Nachruf

04. November 2019

Erwin Birrer-Albisser

Luthern

Erwin wurde am 7. Juli 1954 den Eltern Marie und Anton Birrer-Thalmann im Hurtgraben in Luthern geboren. Sein Zwillingsbruder, Toni, ist leider kurz nach der Geburt verstorben. Eine kämpferische Kraft wurde ihm schon damals in die Wiege gelegt. Als kleinerer und schwächerer Bub hat er mit viel Liebe und Zuneigung durch seine Eltern überlebt.

Mit sechs Schwestern und drei Brüdern hat Erwin eine schöne, aber anstrengende Jugendzeit verbracht. Als Ältester der Grossfamilie hat er früh gelernt Hand anzulegen. Er hat schon früh gewusst, wie man mit einer Heugabel oder mit einer Sense umgeht. Zum Spielen hat die Zeit kaum gereicht, und wenn, dann hat Erwin mit dem Nachbarsbub Toni eine Weide gezäunt und grosse Holzklötze waren ihre Kühe. 

Die Schule besuchte Erwin im Luthern Dorf. Ungern sass er im Schulzimmer und vor allem die Hausaufgaben waren ihm ein Graus. Öfters schlief er während den Hausaufgaben abends ein. Seine Klassenkameraden hat er sehr geschätzt und bis zuletzt guten Kontakt gepflegt.

Sein erstes Geld verdiente er bei der Firma Bärtschi in Hüswil. Kurz darauf wechselte er die Arbeitsstelle zu der Firma Alois Birrer Fahrzeugbau Hofstatt. 47 Jahre war er diesem Betrieb treu. Jeden Tag hatte Erwin sein Bestes gegeben und unermüdlichen Einsatz geleistet. Seine Freude an der Arbeit, seine Gutmütigkeit den Arbeitskollegen gegenüber, sein Interesse an der Lehrlingsausbildung und sein gutes Verhältnis zum Chef und den Kunden haben ihn sehr beliebt gemacht. Zahlreiche Lastwagen mit Erwins Handschrift sind auf den Strassen zu sehen. 

Sein erstes Auto war ein grüner Mini Cooper, den er wunderbar aufgepeppt hat, mit einem weissen Filet und einer langen Antenne. Zahlreiche Ausflüge hat Erwin zusammen mit seinen Kollegen Paul und Fritz gemacht, sodass der Benzintank möglichst schnell leer war. Dadurch konnte er wieder Benzin tanken bei der Erni Garage – dort gab es heimlich zum Benzin noch einen Kuss von seinem Schatz Anna.

Schweren Herzens musste er im Frühling 1974 in die Train Rekrutenschule nach Luziensteig einrücken. Das erste Mal weg von zu Hause hat ihm fast das Herz gebrochen. Aber auch diese Zeit hat er gut gemeistert. Er lernte viele gute Train-Kameraden kennen, die er nie vergessen hat.

Einen wunderschöner und unvergesslicher Tag war der 1. Oktober 1977, als Erwin seine Liebste, Anna Albisser vom Ostergau, in der Wallfahrtskirche Luthern Bad vor den Traualtar geführt hat. Er hat den Hochzeitstag nie vergessen und jedes Jahr als Zeichen seiner grossen Liebe seinem Schatz einen Blumenstrauss mit rosa Rosen und Gerberas geschenkt.

Mit seinen Schwiegereltern und seinen fünf Schwagern hat er von Anfang an ein sehr gutes Verhältnis gepflegt. Bei jedem Besuch im Ostergau war Erwin herzlich willkommen.

Die erste Wohnung in Hüswil an der Schmiedmatte hat er mit viel Liebe eingerichtet und mit den Nachbarn von Beginn an einen guten Kontakt gepflegt.

Übergross war seine Freude, als seine Söhne Patrick (1978), Reto (1980) und Stefan (1983) geboren wurden.

Im Herbst 1983 ging ein grosser Traum in Erfüllung: Erwin konnte mit seiner jungen Familie wieder zurück in sein geliebtes Luthertal zügeln. Im Blumenau hat er sich von Anfang an wohl und glücklich gefühlt. Mit viel Liebe hat er die Umgebung gepflegt und sich immer auf den Frühling gefreut, um wieder Geranien zu pflanzen, welche dem «Blumenau» die Ehre gaben. Einen grünen Daumen hat Erwin gehabt und die Geranien mit viel Liebe gepflegt und gedüngt.

Zur Adventszeit hat er sein geliebtes Daheim mit Sternen geschmückt. Dieser Anblick hat viel Wärme und Licht in den Dorfkern ausgestrahlt.

Auch am Dorfleben hat Erwin tatkräftig mitgewirkt: Er war aktiv im Samariterverein und weil es ihm sehr wichtig war, andern zu helfen, war er ein fleissiger Blutspender. Zudem hat er viele Jahre die Feuerwehr bei Bränden und Unwettern unterstützt.

Über 30 Jahre war Erwin Mitglied im Jodlerklub «Echo vom Napf». Eine gute Kameradschaft mit vielen unvergesslichen Auftritten und Jodelfesten durfte er miterleben. Als fleissiger Jodler hat er selten eine Probe oder Auftritt verpasst.

Erwin war ein liebevoller, treubesorgter Papi, der uns immer beigestanden ist. Er hat alle drei Buben auf den richtigen Weg geführt und war sehr stolz über ihre Ausbildungen.

Die wunderschönen Wanderungen in die Berge und die feinen Rahmschnitzel, die er uns gekocht hat wenn Mami in der «Sonne» servierte, werden uns immer in bester Erinnerung bleiben.

Es gab kaum einen Samstag, wo Erwin nicht im «Hurtgraben» seinem Vater behilflich war. Überall hat er Hand angelegt, sei es beim Heuen, im Wald oder beim Reparieren der landwirtschaftlichen Maschinen. Als die Liegenschaft verpachtet wurde, wurde es ein bisschen ruhiger und er hatte mehr Zeit für sich und seine Familie.

Mit schweren Schicksalsschlägen wurde Erwin auch nicht verschont: Am 23. März 1991 verlor er seinen lieben Bruder Markus durch einen schweren Verkehrsunfall. Sein Leben lang haderte er mit diesem Verlust.

Am 27. Juni 2003 musste er Abschied von seinem treubesorgen Vater Anton Birrer und im selben Jahr, am 1. November, von seinem geliebten Schwiegervater Hans Albisser nehmen. Am 22. August 2010 verstarb seine liebe Mutter Marie Birrer. Alle diese traurigen Ereignisse haben Erwin schwer getroffen. Mit viel Liebe und in Gedanken bei ihnen, hat er jeden Samstag eine Kerze an den Gräbern angezündet.

Die Zeit war gekommen, als die Buben auszogen und es ruhiger wurde im Blumenau. Diese Zeit hat er mit Anna genossen.

Zahlreiche und eindrückliche Töfffahrten haben sie zusammen unternommen: die halbe Schweiz und viele Pässe wurden befahren. Sein liebstes Ziel war der Schwarzwald, wo er immer einen Zwischenhalt am idyllischen Titisee machte. Hier durfte der feine Apfelstrudel mit Kaffee nie fehlen. Diese wunderschönen Erlebnisse bleiben Anna in bester Erinnerung.

Leider hatte Erwin im April 2007, fast vor seiner Haustüre, einen Töffunfall. Nach einem Spitalaufenthalt wurde er in die Reha nach Bellikon verlegt. Dort lernte er tolle Kollegen kennen: Hämpu, Beat und Toni mit ihren Familien. Viele gemeinsame und glückliche Stunden haben sie zusammen verbracht.

Jahrelang hat Erwin an seinen freien Samstagen beim «Ottos» in Huttwil die Umgebung gepflegt und das Team mit Gipfeli verwöhnt.

Eine weitere Leidenschaft von Erwin war die Tabakpfeife. Friedlich konnte er zu Hause auf der Terrasse eine Tabakpfeife geniessen. Seine Tabakpfeifen-Sammlung war gross und er hat viel Wert auf eine gute Qualität gelegt. Jedes Exemplar seiner 50 Tabakpfeifen war einzigartig und er wusste genau, welche Tabakpfeife er von wem geschenkt bekommen hat oder wo er diese als Souvenier gekauft hat.

Stolz war er, als Stefan im August 2010 seiner Nicole Loosli und Reto im September 2017 Kim Schultze das Ja-wort gaben. Beide Schwiegertöchter hat Papi in sein Herz geschlossen, als wären es seine eigenen.

Wunderschöne Momente hat Erwin mit seinen Liebsten verbracht. Unvergessen sind uns allen die Ferien auf dem Kreuzfahrtschiff und die Woche im Kiental. Er hat es genossen, mit uns allen in die Berge zu wandern oder einfach gemütlich zusammen zu sein.

Jedes Mal hat er gestrahlt vor Freude, wenn die ganze Familie in das Blumenau nach Hause kam. Er hat uns alle immer mit Speis und Trank verwöhnt.

Seine Grosskinder Lian, Jano und Neo hat er vergöttert. Erwin hat viel mit ihnen unternommen. Sein Herz schlug höher, wenn er mit den Buben spazieren ging, einen Spielplatz oder Tierpark besuchte. Seine Familie war sein Ein und Alles!

Die Diagnose «bösartiger schwarzer Hautkrebs» hat er an seinem 63. Geburtstag erhalten. Ein schwerer Tag, wo ihn seine Familie und Kollegen unterstützt haben. Nur Tiefschläge haben Erwin von da an von Woche zu Woche begleitet. Die Ableger haben seine Lunge befallen und demzufolge musste er den Herbst im Spital verbringen. Mit starkem Willen und unendlicher Kraft hat Erwin das Schlimmste überstanden und sein grösster Wunsch, nach Hause zu gehen, wurde dank der grossen Pflege von Anna erfüllt. Die vielen Besuche und Telefonanrufe von seinen lieben Geschwistern, Verwandten, Nachbarn und Kollegen haben Erwin viel Kraft und Zuversicht gegeben. Er hatte sehr grosses Vertrauen in seine Ärztin Esther Pardo und er hat sich genau an die pünktliche Einnahme der Medikamente sowie die Essenszeiten gehalten. Der erste positive Bericht am 60. Geburtstag von Anna hat ihm wieder neuen Lebensmut und Hoffnung gegeben. Er hat seine Krankheit positiv getragen, nie gejammert und immer gesagt: Ich schaffe das! Viel Energie hat Erwin oft im Badkäppeli geholt. Mit einem stillen Gebet und den Flammen der Kerzen – welche er jeweils für jedes Familienmitglied entzündet hat – hat er sein Leid Mutter Gottes anvertraut. Voller Freude war er, als seine Ärztin ihm erlaubte, wieder halbtags zu arbeiten. Erwin hat wieder Sinn in seinem Leben gesehen, hat Wanderungen unternommen und letzten Sommer mit seinen Liebsten ein paar Tage am Gardasee verbracht.

Leider hat das Schicksal wieder zugeschlagen: Am 4. Oktober musste er sich einer schweren Hirnoperation unterziehen, von der er sich nicht mehr erholen konnte. Seine Kräfte liessen von Tag zu Tag nach. Am Morgen des 6. November schlief Erwin friedlich in den Armen von seinem geliebten Schatz Anna für immer ein. Gerne wäre er noch bei uns geblieben. Gerne hätte er gesehen, wie seine Grosskinder aufwachsen.

Alle die dir im Leben nahestanden sind dir dankbar für all deine Liebe und Fürsorge, die du uns geschenkt hast.

Du wirst immer in unseren Herzen bleiben. Du fehlst uns!