Nachruf

10. Mai 2021

Erwin Schürmann-Kronenberg

Erwin Schürmann-Kronenberg
Dagmersellen

Erwin wurde als mittleres von fünf Geschwistern am 5. März 1945 geboren und erlebte eine abwechslungsreiche, behütete Kindheit. Das Haus Schürmann mit der Velowerkstatt war ein wichtiger sozialer Treffpunkt in Dagmersellen. Nach der obligatorischen Schulzeit verbrachte Erwin ein Internatsjahr in Martigny. Danach erlernte er den Beruf des Maschinenmechanikers und bildete sich anschliessend zum eidg. dipl. Automechaniker weiter. Mit dieser soliden Ausbildung im Rücken gründete Erwin Schürmann vom Unterdorf mit Gritli Kronenberg, seinem Schulschatz vom Oberdorf, anno 1971, eine Familie. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er das Velogeschäft an der Baselstras­se. Für ihn war jedoch klar, dass seine Zukunft im Autogewerbe liegt. Zuerst aber musste die «Dynastie» gesichert werden: Die Geburt seiner Kinder Daniel 1972 und Isabelle 1974 war ihm eine grosse Freude. Obwohl beruflich und auch gesellschaftlich sehr engagiert, war ihm die Zeit mit der Familie äus­serst wichtig. Im Jahr 1976 dann baute Erwin seine Ford-Garage. Sie war fortan sein Arbeitsort, wo er mit Herzblut und grossem Engagement seine Kunden bediente. Auch dank der tatkräftigen Unterstützung seiner Ehefrau konnte er schon früh einen Automechaniker anstellen und viele Lehrlinge ausbilden.

In seiner Freizeit war Erwin vor allem als Sänger sehr aktiv. Während mehr als 50 Jahren war er als Tenor Mitglied im Kirchenchor und bis zu dessen Auflösung auch im Männerchor. Bei den von einigen kulinarisch interessierten Herren des Männerchors gegründeten «Hobbyköchen» erlernte Erwin über viele Jahre Kochkünste auf hohem Niveau, und an Festtagen zauberte er gemeinsam mit den Kindern exquisite Mehrgänger auf den Tisch. Aus dem Kreis der Sänger und Köche rekrutierte sich ferner eine Gruppe sportlicher Männer: Mit Franz, Kari und Toni fuhr Erwin während vieler Jahre für eine Woche in die Skiferien.

Jeden Sommer stand ferner eine Oldtimer-Tour mit dem hellblauen MGB Cabriolet oder dem feuerroten Triumph TR 4 über mehrere Alpenpässe auf dem Programm. Die beiden Autos hatte er in jahrelanger Arbeit selber restauriert.

Reisen war ein weiteres Hobby, wobei Erwin sich vor allem für Kunst und Kultur interessierte. Zuerst zusammen mit Gritli, dann mit der ganzen Familie, und schliesslich wieder zu zweit war er in ganz Europa, in Nordamerika und sogar in Australien unterwegs.

Eine von Erwins ausgeprägtesten Charaktereigenschaften war zweifelsohne sein trockener Humor. Immer hatte er einen Spruch auf Lager und als humorvoller Mensch war er auch ein grosser Emil-Fan. Sein absoluter Lieblingssketch war natürlich «der Parkierer» mit dem Ausruf «Aargauer». Diese Szene hörten wir denn auch regelmässig live, wenn seine Autofahrernerven wieder einmal etwas gar arg strapaziert wurden.

Erwin hatte aber durchaus auch eine nachdenkliche Seite: Er war ein sehr feinfühliger und sensibler Mensch. Er war gerne in einer geselligen Runde mit vertrauten Menschen, konnte aber auch sehr gut alleine sein. Langweilig wurde ihm nie. Er war ein sehr sorgfältiger Beobachter, und er konnte immer wieder neu staunen und mit Begeisterung und Freude auf schöne Blumen oder faszinierende Wolkenkonstellationen hinweisen. Auch bereitete er anderen ausserordentlich gerne eine Freude.

Im Dorf engagierte sich Erwin im Vorstand des Gewerbevereins, in der Feuerwehr und während 32 Jahren als Friedensrichter. Mit seiner friedvollen, lösungsorientierten, pragmatischen Art war er sicher der richtige Mann am richtigen Ort. Diese langjährigen Engagements sind sinnbildlich für seine Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Ausdauer. Auch Pünktlichkeit war ihm sehr wichtig. Lieber zehn Minuten zu früh als eine zu spät.

Erwin war seine Familie immer sehr wichtig und er war mit ihr eng verbunden. Umso schwerer war es für ihn, als nach seinen Eltern auch seine jüngeren Brüder Benno und Bruno kurz hintereinander verstarben. Besonders traf ihn dann der völlig überraschende Tod seiner Schwester Trudy. Und erst im Januar 2020 musste er auch von seinem Bruder Walter Abschied nehmen.

Praktisch mit der Pensionierung begannen leider auch die gesundheitlichen Probleme. Alle Operationen und Therapien ertrug Erwin mit grosser Geduld. Jammern hörte man ihn nie, aber belastet haben ihn diese Schwierigkeiten durchaus. Die Pensionierung brachte aber nicht nur Krankheit und schwierige Zeiten, sondern auch ganz viel Freude. So legte sich Erwin neue Hobbys zu wie die Freiwilligenarbeit für die WG Fluematt, das Mahlzeitenverteilen bei der Spitex, Kreuzworträtseln, Spiele machen, Lesen und Krimischauen; er kochte vermehrt, pflegte den Garten und blieb weiterhin in seinen Vereinen aktiv. Er genoss es aber auch, einen Gang zurückzuschalten. Viel bedeutete ihm das Grosskinderhüten. Er war für Zoe und Finn ein geduldiger Spielgefährte und verwöhnte sie mit seinen Kochkünsten. Sehr genossen hat er auch die Sommerferien auf dem Campingplatz im Brigerbad: vor allem das tägliche Thermalbaden und das einfache Leben hatten es ihm angetan.

Ende November 2019 erlitt Erwin einen schweren epileptischen Anfall, von dem er sich nur langsam und mit viel Kämpferwillen und guter Pflege wieder erholen konnte. So musste er ganz Alltägliches wie Essen, Sprechen, Gehen etc. wieder neu entdecken. Die drei Monate, in denen er nochmals zu Hause sein durfte, waren für ihn und uns eine sehr schöne Zeit, und wir sind dankbar, dass wir sie mit ihm erleben durften. Am Pfingstsonntag erlitt er einen weiteren Anfall und diesmal konnte er sich nicht mehr erholen. Am 5. Juni 2020 hat sein Herz aufgehört zu schlagen.

Übrigens: Zeitlebens war Erwin ein gepflegtes Äusseres wichtig. Er war gerne schön angezogen und ganz wichtig war es ihm, gut zu riechen und sauber rasiert zu sein. Nach einer äusserst heiklen Gallensteinoperation, kaum aus der Narkose erwacht, sagte er: «So, jetzt muss ich mich aber rasieren!» Eitel jedoch war er nie. So war seine abnehmende Haarpracht stets ein Thema der Ironie für ihn und Anlass für einen träfen Spruch.

Und genau so werden wir ihn in Erinnerung behalten: als humorvollen und sensiblen Menschen und fürsorglichen, ausgeglichen Vater, Grossvater und Ehemann.

Du bleibst fest in unseren Herzen.

Die Trauerfamilie