen für seinen 70. Geburtstag am 1. November 2018. Es besteht kein Zweifel, dass es ein rauschendes Fest geworden wäre. 

Seneca war ein bekannter römischer Philosoph. Er hat gesagt: «Wie lang dass ich lebe, liegt nicht in meiner Macht. Dass ich aber lebe, solang ich lebe, das hängt von mir ab.»

Wir vermissen seine humorvolle Art, seinen Unternehmensgeist, seinen starken Willen und seine Lebensfreude sehr. 

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