Nachruf

03. Dezember 2018

Erna Bühler-Schumacher

Schötz

Unser Mueti Erna Bühler-Schumacher wurde am 1. Januar 1929 in Hergiswil, Nidwalden, geboren. Als Kleinkind kam sie zur Familie Lingg, Grossdietwil, wo sie zusammen mit den beiden Söhnen der Familie, Toni und Hans, aufwuchs und zur Schule ging. Mueti war eine ausgezeichnete und wissbegierige Schülerin. Die Familie Lingg war für sie ein grosses Glück. Sie wurde wie eine eigene Tochter behandelt und durfte auf dem Bauernhof mit Toni und Hans eine unbeschwerte Kindheit und Jugend verbringen. Zeitlebens pflegte sie eine enge Beziehung zu ihrer Pflegefamilie und für einen Jass bei Linggs in der Weiermatt war sie immer gerne zu haben. Der Tod ihrer Pflegeeltern sowie der frühe Tod von Toni im Jahre 1985 und jener von Hans 1994 erschütterte sie sehr.

Mit 16 Jahren verbrachte unsere Mutter ein Jahr bei einer Familie in St. Moritz, wo sie die Kinder betreute und Gelegenheit hatte, Italienisch zu lernen. Anschliessend arbeitete sie in Sarnen, erneut in der Kinderbetreuung und auch im Geschäft des Arbeitgebers. Später ging sie zurück nach Grossdietwil und arbeitete dort auf der Gemeindekanzlei. Hier lernte sie ihren späteren Ehemann, unseren Vater Josef Bühler aus Schötz kennen. Sie heirateten am 8. Mai 1952 und kauften ein Haus mitten im Dorf Grossdietwil, in dem auch der Dorfladen untergebracht war. Unsere Mutter übernahm den Laden und die Bankfiliale für das Luzerner Hinterland, und unser Vater arbeitete in Langenthal. Unsere Mutter liebte ihr Geschäft, in dem es alles zu kaufen gab, von Lebensmitteln über Merceriewaren, Drogerieartikel, Fotomaterial, Kinderbücher bis hin zu landwirtschaftlichen Produkten.

In der Zeit zwischen 1953 und 1961 kamen wir vier Kinder Elisabeth, Ruedi, Roswitha und Andreas zur Welt. Im selben Haus lebte ebenfalls unsere Grossmutter Margaritha Bühler, die für uns Kinder sorgte. Daneben mieteten auswärtige Lehrerinnen und Lehrer ein Zimmer im grossen Haus unserer Eltern und wurden am Mittag verköstigt. So ging es immer lebhaft zu und her.

1966 erfolgte der Umzug unserer Familie in das neu erbaute Haus in Schötz. Unserer Mutter wurde es mit Haushalt, Kindererziehung und dem grossen Garten nie langweilig. Daneben arbeitete sie noch Teilzeit auswärts im Büro, eine Arbeit, die ihr sehr entsprach. 

Unsere Mutter hatte schon früh gelernt Auto zu fahren, und die Freiheit, die ihr dies gab, schätzte sie sehr. Oft und gerne unternahmen unsere Eltern, nach dem Auszug von uns Kindern aus dem Elternhaus, mit Schwägerin Fanny Lingg und Patensohn Toni grössere und kleinere Reisen in der Schweiz und in Österreich.

Mueti war sehr vielseitig interessiert: an anderen Kulturen, an Politik, an der Wirtschaft. Sie war eine begeisterte Leserin, löste gerne Kreuzworträtsel und schwierige Rechenaufgaben. Auch liebte sie Gedichte. Ihr Wissensdurst war unerschöpflich.

1994 starb unser Vater, und nach einer Zeit der Trauer erfüllte sie sich einen lange gehegten Wunsch. Mit 69 Jahren reiste sie alleine nach Australien, wo sie eine Sprachschule besuchte und anschliessend das Land bereiste. Auf die Skepsis der Mitmenschen reagierte sie mit «Wenn ech vo Schötz of Willisau chomme, de wird ech ou vo Schötz of Australie cho». Noch viele Jahre pflegte sie Kontakt zur dortigen Gastfamilie. Später absolvierte sie zwei weitere Sprachaufenthalte, einen in Malta, den andern in Spanien.

In der Zeit von 1983 bis 2000 wurden die sieben Grosskinder Jennifer, Eileen, Felix, Marius, Sarah, Sämi und Simon geboren. Da unsere Mutter eine Wohnung im Haus des Sohnes Andreas und seiner Familie hatte, pflegte sie zu den Grosskindern Sarah, Sämi und Simon, ganz besonders zu Sämi, eine nahe und innige Beziehung. Unsere Mutter erzählte den Kindern gerne Geschichten, hatte stets ein offenes Ohr und viel Zeit für sie. Sie brachte ihnen das Jassen bei, spielte mit ihnen und unternahm mit Sämi kleinere Velotouren. Andy, Marianne und die Kinder waren für sie der Mittelpunkt, eine grosse Freude und ihr Stolz. Als ihre Altersbeschwerden zunahmen, wurden sie für unsere Mutter zu einer unverzichtbaren Stütze. 

Die Veränderung von der lebhaften, selbständigen Frau zu einem Menschen, der je länger je mehr Schwierigkeiten mit dem Sprechen und dem richtigen Einordnen von Situationen hatte, war sowohl für sie wie auch für die Familie und die Umgebung anfänglich schwer zu begreifen. So sagte sie einmal, dass sie ja nicht mehr richtig denken und sprechen könne und weinte bitterlich. 

Im Juli 2010 trat unsere Mutter ins Alters- und Pflegeheim Violino in Zell ein, wo bereits Josy, ihre Freundin aus Kindertagen, lebte. Das Pflegeteam und unsere Mutter hatten eine schöne Beziehung zueinander. Sie schätzte es, verwöhnt und ernst genommen zu werden. Rita Iseli aus Schötz besuchte sie all die Jahre regelmässig alle 14 Tage im Heim und wurde so für unsere Mutter zu einer wichtigen Vertrauensperson.

Am 22. Oktober durfte Mueti nach einem langen und interessanten Leben friedlich und ohne Schmerzen einschlafen. 

Liebes Mueti, wir danken dir für das, was du uns geschenkt hast und schlies­sen dich in unser Gebet ein.

Deine Familie